SUCK MY DICK

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Der Mensch und die zwei Seelen in seiner Brust: 1886 beschrieb der schottische Schriftsteller ROBERT LOUIS STEVENSON diesen psychologischen Gedanken und Stoff in seinem Roman “Der seltsame Fall des Doktor Jekyll und des Herrn Hyde“. Thema: Das Nebeneinander von Gut und Böse in der menschlichen Natur anhand eines Horror-Falles von Persönlichkeitsspaltung. Der Roman avancierte zum Klassiker. Und wurde dann auch unzählige Male verfilmt oder filmisch adaptiert. Jetzt stand er wieder
einmal Pate für einen neuen Kinofilm, aber: Für einen neuen DEUTSCHEN Kinofilm. Titel:
SUCK MY DICK“ von Oskar Roehler (B+R; D 2001; 82 Minuten; Start D: 08.11.2001). Ein Spruch aus dem Gossenjargon, freundlich übersetzt: “Hau‘ endlich ab!“. Präzise eingedeutscht: “Verpiss Dich!“.

Autor und Regisseur von “Suck My Dick“ ist OSKAR ROEHLER. Oskar Roehler wurde 1959 als Sohn der Schriftstellerin Gisela Elsner und des Schriftstellers Klaus Roehler geboren. Er wuchs in London, Rom und Nürnberg auf. Seit Anfang der 80er Jahn lebt er in Berlin. Zunächst arbeitete er als freier Journalist und Autor. 1997 beginnt seine Karriere als Filmemacher. Bereits mit seinem 3. Spielfilm erreicht er den Durchbruch: In “Die Unberührbare“ (s. Kinokritik) erzählt er eindringlich von den letzten Lebensmonaten seiner depressiven Dichter-Mutter. Der Film wurde für die “Oscar“- Nominierung vorgeschlagen, lief auf vielen internationalen Festivals und erhielt hierzulande bedeutende Preise, so z.B. den “Filmpreis in Gold“. Für die großartige Hauptakteurin Hannelore Elsner geriet der Auftritt zum bisherigen darstellerischen Laufbahn-Höhepunkt. Mit seinem neuen Kinofilm “Suck My Dick“ erweist sich Oskar Roehler erneut als außergewöhnliches Talent im bundesdeutschen Film-Zirkus: Sein Werk entpuppt sich als schräge Trash-Satire auf die abgehobene Kunst- und Künstlerszene bei uns und auf die Vergnügungen der sogenannten ‘Spaß-Gesellschaft‘.

Dabei im Mittelpunkt: Der Bestsellerautor Dr. Jekyll. Ein hagerer Typ um die 50 und bislang Liebling der Intellektuellen und des Talk-Mainstream.
Doch dann passiert es: Dem Schreiberling entfleucht der Held seines neuen Romans. HYDE. Ganz real. Hyde macht sich “selbständig“. Und übernimmt dazu auch die wichtigsten “körperlichen Errungenschaften“ seines Erfinders: Dr. Jekyll steht plötzlich und bedeppert ohne Penis, Haare und Zähne da. Ganz klar, das ist ein Fall für den Diplom-Psychologen. Der kluge Mann in der Sinn- und Ist-Krise. Drumherum: All die labernden Schicki-Micki-Fuzzis. Oskar Roehler bildert schrill, obszön und sehr farbenfroh Wahn und Wirklichkeit innerhalb der ihm so wohlbekannten hiesigen Kultur-Landschaft auf und ab.

Der flapsige Ton, die frechen Anspielungen, der fein-ordinäre Klamauk:
“Suck My Dick“ ist ohne viel Federlesen und Förderung nach kurzer Vorbereitungszeit in 6 Wochen als Low-Budget-Produktion auf die stirnmungsvollen Zelluloid-Beine gestellt worden. Als durchtriebenes, amüsantes B-Movie und mit einem exzellenten Ensemble. Das der 52jährige EDGAR SELGE als vergeistigter Anarcho-Clown lustvoll anführt. Ein spitzzüngiger Bursche, der kürzlich bereits in dem Oliver Hirschbiegel – Drama “Das Experiment“ überzeugte. Hier ist ihm der Mitmach-Spaß mehr als deutlich anzumerken. Mit zudem Katja Flint, Ralf Richter und Modezar Wolfgang Joop als Psychiater versammelt Oskar Roehler insgesamt eine schön-exzentrische ‘Familie‘ mit Prima-Selbstzerstörungstrieben um sich.

Sein neuer Kinofilm “Suck My Dick“ ist eine schmutzig-doppelbödige Spielerei der ganz
besonderen Denk- und Vergnügungsart!!! Und für einen DEUTSCHEN FILM ganz und gar couragiert und närrisch. Jedenfalls: 3 Empfehlungs- Ausrufungszeichen (= 4 PÖNIs)!!!

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