RUBY SPARKS – MEINE FABELHAFTE FREUNDIN

PÖNIs: (3/5)

„RUBY SPARKS – MEINE FABELHAFTE FREUNDIN“ von Jonathan Dayton und Valerie Faris (USA 2012; B: Zoe Kazan; K: Matthew Libatique; M: Nick Urata; 105 Minuten; deutscher Kino-Start: 29.11.2012); dem Filmemacher-Ehepaar gelang gleich mit seinem Spielfilm-Erstling 2006 – „Little Miss Sunshine“ (s. Kino-KRITIK) – ein großer Kino-Außenseiter-Wurf. 30 internationale Preise sowie zwei „Oscar“-Trophäen (Nebendarsteller Alan Arkin/Originaldrehbuch) gab es für dieses schelmische Schmuckstück. Auch ihr zweiter Kino-Streich kann sich jetzt „aufrecht“ sehen lassen. Mit einem schönen Kunstgriff:

Junger und einst, vor einem Jahrzehnt, erfolgreicher Anfangs-Schriftsteller mit hemmenden Neurosen, einem lieben Partner-Hund und Blockaden zuhauf, schreibt schließlich was über eine Traumfrau – und am nächsten Morgen tanzt selbige in seinem großzügigen Luxus-Appartement livehaftig herum. Natürlich Verblüffung, Zweifel, Misstrauen zuhauf. Doch sie IST. Bleibt tatsächlich. Während ER, Calvin, sie fortan formen kann wie er will. Per Schreibmaschine (Marke „Olympia“). Dabei war doch alles eigentlich nur der Einfall seines Psychiaters (ELLIOTT GOULD). Bitte schön, nun existiert sie. Wirklich. Versteht natürlich „Bahnhof“ über so manche „komische“ Reaktionen von ihm. Und schimpft auch schon mal auf Französisch. Wenn er es nicht verstehen will. Also – wie läuft so etwas weiter? Fortan? Wann beginnen die „realen“ Reibereien? Denn „ewige Gemeinsamkeit(en)“ kann es doch nicht wirklich geben. Oder? Ist doch gar nicht machbar. Wie denn. Eigentlich. Aber dann nimmt er sie erstmal mit zu seiner freien, offenen Mama (ANNETTE BENING) und ihrem herzigen Lover (ANTONIO BANDERAS). Will ES „normalisieren“. Dieses Schein-Verhältnis. Mit seiner Ruby Sparks. Doch als er sie „freilässt“ und die Schreibmaschine wegsperrt, weil ihm alles über den Kopf gewachsen und er völlig überfordert ist, beginnt sie ihr eigenes, „auswärtiges“ Leben. Was ihn höllisch sauer und eifersüchtig macht. Also schreibt er sie sich wieder „nach Hause“. Zur willigen „Sklavin“. Was aber schon gar nicht funktioniert. Verdammt nochmal, wie soll denn das überhaupt weitergehen, mit diesem gespaltenen Schreib-Boy und seiner „theoretischen“ Flamme??? Was ist – Romantik ja oder nein? Kommen DIE nun zusammen, und wenn ja wie? Und wie lange? Eine herzige Chose. Als:

Wieder solch ein köstlicher Schelmenstreich. Mit viel lebendigem, kauzigem Außenseiter-Frühling. In Inszenierung und Gedanken. Und tragikomischen Gefühlen. Drehbuch-Autorin ZOE KAZAN, 29, übrigens die Enkelin des großen ELIA KAZAN, schrieb sich die Rolle der „lebendigen Erfindung“ Ruby Sparks reizend „rebellisch“ auf den (schönen) Leib. Während ihr Lebenspartner PAUL DANO, 27, mit dem Aussehen eines ständig erschrockenen Kindes und eines jungen käsigen Woody Allens, der ja schon als stummer, farbenblinder (15-jähriger) Dwayne in „Little Miss Sunshine“ prima „auffiel“, seinen unsonnigen, überforderten Autoren verwirrt – ratlos – verliebt durch zerrt. Zwischen Neugier und Fassungslosigkeit. Mit seiner ulkigen verschrobenen Präsenz. Bin ich jetzt glücklich? Oder verantwortungslos? Oder ein dämonischer Hero, ein Zauberlehrling von Psycho, auf den der liebe Gott „was abgeworfen“ hat? Zum Erproben? Vielleicht? Sozusagen, DIE Chance: Ruby, der weibliche Schreibmaschinen-Geist?! Paul Dano ist hinreißend als sensibler Klugscheißer. Mit seinem skurrilen Versuchsmonster-Charme.

Der Film hält sein Faszinationslevel nicht in Gänze durch, hängt in der Mitte etwas ab. Gedanklich wie beweglich. Ist aber insgesamt mit seiner subtilen Situationskomik und diesem originellen Figurenkarussell jederzeit ein liebevoller Hingucker von einem Anti-Standard-Beziehungsmovie. Mit sympathisch-flippigen Einfällen, hippen Typen und diesen erlesenen komödiantischen Stimmungsschwankungen. Fein (= 3 PÖNIs).

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