WAS WERDEN DIE LEUTE SAGEN

„WAS WERDEN DIE LEUTE SAGEN“ von Iram Haq (R + B; Norw/D/Schweden 2017; K: Nadim Carlsen; M: Lorenz Dangel; Martin Pedersen; 107 Minuten; deutscher Kino-Start: 10.05.2018); schon mit ihrem Debütfilm „I Am Yours“ (2013) erzählte die pakistanisch-stämmige Drehbuch-Autorin und Regisseurin IRAM HAQ vom Leben einer jungen pakistanischen Mutter, die in Norwegen lebt. In „Was werden die Leute sagen“ geht es um autobiographische Motive aus ihrem eigenen Leben, denn wie ihre 15jährige Hauptakteurin Nisha (MARIA MOZHDAH) wurde auch sie einst von ihrem Vater von Norwegen zurück nach Pakistan geschickt.

Du bist gute 15, lebst aber in einem komplizierten Doppelleben. Im norwegischen Exil, das jetzt Heimat bedeutet. Wohin die Familie geflüchtet ist. Du unterwirfst dich den strikten Traditionen und häuslichen (Moral-)Werten innerhalb der pakistanischen Familie. „Draußen“ aber, zusammen mit den schulischen Freunden, bist du ein ganz normaler Teenager. Nisha spielt Basketball, sie tanzt, flirtet und fetet gerne. Als ihr strenger Vater sie eines Tages mit ihrem Freund (beim Knutschen) erwischt, rastet er aus. Verprügelt den Jungen und beschimpft seine Tochter in der Annahme, dass sie Sex hatte. Und will ein Exempel statuieren, was in der pakistanischen Gemeinde auf große Zustimmung stößt von wegen „Abschreckungs-Beispiel“: Nisha wird von ihren Eltern gekidnappt und nach Pakistan gebracht. Ihre Eltern, vor allem ihr autoritärer Vater, stellt Ehre und Tradition über das Wohl seiner Tochter. Die sich – zunächst – in ihrer Herkunftsheimat sehr unwohl fühlt. Doch nach und nach entdeckt sie auf ihre sensible, kluge Weise Land, Leute und die einheimische Kultur. Dennoch – „richtig“ heimisch wird sie nicht. Weil sie es nicht will.

Ein kleines großes Drama. Einfühlsam und nachvollziehbar-spannend und differenziert gezeichnet, dank der ungemein nahegehenden Interpretation durch die Leinwanddebütantin MARIA MOZHDAH als Nisha. Überzeugend wie ergreifend. Und davon intensiv erzählend, in welchem kulturellen Dilemma die Generation Nisha steckt, weil sie ein eigenes, selbstbestimmtes Leben führen möchte. Was ihr aber von der eigenen Sippe verwehrt wird. Dabei vermeidet die Autoren-Regisseurin Klischee-Attacken ala „schreckliche Eltern“ oder „armes Mädchen“, sondern zielt genau in die schwierige Identitäts-Balance, mit der das Thema angemessen „übernehmbar“ wird. Ein starker kluger Film (= 4 PÖNIs).

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