THE DARK KNIGHT RISES

PÖNIs: (4,5/5)

„THE DARK KNIGHT RISES“ von Christopher Nolan (Co-B; Prod. + R; USA 2011; Co-B: Jonathan Nolan/Bruder des Regisseurs, David S. Goyer; K: Wally Pfister; M: Hans Zimmer; 164 Minuten; deutscher Kino-Start: 26.07.2012); den Amis geht es bekanntlich seit geraumer Zeit “nicht so gut”. „Friedens“-Kriege, Banken-Krise(n), Dollar-Verschuldung zuhauf. Große Umweltschäden. Ausgelöst durch: die ungebremste Gier. Den kapitalistischen Terror. Die gemeine, ungerechte Politik. Depressionsstimmung(en). Mit Folgen: viel Armut, noch mehr Wut. Die soziale gesellschaftliche Schieflage (er-)fordert: HELDEN. Der Verlag DC COMICS, gegründet 1934, ist neben „Marvel Comics“ einer der größten US-amerikanischen Comic-Verlage der Welt. Zählt Helden wie Clark Kent (= Superman), Bruce Wayne (= Batman), Green Lantern, Wonder Woman und auch Catwoman zu seinen Aktiven. Unter dem Signum „The New 52“ wurden jetzt alle Serien des DC Verlages neu gestartet. Aber nicht mit den alten Uralt-Stories aus den Anfängen, etwa von 1939, als Batman erstmals auftauchte, sondern quasi im „Jahr null“. Als Heute-Update. Übrigens auch hierzulande, denn der deutsche „Panini“-Partnerverlag hat Mitte Juni 2012 die „52“-Stories auf Deutsch herausgebracht.

Wer sich mit dem finalen Film der Batman-Trilogie von Christopher Nolan befasst, kennt natürlich die ersten beiden Filme: „BATMAN BEGINS“, Erscheinungsjahr 2005 (s. Kino-KRITIK) sowie „THE DARK KNIGHT“, im Sommer 2008 in die Kinos gekommen (s. Kino-KRITIK). „The Dark Knight“, der insgesamt 7. eigenständige Batman-Kinospielfilm in der Filmgeschichte, gilt als der beste BATMAN-Film aller Zeiten. Künstlerisch wie geschäftlich. Mit über einer Milliarde Dollar befindet sich dieser derzeit auf Platz 12 in der Liste der Filme mit den höchsten Einspielergebnissen aller Zeiten. „The Dark Knight“ war für acht „Oscars“ nominiert; neben dem Tonschnitt wurde Nebendarsteller HEATH LEDGER, der am 2. Januar 2008 im Alter von nur 28 Jahren verstarb, für seinen Part als „Joker“-Bösewicht posthum geehrt. „The Dark Knight“ endete mit einem Desaster. Für Batman. Denn ihm wird der Tod des Ehrenmannes, Staatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhart), angelastet. Dass DER aber, als „Two-Face“, die Seiten gewechselt hatte und als Joker-Jünger zur Bedrohung für Gotham City wurde, bleibt offiziell und öffentlich verborgen. Um die „innere Sicherheit“ der Stadt nicht zu gefährden. Batman gilt fortan als Mörder. Und Ausgestoßener.

Der filmische Einstieg in „The Dark Knight Rises“ ist geradezu hochkarätig. Wuchtig. Knackig explosiv. Einem 007-James Bond-Film glatt ebenbürtig. Eine Flugzeugentführung. In der Luft. „Irgendwelche Verrückte“ von Gangster-Profis kapern eine Maschine. Um einen „Professor“„zu holen“. Ein wahnsinnig perfekt-„irre“ inszeniertes Verbrechen. Als atemberaubende, wüste Performance. Danach wird es aber erst einmal – und eine ganze Weile – ruhiger. Bedrohlich ruhig.

Acht Jahre sind seit „The Dark Knight“ vergangen. Bevor es heißt, „Der Dunkle Ritter erhebt sich“ bzw. „Die Auferstehung des Dunklen Ritters“, blicken wir auf ein „sauberes“ Gotham City. Das immer mehr New York ähnelt. Die Verbrechensrate ist rapide gesunken. Dank des vom Gerechtigkeitsfanatiker, Staatsanwalt Dent, damals noch eingebrachten rigiden Antiverbrechensgesetzes. Bevor er bekanntlich zum unerkannten Schurken mutierte. Und starb. Während Batman auf Nimmerwiedersehen verschwand. Als „Mörder“ von Dent verschwinden musste. Christopher Nolan lässt sich jetzt einige Einführungszeit. Beginnt quasi „sanft“ mit einem ausführlichen zweiten Prolog. Mit leisen ersten Signalen für die kommende Bedrohung. An einem befriedeten Ort halten sich friedliche Menschen auf. Gotham City. Es dauert eine geschlagene Dreiviertelfilmstunde etwa, bevor Bruce Wayne erstmals zu erblicken ist. Als Krüppel. Desillusioniert, am Stock humpelnd, keine Knorpel mehr in den Knien. Mit ramponiertem Rücken. An seiner treuen „väterlichen“ Seite, wie stets: Butler Alfred Pennyworth (Sir MICHAEL CAINE). Jetzt als wütender, spottender Ratgeber. Weil sich sein Schützling so „gehen“ lässt. Seine häusliche Festung „seitdem“ nicht mehr verlassen hat. Sich aufgegeben hat. Resigniert hat. Müde. Kaputt. Depressiv. Ist. Der philanthropische Milliardär und ausgewiesene Technikfreak fühlt sich zerstört. „Nicht mehr benötigt“. Als Batman wie auch als Mensch. Und Bürger von Gotham City. Doch „die Stadt“ braucht ihn mehr denn je. Das wird ihm auch bald klar. Gemacht.

Durch zunächst die attraktive wie äußerst bewegliche Profi-Diebin Selina Kyle. Alias Catwoman (ANNE HATHAWAY mit gelenkigem High Heels-„Radau“). Die seine Fingerabdrücke klaut. Auf der Perlenkette seiner Mutter. Was als eher amüsantes „Techtelmechtel“ mit einer „schnuckeligen“ Einbrecherin beginnt, entwickelt sich zur beginnenden Katastrophe. Für die Stadt wie vor allem aber auch für den wiederkehrenden Batman. Mit seinen bekannten Helfern wie Lucius Fox (MORGAN FREEMAN) und Polizeichef James „Jim“ Gordon (GARY OLDMAN). Und jetzt auch dem jungen, dynamischen und „unbürokratischen“ Polizisten John Blake (JOSEPH GORDON-LEVITT als unkonventioneller Batman-Kumpel an „einst“ Robin erinnernd). Denn SIE bekommen es jetzt mit einem wahnsinnig-„guten“ Superschurken zu tun. In der furchterregenden bulligen Gestalt von Bane (TOM HARDY). Einem speckigen, „definitiv“ skrupellosen Bösewicht-Söldner, der mit seiner ihm total ergebenen (Selbstmord-)Truppe aus den Abwässerkanälen steigt, um die Stadt einzunehmen und zu zerstören. Mit atomarem „Material“. Und um „dabei“ gleich auch noch Batman „genüsslich“ fertig zu machen. Langsam. „Schön“ leidend. Endgültig. Zunächst aber wird „das Volk“ manipuliert. Befreit. „Demokratisiert“. Mit vollem Anarchie-Sturm. Im Handstreich wird erst einmal die Börse an der Wall Street eingenommen. Kaputt gedonnert: Witzig – der totale (Finanz-)Crash. Werden die Reichen gejagt. Die Herrschenden. „Die Nadelstreifen“. „Die Handlanger des Systems“. Und „vom Pöbel“ verurteilt. „The Dark Knight Rises“ wird zum raumvollen Politikum. Mit seinen aktuellen Ritualen des Terrors: Opfertod-Fanatikern, Kapitalismus-Kritik und basisdemokratischen Auswüchsen. Die moderne Gesellschaft und die hochentwickelte Zivilisation gehen buchstäblich den Bach, also die Kanalisation ‘runter. Eine interessante Polit-Parabel. Weil ein cleveres, hochintelligentes, muskelbepacktes Wesen wie dieser Bane es sich auf seine Zerstörungsfahne geschrieben hat. Dessen Outfit übrigens geradezu „originell“ zubereitet wurde – in seiner Masken-Mixtur aus Darth Vader („Star Wars“) und Hannibal Lecter („Das Schweigen der Lämmer“). Menschliche Total-Härte: Wohl noch nie hat ein als Superheld ausgewiesener „Messias“ wie Batman so viele verletzende Prügel einstecken müssen. Und Niederlagen. Bis zum Ende.

