ROBERT MITCHUM

ROBERT MITCHUM zum 75. Geburtstag am 06.08.1992  (RIAS 2-Special: Film aktuell)

Neulich, irgendwo im Fernsehen: „Tote kriegen keine Post“ hieß ein ganz lausiger Kriminalfilm. Richtig lausig und schlecht. Und dennoch, ich kam von dem nicht los, weil ER mitspielte. Und ER ist eben selbst für den dümmsten Film immer noch eine Ausnahme-Erscheinung. Und was für eine! Um misstrauischen Zeitgenossen vorzubeugen: Dies ist nicht und wird keine Verbeugung vor einem Kerl, der 75 wird, bloß weil er 75 wird…und weil man dann halt freundlich zu sein hat.

ER, dieser ROBERT MITCHUM, der heute 75 wird, würde stinksauer reagieren, wenn es nur um altertümliche Schmeicheleien ginge. Für Opportunisten und Kriecher hat er nichts übrig. Schon von Anfang an nicht. Wo es für ihn ganz mies lief. Mit Landstreichereien und Tagelöhner-Arbeiten schlug er sich durch. Versuchte sich als Boxer, Sänger, als Autor von 2 Kinderbüchern, mit eigenen Gedichten und schließlich als Theater-Schauspieler. Irgendwann kam dann auch der Film. Die Anekdoten sind bis dahin, 1943, umfangreich und vielfältig. Aber legendär ist geradezu sein Einstieg ins Filmgeschäft.

“Ich hatte keine großen Ambitionen ein Schauspieler zu sein. Und ich war nicht sonderlich gut im Runterlesen irgendwelcher Sätze. Aber ich war groß und sah so aus, als könnte ich in einem Streit mithalten“. Und, wie wir wissen, er hielt dann mit. Allerdings ohne große Motivation. Filmen bedeutete Robert Mitchum wie eine Art Hurerei, nur sehr viel besser bezahlt. An den Rand seiner Drehbücher schrieb er häufig das Kürzel “NAR“. Das steht für “No Acting Required – Kein Spiel erforderlich“. Von jeher war ihm jegliche schauspielerische Methode fremd. Was andere sich mühsam erarbeiten mussten, stand ihm als natürliches Talent zur Verfügung: LEINWANDPRÄSENZ!

Das Kino war für Robert Mitchum stets die Fortsetzung des Lebens mit anderen Mitteln. Mit dieser Methode hat er bis heute in über 100 Filmen “mitgewirkt“. Und darum sitzt man heute 90 Minuten im Kino oder vor dem Fernsehapparat und sieht sich einen lausigen Film an: Bloß weil da ein Kerl andauernd herumschleicht, der offensichtlich kaum seine Augen richtig aufkriegt, dem scheinbar jede Bewegung zuviel ist, der eher müde, ausgelaugt, “alle“ ausschaut. Das ist der Grund. Denn keiner vermag den genervten, vom Schicksal arg mitgenommenen, aber dennoch grundehrlichen, aufrechten Film-Kerl kräftiger darzustellen. ROBERT MITCHUM. Ob als versoffener Sheriff in dem Edel-Western „El Dorado“ oder als Philip Marlow in dem exzellenten ’75er Krimi „Fahr zur Hölle, Liebling“ , er war nie Bob, sondern immer ROBERT Mitchum. Der übrigens “das Private“ immer total abgeschottet hat. Und wehe dem, der einmal unaufgefordert dort hinein blicken wollte…

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