TATORT: DER ROTE SCHATTEN (15.10.2017)

Quelle: SWR/Julia von Vietinghoff

PÖNIs: (2,5/5)

Der SWR ist „Tatort“-fleißig: Nach dem großartigen Krimi „Stau“ vom 10. September 2017 mussten heute Abend die beiden Hauptkommissare Thorsten Lannert (RICHY MÜLLER) und Sebastian Bootz (FELIX KLARE) wieder ‘ran. Unter Regie des renommierten  Münchner Regisseurs DOMINIK GRAF, der gemeinsam mit Raul Grothe auch das Drehbuch verfasste. Zur Erinnerung: Dominik Graf hat mit „DIE KATZE“ (s. Kino-KRITIK) 1988 einen der besten deutschen Kriminalfilme der 80er Jahre inszeniert und wurde dafür mit dem „Filmband in Gold“ bedacht; hat 2012 zum zehnten Male den begehrten „Adolf Grimme Preis“ („Dreileben“) zugesprochen bekommen und ist damit der am häufigsten ausgezeichnete Preisträger dieser einheimischen TV-„Oscar“-Trophäe. Ein gewichtiger Filmemacher.

Der hier „gewichtig“ sein will. Kein „normaler“ Fall war sein Anliegen, sondern Mutmaßungen über eine Verschwörungstheorie. Zusammengefasst: Es besteht die Möglichkeit, dass „der Staat“ damals, 1977, die Stammheim-Terroristen ermordet hat. Was eine spannende Dokumentation möglicherweise ein spannendes (Fakten-)Thema wäre, wird hier verbunden mit aktuellem kriminellen Stuttgarter Geschehen. In das aber nicht nur Täter, sondern auch „schlimme“ staatliche Bedienstete eingebunden sind.

Was haben wir, außer Kommissare als Stichwortgeber:

1.) Viele „authentische“ Rückblenden. Deren Zusammenhänge – oft in schnellem Bilder-Staccato zusammengeschnitten – nicht durchweg deutlich werden.

2.) Wenn Kamera wackelt, werden dadurch die Motive-Argumente keinesfalls intensiver.

3.) Großaufnahmen, die konnte Sergio Leone organisieren und atmosphärisch aufbereiten („Für eine Handvoll Dollar“); die Macher-hier aber nicht wirkungsvoll genug. Teilweise: eine Augen-Strapaze.

4a.) Spannung: überschaubar. Begrenzt. 4b.) Action Marke bockig: Ja, das kann und will ich auch.

5.) Mühe: Umfangreich; der Film war mit viel zu vielen Erklärungen (= auch manchmal Geplapper) durchsetzt. Billy Wilder sagt dazu: Wer zu viel redet, hat nichts zu sagen. Beziehungsweise: vermag nicht, genügend zu zeigen.

6.) Irgendwann fällt der Auftrag, den sich Dominik Graf und sein Co-Autor auf die Fahne geschrieben haben: Es geht um „Verständnis von Demokratie“. Mit hämischen Ausrufungszeichen!

7.) Die (Auf-)Lösung: lächerlich.

Der ARD-„Tatort“ Nr. 1031 war ambitioniert. Viel mehr nicht (= 2 1/2 PÖNIs).

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