SUBURBICON

PÖNIs: (4/5)

„SUBURBICON“ von George Clooney (Co-B + R; USA 2016; Co-B: Grant Heslov; nach einem Drehbuch-Entwurf von Ethan und Joel Coen; K: Robert Elswit; M: Alexandre Desplat; 106 Minuten; deutscher Kino-Start: 09.11.2017); der im September bei den Filmfestspielen von Venedig erstmals aufgeführte Film erhält gegenwärtig ziemlich viel Kritik-Prügel und erfährt – in den USA – reichlich Publikums-Missachtung. Ich (emp-)finde dies als völlig ungerecht. „Suburbicon“, damit ist eine „weiße“ Vorortstadt aus den amerikanischen Fünfzigern gemeint, zählt offensichtlich zu jenen Polit-Thrillern, die leider erst einmal schnell in die Versenkung verschwinden, um dann – nach geraumer Zeit – plötzlich von neunmalklugen cineastischen Spätwissern als hochkarätiges „Film-Fleisch“ entdeckt und angemessen „erkannt“ zu werden.

Dabei hätte er gerade und bereits jetzt jede Beachtung und (Aus-)Wertung verdient. Und viel Respekt. Marke: Wenn ein politisch denkender Künstler und Aktivist wie George Clooney (Regisseur; Co-Produzent und Co-Drehbuch-Autor) sich mit den schwarz-komischen „üblen menschlichen Machenschaften“ der Coen-Brüder (Drehbuch-Entwurf aus den 1980er Jahren) brillant vereint.

Wir befinden uns im saubersten America überhaupt: in Suburbicon. Ein Muster-Ländle. Mit seinen erschwinglichen weißen adretten Häusern und den gepflegten Rasenflächen: sozusagen die real gewordene Erfüllung des „amerikanischen Traums“. Ganz eindeutig, hier begann einst das, was Donald Trump heute predigt: „Make America great again“. Hier sind alle nett, vernünftig, nachbarschaftlich befreundet. Frauen putzen brav das Gemüse, während sie auf ihre hornbebrillten Feierabend-Ehemänner warten. Doch die allgemeine Hoch-Stimmung kriegt Fransen, als „die Meyers“, die erste farbige Familie, hierher zieht. Der blanke Rassismus bricht aus. Und wird von Tag zu Tag immer schlimmer. Lauter. Bedrohlicher. Zugleich freunden sich zwei Jungs im selben Alter an: der kleine Andy Meyers mit dem gegenüber wohnenden weißen Boy Nicky aus der Familie Lodge. In der sich weitere und dem „American Dream“ völlig gegensätzliche Ereignisse abspielen. Zwei Einbrecher haben hier „das Sagen“ übernommen, die Mutter beim Überfall getötet, doch der Hausherr und Vater Gardner (MATT DAMON) sieht darin keinen Grund, sich der Polizei zu offenbaren und denen mitzuteilen, was hier los war beziehungsweise ist. Ganz im Gegenteil: Gardner, der gerne seinem kleinen Sohn Nicky „die Welt“ vollmundig „richtig“ erklärt, entpuppt sich als schmieriger, elender Opportunist, der mir nichts, dir nichts die Zwillingsschwester seiner getöteten Frau, Margaret (JULIANNE MOORE), als Frau im Haus „übernimmt“ und einfach so feige und als Schisser weiterzuleben beabsichtigt wie bisher. Der 10-jährige Nicky, der das meistens stumm verfolgt, begreift diese unheile Welt nicht mehr. Schaltet seinen geliebten Onkel Mitch ein (GARY BASARABA), was zu weiteren und nunmehr erheblichen und blutigen „Komplikationen“ führt, denn nun taucht auch noch ein gewiefter Prüfer von der Lebensversicherung auf, der hier einen riesigen Betrug wittert. Währenddessen tobt draußen immer heftiger der rassistische Mob. Die Geschichten runden sich schmerzhaft ab.

Spannend, gedanklich böse wie eindringlich, klug unter die Haut gehend, mit riesigem faszinierendem Gedankenfutter ausgestattet: „Suburbicon“, der 6. Regie-Film des klugen Geistes George Clooney, ist als wütender politischer Genre-Film ein Ami-Land-Gesellschaftsporträt und -Thriller, dessen atmosphärischer Lust-Sinn für freche, listige, hinterhältige „Real“-Absurditäten, für schräges Personal und für peilenden Schwarz-Humor exzellent entwickelt ist und beißend-ironisch-cool vorgeführt wird.

Und, in Sachen widerwärtige amerikanische Doppelmoral: MATT DAMON ist diesmal ein erstklassiger folgsamer Drecksack (= 4 PÖNIs).

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