ROCK MY HEART

PÖNIs: (3,5/5)

„ROCK MY HEART“ von Hanno Olderdissen (D 2016; B: Clemente Fernandez-Gil; K: Sten Mende; M: Tobias Wagner; 105 Minuten; deutscher Kino-Start: 28.09.2017); erst dachte ich, es handelt sich um einen Spielfilm aus der Musik-Szene, dann hörte ich, es geht um die Freundschaft zwischen einer – gesundheitlich – gestressten 17-Jährigen, die mit einem sonst kaum zu bändigendem Vollbluthengst namens „Rock My Heart“ (Seelen-)Freundschaft schließt. Ach herrje, meinte ich, also schon wieder so eine tierisch-kitschige Schmonzette aus der Richtung „Ostwind“ oder „Wendy“ oder wie „diese“ Erfolgs-Filme heißen.

Ich muss Abbitte leisten. Die Vorurteile wurden NICHT bestätigt. Ganz im Gegenteil. „Rock My Heart“ ist die sensibel ausgeleuchtete Geschichte um Jana (LENA KLENKE/vom „Fack Ju Göhte“-Team). Die ist täglich stinkesauer. Aber nicht die Pubertät macht ihr zu schaffen, sondern die „ungerechte“ Tatsache, dass sie jederzeit sofort sterben kann. Ein angeborener Herzfehler setzt ihr zu. Während ihre Eltern, die sowieso schon über ihre schroffe Art aufgebracht sind, „damit“ umzugehen versuchen und auf eine neuartige Operation in Brüssel dringen, setzt Jana alle Initiative und ihr Herz auf „ihr Pferd“. Zwei rebellische, nicht zu zähmende Wesen haben sich gefunden. Auf einem heruntergekommenen Reiterhof. Der Paul Brenner (DIETER HALLERVORDEN) gehört, dem das Existenz-Wasser bis zum Hals steht und der plötzlich in Jana „eine Chance“ sieht: Wie wäre es, wenn er sie trainieren würde, um ein demnächst anstehendes Rennen zu bestreiten, wo eine hohe Gewinnsumme winkt? Jana willigt ein. Ohne ihm etwas von ihrer Krankheit mitzuteilen. Fortan stürzt sie sich – voll motiviert – ins Trainingsgeschehen, unterstützt vom jungen Freund und Verehrer Sami (EMILIO SAKRAYA).

Hört sich nach simplem Süßholzgeraspel an, ich weiß, ist es aber nicht. Ganz im Gegenteil. Dem Kino-Debüt-Regisseur HANNO OLDERDISSEN, Bielefelder des Jahrgangs 1976 und Absolvent des Fachs „Filmregie“ an der Internationalen Filmschule Köln (2004 – 2007), gelingt es unaufdringlich, existenzielle Motive wie Krankheit, Leistungsdruck und Missstände beim Pferde-Sport zu einem spannenden wie glaubhaften Unterhaltungs-Ganzen zusammenzuführen. Mit authentischer Vertrautheit und feinem Einfühlungsvermögen, was die „Beziehung“ zwischen Jana und „Rock My Heart“ betrifft. Ebenso verblüffend wie der Auftritt des seit einigen Jahren zu einem großartigen Charakterdarsteller aufgelaufenen DIETER HALLERVORDEN („Sein letztes Rennen“), inzwischen prächtige 82, der sich knochentrocken-rau präsentiert („Wenn dein Pferd nein sagt, haste nicht die richtige Frage gestellt“).

„Rock My Heart“ ist ein gut mundender Familienfilm (= 3 1/2 PÖNIs).

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