SASCHA

SASCHA“ von Dennis Todorovic (B+R; D 2010; 101 Minuten; Start D: 24.03.2011); zählt zu jenen deutschen Zwischen den Welten-Filmen, die mehr und mehr von den verschiedenen Kulturen hierzulande reizvoll, also ansprechend zu erzählen wissen. Wie kürzlich „Almanya – Willkommen in Deutschland“ oder vor einiger Zeit „Salami Aleikum“.

Hier befinden wir uns in Köln, wo seit 20 Jahren die Familie des 19jährigen Sascha (SASA KEKEZ) lebt. Deren Zusammenleben jetzt, nach der Rückkehr aus dem „Heimaturlaub“ in Montenegro, komplizierter werden soll. Denn Sascha, der hier geborene Sohn des Montenegrinos-Patriarchen-Gastwirts Vlado (PEDJA BJELAC) und der bodenständigen Kroatin Stanka (ZELJKA PREKSAVEC), ist schwul. Wusste dies bisher zu verheimlichen, sieht sich aber jetzt in Seelennöten, da sein angehimmelter Klavierlehrer (TIM BERGMANN) aus beruflichen Gründen gen Wien abzudüsen gedenkt. Seine Mutter möchte aus ihm „etwas Besseres“ machen, hat ihn zum Demnächst-Musikstudium gedrängt. Jetzt, kurz vor der Aufnahmeprüfung, ist Vielfach-Stress angesagt. In der Nachbarschaft hat sich die junge Deutsch-Chinesin Jiao (YVONNE YUNG-HEE), die Tochter eines Imbissbesitzers, in ihn verguckt, während diese gleichzeitig von seinem etwas tölpeligen Bruder Boki begehrt wird. Trabbel über Trabbel. An dem in der Familie auch noch der zugereiste traditionsbewusste Onkel Pero „vom Land“ beteiligt ist, der das Bad reparieren soll. „Sei ein ganzer Kerl“, offeriert der Vater; „werde ein guter Konzertpianist“, ordert die Mutter. Sascha kommt mächtig in die Bredouille.

„Eine Emanzipationsgeschichte im Clash of Cultures, ein Coming-Out im Prüfungsstress, Stoff genug für eine Tragikomödie, denn nur mit Humor und Ironie lasen sich Saschas Situation, aber auch die vielfältigen Hoffnungen, Erwartungen und Enttäuschungen seiner Familie und seines Umfelds bündeln“, heißt es in der Begründung der Filmbewertungsstelle für das Prädikat „Wertvoll“. Und in der Tat geht es einerseits um die Lebensperspektiven einer „spannenden“ wie inzwischen völlig normalen deutschen Migrantenfamilie, andererseits um die „eckigen“ Mentalitäten und das kulturelle wie individuelle „Dazwischen-Sein“ eines jungen Burschen mit Identitäts- und Rechtfertigungsproblemen. Sich Finden, Sich Artikulieren, Sich Akzeptieren als ironisch gebrochene Tiefgang-Spaß-Performance. Mit der gelungenen Balance zwischen Schwere und Leichtigkeit. Bzw. umgekehrt. Dargeboten von einem Klasse-Ensemble. Das die unterschiedlichen Milieus und Kulturseelen imponierend aus den verschiedenen Perspektiven zu verbinden weiß. Ohne anzuklagen, zu jammern oder blindlings draufloszuhauen, ganz im Gegenteil: Durchaus atmosphärisch, vielfach spielerisch-pointiert, mit Bedacht und lakonischer Tiefgang-Stimmung.

Der Debütlangfilm des 1977 in Ellwangen geborenen Dennis Todorovic (Nationalität tschechisch-montenegrinisch) „hat was“, und davon eine Menge (= 3 PÖNIs).

 

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