THE FOREIGNER

„THE FOREIGNER“ von Martin Campbell (China/GB 2016; B + Co-Produzent: David Marconi; nach dem Roman „The Chinaman“ von Stephen Leather/1992; Co-Produzent: Jackie Chan, K: David Tattersall; M: Cliff Martinez; 114 Minuten; Heimkino-VÖ: 23.02.2018); hier versammelte sich ein namhaftes Team vor wie hinter der Kamera, um einen etwas behäbig anlaufenden, dann immer besser werdenden Action- und Polit-Thriller in Bewegung zu bringen. Der aus Neuseeland stammende Regisseur MARTIN CAMPBELL, Jahrgang 1943, inszenierte 1995 „James Bond 007 – Goldeneye“, den Debütfilm mit Pierce Brosnan als James Bond; außerdem war er auch 2006 der Spielleiter des sehr erfolgreichen Bond-Films „Casino Royale“, bei dem Daniel Craig erstmals den Agenten Ihrer Majestät spielte. Der Ire PIERCE BROSNAN, 64, war zuletzt in einigen mittelmäßigen oder schwächeren Produktionen zu sehen, die mitunter gar nicht mehr das Kino erreichten, sondern hierzulande gleich fürs Heimkino programmiert wurden („No Escape“/s. Heimkino-KRITIK; „Survivor“/s. Heimkino-KRITIK und: „Hacked“/s. Heimkino-KRITIK). In seinem neuesten Streifen paart er sich mit dem 63jährigen chinesischen Star und buchstäblichen Hau-Degen JACKIE CHAN („Rush Hour 1-3“), dessen darstellerischer Weg sich langsam aber sicher in Richtung Charakter-Mime mit nur noch „teilweisen Action-Ausrastern“ bewegt. Und hinter der Kamera war hier der Brite Star DAVID TATTERSALL, 57, tätig, dessen Arbeitsliste immerhin Filme wie 3 x „Star Wars“ (Episode 1-3), den James Bond-Thriller „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) oder den zweiten „Lara Croft“-Streifen; „Tomb Raider – Die Wiege des Lebens“ von 2003 – umfasst. Ein Team also, bestehend aus routinierten Playern.

Sie gehört zu den ältesten Terror-Organisationen innerhalb der westlichen Welt und kämpfte über neun Jahrzehnte lang für ein vereintes, unabhängiges Irland, die Irisch-Republikanische Armee (IRA). Nach dem Friedensabkommen ist der stellvertretende Ministerpräsident von Nordirland Liam Hennessy, ein ehemaliges führendes IRA-Mitglied (PIERCE BROSNAN), bemüht, den ausgehandelten Friedensprozess aufrecht zu halten. Als eine Bombe in London explodiert, bekennt sich die neue Organisation „Authentic IRA“ dazu. Fortan ist es mit der Ruhe in Britannien und Irland vorbei. Hennessy erkennt aber die Chance, von der britischen Politik die Endlich-Freilassung von ehemaligen IRA-Kameraden einzufordern, im Gegenzug will er garantieren, dass die „neuen“ Terroristen baldigst überführt, sprich: ausgeschaltet werden.

Aber, eine weitere Alarm-Baustelle tut sich auf: Weil der unscheinbare, 60jährige Restaurantinhaber Ngoc Minh Quan (JACKIE CHAN), britischer Staatsbürger, in das Geschehen mit-eingreift. Der ehemalige Elite-Soldat, vor vielen Jahren ausgebildet bei den US-Special-Forces, hat bei dem Terroranschlag seine (dritte und letzte) Tochter verloren und will – beharrlich – die Namen der Bombenleger erfahren. Niemand nimmt ihn so ganz „voll“. Und schon gar nicht „ernst“. Als er auch bei Liam Hennessy auftaucht, aber auch hier nicht weiterkommt, unternimmt er selbst eigene „Aktionen“. Und provoziert damit die sowieso schon angespannte Stimmung. Auf vielen Seiten. Dann erschüttert eine weitere Bombenattacke, auf einen Londoner Doppeldeckerbus, die aufgehitzte Atmosphäre vollends. Und offenbart inzwischen viel mehr Fronten als gedacht. Auch zutiefst private.

Pierce Brosnan (deutsche Stimme: Frank Glaubrecht) als aalglatter Nadelstreifen-Macher und politischer Strippenzieher Hennessy, der sich für unantastbar hält, doch nun selbst in erhebliche Bedrängnis gerät, und Jackie Chan (deutsche Stimme: Stefan Gossler) als gealterter, aber immer noch zäher und draufgängerischer „Rambo“, sind die Kontrahenten an der Rampe. Gleich neben ihnen tauchen immer mehr Figuren auf, die selbst ihr eigenes – profitables – Geschäft mit Politik, Ideologien und viel Action-Wut ausüben. Die Schnittmenge von Gut/Böse hat sich längst vermischt. Taucht nur noch verwischt auf. Jeder hat – oder bekommt – viel mörderischen Dreck am Stecken.

Eine anfangs etwas holprig eingeführte, dann immer brisanter werdende Spannungsgeschichte um verkommene Werte wie Doppelmoral, Geld- und Macht-Gier. Sex für Crime. Für irgendeine „gute“ politische Ausrichtung oder für den ständigen emotionalen Kick. Oder für beides. Mittendrin: Genauso verkommene wie vornehme Führungs-, sprich Leit-Figuren. Sowie der von ihnen beauftragte hohle Pöbel. Zuständig für die aggressive Hand-Arbeit.

„The Foreigner“, „Der Ausländer“, entpuppt sich als listiger, stimmungs-potenter Thriller, dessen doppeldeutige Handhabungen mit viel Raffinesse durchsetzt sind, wobei allerdings die ihn begleitenden zahlreichen Action-Motive sich oftmals als plump oder nur beliebig zeigen. Da wäre weitaus mehr Sorgfalt angebracht. Dennoch: Ein spannendes Zwitter-Movie mit zwei extrem verschiedenen Kerlen in Kampf-Posen: Brosnan setzt lieber auf zynische Taktik, Chan dagegen auf seine bewährten Fäuste, in denen sich bisweilen auch Waffen befinden (= 3 1/2 PÖNIs).

 

 

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