VORNE IST VERDAMMT WEIT WEG

PÖNIs: (4/5)

„VORNE IST VERDAMMT WEIT WEG“ von Thomas Heinemann (Co-B; Co-Produzent + R; D 2007; Co-B + Co-Produzent: Frank-Markus Barwasser; K: Klaus Eichhammer; M: Peter Licht, George Garcia, Sven Meyer; 97 Minuten; deutscher Kino-Start: 20.12.2007); einem fränkischen Theater-Autoren und -Regisseur, der den Film gemeinsam mit dem 47-jährigen Würzburger Kabarettisten FRANK-MARKUS BARWASSER alias „ERWIN PELZIG“ schrieb. Und diese, 1993 erstmals präsentierte Kunst-Figur aus dem Kabarett und Fernsehen, steht denn auch im Mittelpunkt des hintergründigen deutschen Gesellschafts- und Satire-Spaßes.

Erwin Pelzig, der notorisch-liebenswürdige Anarchist und Nachbar. Der gerne nachbarlich kontaktet, dabei aber seinen Kumpel und 7-fachen Familien-Vater Griesmaier (PETER LOHMEYER), versehentlich natürlich, außer Gefecht setzt. Kurzerhand übernimmt ER dessen Chauffeur-Stelle beim Unternehmensboss Eduard Bieger (klasse-belämmert-zurückhaltend-punktum: PHILIPP SONNTAG). Der Chef der Einkaufswagen-Firma ist soeben von einer monatelangen Kur zurück. Und muss staunend mit-erleben, wie seine Tochter gerade dabei ist, das Unternehmen – und sich – an eine windige Finanz-„Heuschrecke“ namens Kienze zu verscherbeln. Der dann ALLES gen Asien höchst-profitabel auszulagern gedenkt. Die Menschen, die dabei arbeitslos werden/ihren Arbeitsplatz verlieren, bezeichnet er zynisch als „emotional baggage – emotionales Gepäck“. Ein glatter Scheißhaus-Macher-/Macker-Typ (prächtig: TOBIAS OERTEL). Aber da gibt es ja noch den unerschütterlichen Pelzig. Der nicht aus der Aufregung/Hektik zu bringen ist und immer „dran bleibt“. Außerdem tritt ja auch noch Frau Chantal mit-an/-auf. Die war einst Wirtschaftsanwältin und ist jetzt Edelhure. Mit denselben Klienten (CHRISTIANE PAUL endlich nicht mehr nur als ewig-nettes Grinse-Monster-Girl, sondern als „robust-überzeugendes Klasse(n)-Weib“; dies ist einer ihrer besten Leinwand-Auftritte überhaupt). Der Narr/der Tölpel, die Nutte und das deutsche Wirtschaftsleben.

Barwasser-Pelzig mit viel vortrefflichem Proll- und (Gerhard-)Polt-Charme. Der Kabarettist und Träger des Bayerischen Fernsehpreises verknüpft mit seinem langjährigen Autoren und (Theater-)Regisseur Thomas Heinemann schwergewichtige Themen wie Arbeitslosigkeit, Globalisierung und Aktienmärkte mit dem beißenden Humor einer durchtriebenen Wort- und Spott-Komödie. Dabei ist der Film keine kabarettistische Nummernrevue, sondern eine klug durchdachte, böse Deutsch-Geschichte, mit viel Aktualitäts-Geschmack. Pelzig kommt dabei wie ein zünftiger, unbeirrbarer, wunderbar-sturer Störer/Fremdkörper daher, der „die Ungerechtigkeiten“ nicht aushalten will, deshalb diese vehement wie störrisch attackiert und hinterfotzig ad absurdum führt. Ein hundsgemein-unanständiger Klage-Film als beeindruckender Werte-Kommentar. Und: Ein hervorragend-beißender Kommentator zur momentanen Stimmungs-Lage im Volk und in der kapitalen Welt.

ENDLICH EINMAL EIN DEUTSCHER FILM MIT ROTZ-KOMISCHEM POLIT-BLICK und TOLL-FRECHEM POLIT-GEFÜHL. Der Film tut RICHTIG KOPF- UND BAUCH-GUT (= 4 PÖNIs)!

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