DER UNGLAUBLICHE HULK

PÖNIs: (2/5)

„DER UNGLAUBLICHE HULK“ von Louis Leterrier (USA 2007; B: Zak Penn; nach den gleichn. Marvel-Comics; K: Peter Menzies Jr.; M: Craig Armstrong; 112 Minuten; deutscher Kino-Start: 10.07.2008); einem französischen Regisseur vom Jahrgang 73, der durch die in Co-Produktion Frankreich/USA hergestellten Action-Movies “Transporter“ (2002) und “Transporter 2“ (2005) bekannt wurde. Hier nun wird mal wieder eine Legende aus dem berühmten Comic-Haus MARVEL bemüht.

Zu den populärsten Titeln bzw. Helden von dort zählen bekanntlich Figuren wie SPIDER-MAN, DIE FANTASTISCHEN VIER, CAPTAIN AMERICA, IRON MAN, aber auch Die X-MEN, die erfolgreichste amerikanische Comic-Serie der 90er Jahre. Der erste Band von HULK wurde im Mai 1962 von Stan Lee & Jack Kirby veröffentlicht. Im Brennpunkt der Story steht der Nuklearphysiker DR. BRUCE BANNER, der sich nach einem Unfall mit einer Gamma-Bombe bei jedem Anflug von Wut in ein rasendes Monster verwandelt. Dabei gerät der überdimensionale Kraftprotz infolge der Zerstörungen, die er hinterlässt, des Öfteren an bewaffnete Streitkräfte. Obwohl Hulks Hautfarbe im Verlauf seiner Geschichten variiert, wird er meistens GRÜN dargestellt.

Die Comics wurden auch immer wieder filmisch adaptiert: Zunächst entstanden eine Reihe von TV-Animationsserien, dann erlangte die TV-Serie “Der unglaubliche Hulk“, die zwischen 1978 und 1982 mit BILL BIXBY als Dr. David Bruce Banner und dem Bodybuilder LOU FERRIGNO als Hulk realisiert wurde, weltweite Berühmtheit. Die erste Hollywood-Verfilmung Titel: “HULK“ – entstand 2003 unter Regie von Ang Lee (“Sinn und Sinnlichkeit“; “Der Eissturm“; “Tiger & Dragon“, später bekanntlich “Brokeback Mountain“), hatte weniger mit Comic-Bildern und mehr mit einer Art Charakterstudie zu tun, in welcher der Vater-Sohn-Konflikt dramaturgischer Mittelpunkt war und bei der die Spezialeffekte um diese hitzköpfige Comic-Figur zur Nebensache gerieten. Folglich war der mit Eric Bana, Jennifer Connelly, Sam Elliott und Nick Nolte hauptrollenbesetzte Film “nur begrenzt“ erfolgreich.

Der neue Film schließt nun inhaltlich an den Vorgänger an: Damals zog sich Bruce Banner schließlich nach Südamerika zurück, um fernab der Heimat ein halbwegs “normales Leben“ führen zu können. Diese Idee greift “Der unglaubliche Hulk“ in seinen ersten Vorspann-Motiven auf und lässt den heutigen Hauptakteur EDWARD NORTON als einfachen Fabrikarbeiter in den brasilianischen Ferias agieren. Damit aber sind auch eventuelle Parallelen zum Vorläufer erledigt, denn der Franzose Leterrier sieht natürlich seine filmische Hauptaufgabe darin, es andauernd richtig krachen zu lassen.

Aber der (neuen) Reihe nach: Normalerweise setzen Superhelden ihre Kräfte gerne dafür ein, die (Comic-)Welt ein bisschen gerechter werden zu lassen. Wuseln tagsüber zumeist als verschüchterte, verklemmte, unauffällige Alltagstypen herum, um dann nachts – z.B. uniformiert im schickem Leder-Outfit – mächtige Bösewichte zur Strecke zu bringen. Seit kurzem ist aber auch DAMIT Schluss, denn mit “Hancock“ haben wir soeben eine Heldenfigur auf der Leinwand kennengelernt, die, zunächst, moralisch reichlich verkommen und – anfangs – ziemlich übel drauf ist. Jetzt also Anti-Comic-Held 2: HULK. Der ist grün, groß und ebenfalls, vorsichtig betrachtet, nicht sehr gut drauf. Das liegt vor allem daran, dass er kein Held sein mag. Der will gar keine Superkräfte besitzen. Anstatt seine Macht genüsslich auszunutzen und “zu verbreiten“, will der eigentlich friedliebende Wissenschaftler nichts als seine Ruhe und schon gar nicht etwa als Kampfmaschine für militärische Zwecke herhalten bzw. missbraucht werden. Genau dies aber hat sein Erzfeind, General Thaddeus Ross (WILLIAM HURT) vor. Er will dieses Doppelwesen – das bei extrem hohen Blutdruck zum Hulk-Monster mutiert – als eine “menschliche Maschine“ benutzen, zu einem “perfekten Soldaten“ heranziehen. Also geht die (Verfolgungs-)Jagd sogleich los. Mit viel Zerstörungspotenzial. Erst in Brasilien, dann Zuhause in den USA. Blei, Beton, Explosionen, Groß-Feuer beherrschen die laute Szenerie. Ab und zu beruhigt sich die hektische, bleihaltige Schrei- & Rechner-Party und lässt Edward Norton auftauchen.

Der 38-jährige Mime hat sich mit hervorragenden Auftritten in Filmen wie “Roter Drache“, “Fight Club“, “American History X“ und “Zwielicht“ (wo er Richard Gere 1996 vorzüglich Paroli bot) zu einem charismatischen, reizvollen Hollywood-Hochkaräter hochgearbeitet und erreicht auch hier in den ruhigen Passagen Neugier, Interesse, Anteilnahme. Weil aber auch er hier nur “Mittel zum Zweck“ ist bzw. lediglich Verbindungspersonal zu neuen Action-Ufern darstellt, wirkt er letztlich routiniert-unterfordert. “Ich will ihn nicht kontrollieren, ich will ihn loswerden“, ruft er als Dr. Banner einmal verzweifelt seiner Freundin zu, und da wird es für einen Moment mal richtig spannend, interessant, berührend. Aber DAS vergeht sehr schnell. Denn das Problem-hier lautet: Was soll an einem hässlichen Helden-Typ in der Mischung aus Tarzan/King Kong/Frankenstein/Godzilla und Arnold Schwarzenegger interessant sein, wenn der sich selbst überhaupt nicht ausstehen kann? Wenn der nur “zwangsläufig“ wie angewidert ausrastet und loslegt?

Sein Gegenüber-hier, der Elite-Soldat Blonsky (TIM ROTH/“Die Legende vom Ozeanpianisten“), hat es da schon einfacher, der DARF als machtgieriges Teilzeit-Monster ganz doll ausflippen und Hulk zum finalen Zweikampf herausfordern. Was sich dann aber auch wie Schon-Viele-Male-Gesehen anschaut, wenn die gigantischen Computer-Prolls aufeinander losprügeln.

Och nö, lautet die Bilanz dieses ziemlich plan- wie ideenlosen Klotz-Spektakels. In dem dann übrigens auch noch LIV TYLER (“Armageddon“) mitspielt, die gerade mit Diane Kruger (“Das Vermächtnis des geheimen Buches“) wieder einmal um den Titel als “schlechteste Schauspielerin der Gegenwart“ streitet (= 2 PÖNIs).

Teilen mit: