THE COMMUTER

PÖNIs: (4/5)

„THE COMMUTER“ von Jaume Collet-Serra (Co-Produzent + R; USA 2016; B: Byron Willinger, Philip de Blasi; K: Paul Cameron; M: Roque Banos; 105 Minuten; deutscher Kino-Start 11.01.2018); sie sind ja schon ein erprobtes Team im Krimi-Genre: der spanische Regisseur und Produzent JAUME COLLET-SERRA, 43, und der aus Nordirland stammende, populäre Schauspieler-Star LIAM NEESON, 65. Nach dem misslungenen Debüt mit „Unknown Identity“ (2011/s. Kino-KRITIK) folgte der erstklassige Thriller „Non-Stop“ (2014/s. Kino-KRITIK) sowie ein Jahr darauf der eher unterbelichtete Streifen „Run All Night“ (s. Kino-KRITIK). Mit ihrem neuen Spannungs-Movie kopieren sie ihren Hit „Non-Stop“ und versetzen die Handlung anstatt in ein Flugzeug nunmehr in einen Zug. In „The Commuter“, „Der Pendler“, mimt Liam Neeson den Makler Michael MacCauley aus Westchester (im Staat New York) aus dem mittleren Management eines Versicherungsunternehmens, der an jedem Werktag mit demselben Zug zur Arbeitsstelle und abends zurück zum beschaulichen Vorort-Zuhause, zu Frau und Sohn, pendelt. Der Tag, an dem wir ihm das erste Mal begegnen, ist für ihn kein guter: Dem 60-jährigen Michael, der früher mal bei der Polizei tätig war, wird gekündigt. Was er sich kaum „leisten kann“, reizt er regelmäßig seinen Kredit bis zum Anschlag aus. Sein Sohn will bald aufs teure College, während seine Ehefrau nicht ahnt, dass sie eigentlich – mit der Hypothek für ihr Haus – erheblich über ihre Verhältnisse leben.

In dieser Situation kommt und klingt das Angebot der Fremden im Zug verlockend: Michael soll für eine äußerst attraktive Geldsumme sofort und noch vor Endstation einen Passagier im Zug ausfindig machen, der „dort nicht hingehört“. Der etwas besonders Wertvolles transportiert, in dessen Besitz die mysteriöse Fremde (VERA FARMIGA) beziehungsweise ihre Organisation und Hintermänner unbedingt kommen wollen. Ehe sich Michael richtig versieht, steckt er mitten drin in einem persönlichen Drama-Dilemma. Denn nicht nur, dass er fortan ständig überwacht und abgehört wird, er ist von jetzt auf gleich auch Teil einer riesigen Verschwörung, die nicht nur das Leben seiner Familie, sondern auch der Passagiere im Zug bedroht. Wenn er nicht mitmacht, gibt es Tote. Wird ihm übermittelt. Ein Teufelskreis, für den ihm nur begrenzte Stopps Zeit bleibt, um ihn zu knacken.

Ein Western im Zug. Der aufrechte, brave „Sheriff“ und die üblen, technisch hochkarätig ausgestatteten, personell überlegenen, konsequent-üblen Schurken. Die, lassen sie kalt verlauten, haben alles unter ihrer Kontrolle. Jeder noch so wie geartete Versuch, hier auszusteigen, wird sofort „geahndet“. Und so kommt es dann auch, ein heißer Action-Tanz beginnt sich auf kleinstem Raum zu formieren. In diesem eigentlich überschaubaren wie nunmehr tückischen Mikrokosmos eines Zuges mit seinen vielen Abteilen. Wobei hierbei Szenenbildner Richard Bridgland und Kamera-Ass Paul Cameron ganze, wunderbar hektisch-ansteckende tolle „Mitteilungsarbeit“ leisten und – gemeinsam mit Regisseur Collet-Serra – die Spannungsfahne bei diesem in Echtzeit ablaufenden Taumel dauerhaft immens hochhalten. Als dann auch Michaels ehemalige FBI-Kumpels auftauchen und mitmischen, mit den Star-Experten SAM NEILL und PATRICK WILSON hochkarätig Nebenrollen-besetzt, befindet sich die Nervengrenze am obersten Limit. Anschlag.

LIAM NEESON ist in den letzten Jahren zu einem exzellenten Action-Guru mutiert. Man denke nur an seine drei erfolgreichen „96 Hours“-Attacken. Jetzt, absehbar, sei damit aber Schluss, äußerte er sich auf dem vorjährigen Toronto-Filmfestival („…because I’m sixty-fuckin‘-five“). Er sei schließlich im Rentner-Alter und könne nicht glaubhaft weiterhin die halbe Welt vermöbeln. Oder erschießen. Zwei letzte Action-Filme noch, dies ist der erste der beiden. Und natürlich tapert er, wie gehabt, wie ein aufgescheuchter, wütender, angeknockter Gary Cooper („High Noon – 12 Uhr mittags“) durch die finstere, sich ständig bewegende Szenerie, um Unheil abzuwenden. Wobei sich einst Gary Cooper nicht so viel wehren und prügeln musste, natürlich. Dies will heute anders sein. Allerdings: auch der „aufgewachte“ = aufgeweckte Michael ist alles andere als „eingerostet“, ganz im Gegenteil. Und das Kino mag solche imposant-aufrechte und dann ziemlich ramponierte Helden wie ihn. Wenngleich – wie schon beim Finale von „Non-Stop“ – die Drehbuch-Einfälle, hier der beiden Autoren-Debütanten Byron Willinger & Philip de Blasi, gegen Ende überreichlich strapaziert-konstruiert wirken in Sachen (Un-)Sinn, (Un-)Glaubwürdigkeit und (gewöhnlicher hollywood‘scher) Konsequenzen. Doch bis dorthin, runde Anderthalbstunden, ist dies ein formidables Spannungsstück, das sympathisch auf der Klaviatur von packenden Gigs und coolem Nervenspaß fetzt.

Und Liam Neeson ist einfach ein dufter klasse „Sheriff“-Unterhaltungstyp (= 4 PÖNIs).

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