Der rote Punkt

DER ROTE PUNKT“ von Marie Miyayama (Co-B, Schnitt+R; D/Japan 2007; 82 Minuten, Start D: 04.06.2009); mit ihrem ersten Kinospielfilm ist der 1972 in Tokio geborenen und seit 1995 in München lebenden und arbeitenden Absolventin der Hochschule für Fernsehen und Film in München eine passable Talentprobe gelungen. Zwar offenbart ihr Drehbuch so einige gedankliche wie dramaturgische Holprigkeiten, dafür aber überzeugen die souverän komponierten atmosphärischen Breitwandbilder wie auch die charismatische japanische Hauptakteurin, die 25jährige YUKI INOMATA.

Sie spielt Aki, eine japanische Germanistikstudentin. Die eines Morgens nach einem schmerzhaften Traum aufwacht. Dessen Bilder erinnerten sie daran, wie sie einst, als kleines Mädchen, ihre Eltern und ihren Bruder bei einem Autounfall in Deutschland verlor. Gegen den Widerstand ihrer Pflegeltern macht die junge Frau sich auf den Weg nach Deutschland. Begibt sich auf familiäre Spurensuche. Um Frieden mit der Vergangenheit schließen zu können. Mit Hilfe alter Fotos und einer Landkarte mit einem rot markierten Punkt landet sie im Ost-Allgäu. Wo sie auf eine Familie stößt, in der die einstigen Erlebnisse ebenfalls traumatische, unbewältigte Spuren hinterlassen haben.

Auf dem vorjährigen Hofer Filmfestival wurden Marie Miyayama, ihr Kameramann Oliver Sachs und der Musiker Helmut Sinz gemeinsam mit dem „Förderpreis Deutscher Film“ ausgezeichnet. Inspiriert wurde die Filmemacherin, die mit dieser von der „Münchner Filmwerkstatt“ produzierten Low-Budget-Produktion ihr Studium abschloß, durch ein authentisches Erlebnis: Als sie noch als Dolmetscherin arbeitete, begleitete sie einmal eine Japanerin zu einem Unfallort im Allgäu. Die Geschichte, die sie filmisch aufarbeitet, besitzt meditative Züge. Ist ruhig, bedächtig, ohne Hast ausgebreitet. Besitzt schließlich traumhaft-poetische wie humane Motive. Inmitten der allgemeinen Sprachlosigkeit zwischen ihr und „der Familie“ sowie auch innerhalb dieser deutschen Familie kommt ein versöhnender, berührender Charakter zum Vorschein. Die Seelen-Wanderung ins ferne Land hat sich gelohnt. Und genau aus bzw. mit dieser feinen Erkenntnis bezieht „Der rote Punkt“ seine stille Stärke. Der Film ist eine berührende Stimmungs-Verbeugung in Sachen Humanität, Versöhnung und Toleranz der Kulturen. Wirkungsvoll begleitet bzw. unterstützt durch die angemessene leise „kribblige“ Klaviermusik sowie schließlich einem zauberhaften traditionellen Wiegenlied aus der Heimat von Aki. Der gute Anfang ist gemacht; man darf neugierig sein auf die nächsten filmischen Aktivitäten von Marie Miyayama (= 3 PÖNIs).

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