TATORT: STAU (10.9.2017)

Quelle: SWR/Andreas Schäfauer

PÖNIs: (4,5/5)

Der ARD-„Tatort“ Nummer 1027 kam aus Stuttgart, wo der 41-jährige Kino-erprobte Drehbuch-Autor und Regisseur DIETRICH BRÜGGEMANN („Heil“/“3 Zimmer/Küche/Bad“) als Co-Drehbuch-Autor und Regisseur und Musik-Verantwortlicher sein SWR-„Tatort“-Debüt mit dem Krimi „STAU“ gab. Im Interview mit der SZ vom Wochenende erläuterte er seine Absicht: „Meine Qualitätsansprüche sind identisch mit denen eines Kinofilms“. In den Ermittler-Rollen einmal mehr die bewährten „Hauptkommissare“ RICHY MÜLLER (als Thorsten Lannert) und FELIX KLARE (als Sebastian Bootz), die – seit 2008 – zum insgesamt 19. Male zusammen-arbeiteten. Und 2017 erstmals „auftauchten“.

Und in der Tat: Die Idee ist definitiv KINO-tauglich. Brillant. Ein riesiger Stau. Nichts geht mehr vorwärts. Gar nichts mehr. An einem tristen Herbst-Feierabend-Abend in Stuttgart. Der sonst so mobile Unterwegs-Mensch MUSS warten. Was ihm überhaupt nicht behagt, dem einzelnen wie zufälligen „Stau“-Menschen. Und weil es gilt, einen von ihnen zu ermitteln, der „vorher“ ein Kind tödlich überfahren hat, bekommt die Polizei es mit besonders schwierigen Emittlungsbedingungen zu tun. Denn sobald „Mensch“ sich im „Stillstand“ befindet, wird er unangenehm. Nervös. Aufgeregt. Angespannt. Mit dem „Ruhe“-Druck kaum fertig. Zeigt sein aggressives Zweit-Gesicht: sein Drecks-Ich.

Dietrich Brüggemann hat sich getraut, inmitten einer populären Krimi-Serie nicht nur – nach anfänglichem Wirrwarr – für knackige Tätersuche-Spannungsunterhaltung zu sorgen, sondern auch ein hochspannendes Psychogramm von Leuten unter die Lupe zu nehmen, die einem bekannt vorkommen. In denen „Teile von uns“ allemal drinstecken; in den Aufgeregten, Enttäuschten, Spinnern, Wütenden, Melancholikern, Rentner-Aufgeregten, Doofen. Auto-Fahrern. Überhaupt – selten konnte man in einem „Tatort“-Film dermaßen nachvollziehend „Identifikationen“ vornehmen. „STAU“ war ein hervorragender Ensemble-Spitzen-Thriller „über die Wohlstandsmenschen des Jahres 2017“ („SZ“-Kritik in der Wochenend-Ausgabe). Und: Richy Müller & Felix Klare wünscht man viel mehr „Tatort“-Auftritte als bisher; sie gehören inzwischen in die Spitzen-Team-Gruppe der „Tatort“-Hauptkommissare (= 4 1/2 PÖNIs)

 

Teilen mit: