Then she found me

Filmische DVD-Entdeckungen zu machen, bereitet Spaß. Vor allem, wenn es sich – wie jetzt erneut – um niveauvolle Produktionen handelt, die bei uns vom Kino ignoriert wurden und demzufolge ihre deutsche Premiere im hiesigen Heimkino erleben. Um solch eine amerikanische Produktion handelt es sich bei dem 2007 für schätzungsweise „geringe“ 3,5 Millionen Dollar in New York City und in Pennsylvania hergestellten Film

THEN SHE FOUND ME“ von und mit HELEN HUNT (USA 2007; 97 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 18.06.2009).

Zur Person: Helen Hunt; L.A.-Kalifornierin des Jahrgangs ´63 und seit 1997 weltweit ein 1 A-Schauspielerinnen-Begriff; seitdem sie, als Partnerin von JACK NICHOLSON, die alleinerziehende Kellnerin Carol in der Komödie „BESSER GEHT´S NICHT“ spielte und dafür – ebenso wie Nicholson – den „OSCAR“ zugesprochen bekam. Danach hatte sie weitere Glanzauftritte in „Was Frauen wollen“ (2000/mit Mel Gibson) und vor allem in der hinreißenden Woody-Allen-Komödie „IM BANN DES JADE SKORPIONS“, wo sie 2001 dem Meister himself, also Allen, darstellerisch wie dialog-köstlich kräftigst Paroli bot.

Etwa 10 Jahre hat sie nach eigenen Angaben gebraucht, um ihren ersten EIGENEN Film fertigstellen zu können. An dem ist sie sowohl als Co-Drehbuch-Autorin wie auch als Co-Produzentin wie auch als Regisseurin UND auch als Hauptakteurin beteiligt; es ist also RUNDUM IHR (Herzblut-)PROJEKT. Die 44jährige adaptierte den gleichnamigen (unbekannten) Roman der Schriftstellerin Elinor Lipman und setzt dafür den folgenden Sinn-Satz (wie sie im Bonusmaterial erklärt) voran: „DU KANNST NICHT WIRKLICH LIEBEN, WENN DU NICHT AUCH DEN VERRAT AKZEPTIERST“. Erzählt wird die Geschichte von April Epner. DIE ist 39, arbeitet als Pädagogin („Ich bin nur Lehrerin“), hat vor einiger Zeit geheiratet und wünscht sich nichts sehnlicher als ein Baby. Doch es „klappt“ nicht. Ein Kind zu adoptieren aber lehnt sie kategorisch ab, weil sie selbst als Kind adoptiert wurde. Dann aber wird es „traumatisch“, als ihre „energische“ Adoptivmutter stirbt, ihr netter, aber nie „erwachsen“ gewordener Ehemann abhaut und zu seiner Mutter zurückkehrt und ihre leibliche Mutter „drängend“ auftaucht. Zudem lernt sie auch noch den zwar verbitterten, aber keineswegs unsympathischen wie alleinerziehenden „L.A.-Engländer“ Frank kennen, den Vater eines ihrer Klein-Schüler. Kurzum: „THEN SHE FOUND ME“ ist ein kleiner, warmherziger, gefühlvoller Film um die privaten Gefühle von privaten Menschen. Die lernen müssen/wollen, mit ihren emotionalen Alltagsverletzungen klarzukommen und wieder Vertrauen zu Anderen zu fassen.

Das könnte emotional wie darstellerisch wie inszenatorisch und überhaupt 08/15-banal, kitschig und langweilig sein, wenn ES nicht in die „richtigen Hände“ gekommen wäre. Helen Hunt schuf daraus ein Herz-Schmerz-„Kribbel“-Movie, das angenehm empfindlich, spannend-emotional und darstellerisch ansprechend ´rüberkommt. „Then She Found Me“ bietet ein „schmuckes“ Gefühls-Chaos von Normalos, das durchweg interessiert und angenehm unterhält. Weil er mit sensiblen Pointen durchsetzt und stilvoll inszeniert ist. Und weil die namhaften Akteure stimmungsvoll mitmischen: BETTE MIDLER als „wiederkehrende“ Mutter zeigt endlich einmal wieder kraftvolle filmische Präsenz; COLIN FIRTH (2 x bei „Bridget Jones“, 1 x bei Meryl Streep´s-„Mamma Mia!“) bedient einmal mehr den herrlich angekratzten Vorzeige-Briten vorzüglich; MATTHEW BRODERICK (unvergessen: „Ferris macht blau“/1986) zelebriert genüßlich den softigen Loser-Gatten; während „Chefin“ HELEN HUNT von wunderbar dominanter Seelen-Kraft ist. Und wenn dann zwischendurch auch mal der unvergessene STEVE McQUEEN im väterlichen Gespräch ist, kneift es ganz schön augenzwinkernd prima.
Kurzum: Ein feiner Tragik-Spaß mit viel charmantem Tiefgang.
Anbieter: „Planet Media Home Entertainment“.

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