„The Dark Knight Rises“, mit 250 Millionen Dollar Produktionskosten benannt, ist der würdige Abschluss einer außergewöhnlichen Comic-Helden-Reihe. In der Batman zum „Menschen“ mutierte, mit sämtlichen Schwäche-Facetten sowie seiner gigantischen Gerechtigkeitsmoral. Die er dank seiner Finanzen und seiner technischen Künste aufwendig auszuleben vermochte. So dass die sich immer mehr „steigernden“ Schurken zwar in seine Augenhöhe-Nähe kamen, ihn aber letztlich nie ganz „erreichen“, sprich besiegen konnten. Apropos – „Joker“ Heath Ledger, aus Teil 2, „The Dark Knight“, war/ist/bleibt der beste dieser schlimmen „Brüder“. Obwohl sich der 34-jährige Brite TOM HARDY, den wir aus dem vorletzten Christopher Nolan-Filmjuwel „Inception“ (als Eames) und zuletzt aus dem Agenten-Thriller „Dame, König, As, Spion“ (als Ricki Tarr Zuträger für Gary Oldman als George Smiley) kennen und eher „schmächtig“ in Erinnerung haben, wirklich exzellent „bedrohlich“, also prächtig widerlich aufführt. Eine vortreffliche wie kluge Augenweide. Tom Hardy swingt nun in der ewigen Film-Schurkenliste weit oben mit. Um ihn herum „dauerhaft gute“ Darsteller-Asse wie Gary Oldman, Michael Caine und Morgan Freeman. Dazu gesellt sich jetzt „ebensolches“ Personal wie Anne Hathaway („Plötzlich Prinzessin“) als flippe Fies-Mamsell Catwoman sowie Joseph Gordon-Levitt („(500) Days of Summer“) als neuer Batman-Jünger. Sowie schließlich auch „Oscar“-Lady MARION COTILLARD (die Édith Piaf aus „La vie en rose“) als wichtige „Begleiterin“ von Bruce Wayne. Aber das ist bei diesem letzten Mammutstreifen ein bisschen das Zuviel-Problem. Zu viele Figuren verderben etwas den Überblick. Die volle Konzentration auf „die Wichtigen“. So dass einige zwangsläufig „zu kurz“ kommen müssen. In der spannenden Charakterisierung. Wie eben Marion Cotillard als Miranda Tate.

Nichtsdestotrotz ist dieses Batman-Finale natürlich ein würdiger, überzeugender Abschluss. Einer ganz und gar außergewöhnlichen, bewunderungsreichen modernen Comic-Fiction-Trilogie. In dieser erzählenden Dicht-Kunst, mit diesem Zeit-Lassen für die Ausbreitung der reizvollen Geschichte(n) und seiner interessanten Figuren, mit diesem phantastischen Potenzial von einzigartigen Spezialeffekten (= zum Beispiel im Football-Stadion), mit diesen faszinierenden Sets (in der Stadt wie im Tunnel und im „Brunnen“), in diesen ordentlich choreographierten Kämpfen, mit dieser realitätsnahen politischen Futuristik. Sowie natürlich in dieser eindrucksvollen Beschreibung von gequälter Helden-Seele: „Oscar“-Preisträger CHRISTIAN BALE („The Fighter“), inzwischen 37, unterstreicht mit seinem (lange Zeit) zurückhaltenden Part als Wider-Willen-Held emotionale Präsenz und charismatische Führungsqualität. Ist beeindruckend in den kleinen wie großen Bewegungen. Christian Bale zählt zu den darstellerischen Spitzenkräften in Hollywood. Längst und hier wieder. Ebenso wie der 41-jährige britisch-amerikanische Drehbuch-Autor und Regisseur CHRISTOPHER NOLAN inzwischen mit seinen Filmen, besser, respektvoller, Werken, längst als ein Orson Welles oder als ein Stanley Kubrick der Moderne bezeichnet werden kann. Denn solch intelligentes, fabel-haftes, unterhaltsames wie vor allem nachhaltiges Großspannungskino vermag wirklich derzeit nur ER zu produzieren (= 4 ½ PÖNIs).

P.S.: HANS ZIMMER steht noch auf meinem Zettel. Groß geschrieben. Oh ja, dessen Soundtrack-Klänge wummern „und leiden“ routiniert kraftvoll bis sensibel mit, und sein monotoner, fein intensiver Gefängnis-Chorgesang geht unter die (Musik-)Haut.

P.S. II: Bei WHV, „Warner Home Video“, ist soeben eine DVD-/Blu-ray-Box mit den 5 großartigen Christopher Nolan-Filmen „Batman Begins“; „The Dark Knight“; „Inception“, „Prestige“ sowie „Insomnia“ herausgekommen. Als „CHRISTOPHER NOLAN DIRECTOR’S COLLECTION“. Mit ausführlichen Bonus-„Specials“ zu allen Filmen!!!!!


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