SIMPEL

PÖNIs: (3/5)

„SIMPEL“ von Markus Goller (D 2016; B: Dirk Ahner; nach dem gleichn. Roman von Marie-Aude Murail/2004; K: Ueli Steiger; M: Andrej Melita; 113 Minuten; deutscher Kino-Start: 09.11.2017); sie sind ein Herz und eine Seele, die Brüder Ben (FREDERICK LAU) und Barnabas, genannt Simpel (DAVID KROSS). Schon von Kindesbeinen an kümmert sich Ben um seinen geistig behinderten Bruder, der eine gute Menschen-Seele ist, sich aber geistig auf dem Stand eines Dreijährigen befindet. Als die alleinerziehende Mutter stirbt, soll Simpel in ein Heim eingewiesen werden. Das aber will keiner von den Beiden. Also hauen sie zusammen ab. Denn der Einzige, der diesen amtlichen Beschluss rückgängig machen kann, ist der leibliche Vater David (Devid Striesow), der inzwischen in Hamburg neu verheiratet lebt und die Kinder 15 Jahre nicht mehr gesehen hat. „Hamburg“-dann wird für sämtliche Beteiligte nicht nur ein Gefühl-intensives, sondern auch angespannt-nervliches und strapaziöses Abenteuer.

Kein neues („Rain Man“-)Thema: Ein Bruder am Rande der Belastung, weil er ein eigenes Leben eigentlich nicht führen kann und doch andererseits selbstverständlich für seinen behinderten Bruder immer da sein will. Was immer auch passieren mag. Aus dieser hochemotionalen Konstellation entwickelt der Münchner Regisseur Markus Goller („Frau Ella“; „Alles ist Liebe“) ein familiäres Road-Movie um Freundschaft, Pflicht- und Verantwortungsgefühl. Das imponierend funktioniert, weil er zwei sehr gute Darsteller in HERZliche Bewegung setzt: DAVID KROSS („Der Vorleser“), 26, überzeugt als unbedarftes, empfindsames kleines (Spiel-)Kind im Manne, ist herzergreifend, während er, FREDERICK LAU („Victoria“), 27, einmal mehr körpersprachlich ungemein ausdrucksstark unterstreicht, warum er seit Jahren zu den markantesten deutschen Schauspielern zählt. Ihm filmisch zu begegnen, ihn filmisch zu erleben, ist bisher so oft und auch hier: ein Ereignis. Wenn ein Quentin Tarantino ihn einmal sehen könnte, wäre für Frederick Lau – neben Christoph Waltz – „Hollywood“ geebnet. Ein bärenstarker deutscher Leinwand-Typ; gut und gern auch für die internationale Bühne „ausgestattet“.

Sein neuer Film „Simpel“ ist: porentiefe Emotionen-pur (= 3 PÖNIs).

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