UNSERE OZEANE

UNSERE OZEANE“ von Jacques Perrin und Jacques Cluzaud (Co-B + R; Fr 2006-2009; Co-B: Francois Sarano; Stéphane Durand; Laurtent Debas; K: Philippe Ros; Luc Drion; Laurent Fleutot; Simon Christidis; Luciano Tovoli; M: Bruno Coulais; 100 Minuten; Start D: 25.02.2010); nur wenige Filmemacher verfügen über die Sensibilität und über die künstlerische Kreativität, um GANZ BESONDERE aktuelle Naturfilme herzustellen. Diese beiden französischen Regisseure verfügen „über diesen speziellen Blick“ auf DIE, auf unsere Natur. Das haben sie mit ihren dokumentarischen Meisterwerken und Kino-Erfolgsfilmen „Mikrokosmos – Das Volk der Gräser“ (1996, prämiert mit 5 „Cesars“, den „französischen Oscars“) und mit „Nomaden der Lüfte – Das Geheimnis der Zugvögel“ (2001; „Oscar“-Nominierung + zig „Cesar“-Trophäen) bewiesen. Der heute 68jährige Jacques Perrin, den wir auch als Schauspieler kennen („Z“ von Costa-Gavras/1969; „Cinema Paradiso“/1989 als der erwachsene Salvatore), hat nun, gemeinsam mit seinem Partner Jacques Cluzaud, erneut für eine außergewöhnliche wie einzigartige Hymne auf die Natur gesorgt, diesmal mit dem Rundumblick auf die Welt unterhalb der Wasseroberfläche.

Unser Planet nennt sich zwar Erde, doch der größte Teil der Oberfläche auf unserem Globus besteht bekanntlich aus WASSER: 71% der Erdoberfläche sind von Meeren bedeckt, den Ozeanen und deren Nebenmeeren. DAS MEER ist Lebensblut und Geburtsstätte allen Lebens auf der Erde. Wenn die biologische Vielfalt der Ozeane weiter abnehme sollte, werden die Menschen die Folgen spüren: Stirbt das Meer, werden auch wir aufhören zu existieren. „Kooperation“ ist also angesagt. Doch WIE, wenn nur ein Drittel „Landfläche“ vorhanden ist, auf der sich immer mehr konsumierende Menschen drängeln? Doch Perrin & Cluzaud halten sich nicht mit Vorreden auf, wollen keineswegs oberlehrerhaft belehren oder gar „trockenen Bildungsstoff“ vermitteln, sondern durch ZEIGEN „sprechen“. „Ozean? Was ist das – ein Ozean?“, fragt eingangs ein kleiner Junge, bevor es sogleich an die tobende Sturm-See vor der bretonischen Küste geht. Der Lärm ist gewaltig, dann sinkt die Kamera unter die Wasseroberfläche, und auf einmal wird es ganz still. Was dann in den gut 100 Minuten folgt, ist SO NOCH NIE GESEHEN, ERLEBT worden. Bilder als Argumente. Für eine überwältigende Welt. „Eine Oper der Wildnis“, lautet eine Kollegen-Überschrift. Auf der tierischen Wasserbühne erleben wir, begleitet von den angenehm-unaufdringlichen Musiktönen eines BRUNO COULAIS („Die Kinder des Monsieur Mathieu“) sowie durch das originale „Sound-Design“ der Tiere (etwa beim „Gesang der Wale“), magische, poetische, sinnliche, berührende, überwältigende Motive. Deren Einzelschilderungen ich mir erspare, denn DIE MUß man selbst sehen, fühlen, genießen, erleben.

Mittels moderner Technik und neuesten Unterwasserkameras entsteht mal eine mitreißende Dynamik, mal eine Nähe zu den Lebewesen, ohne daß es sensationsheischend oder aufdringlich oder „zuviel“ wird. Spannende Gedanken, unterhaltsame Informationen, grandiose Bilder als Emotionen-pur: „Wir wollten neue Empfindungen auslösen und wirklich grundlegende Kenntnisse über die Ozeane und ihre Bewohner vermitteln“, erklärt Jacques Perrin, der im Original auch als Sprecher vermittelt (in der deutschen Fassung ist es MATTHIAS BRANDT). In der wohl beeindruckendsten Einstellung des Films beweisen die Macher nicht nur cinematographische Brillanz und filmische Erzählkraft, sondern auch symbolisches Feingefühl, wenn im Auge einer Riesenschildkröte sich der entfernte Start einer Ariane-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof im südamerikanischen Französisch-Guayana spiegelt. Der schmale Grat zwischen Natur und Technik, zwischen Ursprung und Neuzeit, zwischen Tier und Menschheit. Allerdings ohne Depressionsstimmungen, ganz im Gegenteil: „Soviel Schönheit und Harmonie, die vielleicht durch unsere Schuld verschwindet, kann niemanden gleichgültig lassen. Wir glauben, durch diese wunderbaren Bilder mehr bewirken zu können als durch Schock-Aufnahmen“ (J. Perrin).

Dennoch werden vor den zunehmenden negativen Auswüchsen und Meeres-Belastungen keineswegs die Kamera-Augen verschlossen: Etwa, wenn der viele Plastik-Müll an der Wasseroberfläche „herumtanzt“ und zur Bedrohung für die Unterwasser-Bewohner führt oder durch das Auslegen meterlanger Netze im Meer, in denen sich Delphine, Schildkröten und andere Meeressäuger verfangen. In der französischen Version ist eine Szene enthalten, bei der einem Haifisch eine Flosse abgeschnitten und das noch lebende Tier ins Meer zurückgeworfen wird (für die deutsche Fassung wurde sie herausgeschnitten, um die Freigabe ab 6 Jahren zu bekommen). 4 Jahre haben die Filmemacher mit ihrem Team, bestehend aus Tauchern, Wissenschaftlern und Technikern, an insgesamt 54 Drehorten auf dem ganzen Planeten gedreht (u.a. in Cornwall/GB; Lofoten/Norwegen; Aliwall Shoal/Südafrika; Yongala Wreck/Australien; Port Banks/Alaska; San Clemente/Kalifornien; Azoren/Portugal…..), um diese 50 Millionen EURO-Produktion zu realisieren. Entstanden ist ein phantastischer Abenteuerfilm, der tiefe Gefühle für eine Welt entwickelt, die wir SO noch nie betrachtet haben dürften, die es NATÜRLICH zu schützen, zu bewahren gilt. Packend, bewegend, großartig, aufwühlend: Der Film „Unsere Ozeane“ ist atemberaubend schön UND herrlich sinnvoll! (= 5 PÖNIs).

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