PUBLIC ENEMY Nr.1 – Mordinstinkt

PUBLIC ENEMY Nr.1 – Mordinstinkt“ von Jean-Francois Richet (Fr/Kanada/It 2007; 114 Minuten; 23.04.2009); der 1966 in Paris geborene Regisseur gehört zu einer neuen Generation von französischen Filmemachern, die stark vom amerikanischen Genre-Kino beeinflußt ist. Sein erster diesbezüglicher Versuch allerdings, das Remake von John Carpenter´s Klassiker „Assault – Anschlag bei Nacht“ bzw. „Das Ende“ von 1976, scheiterte 2005 (trotz Star-Besetzung mit Ethan Hawke und Laurence Fishburne) kläglich. Hier nun überzeugt Richet mit einem knallharten wie erstklassigen französischen Gangsterfilm/Gangster-Porträt. Und erinnert mit diesem Mammut-Werk von insgesamt fast 4 Stunden an die großen französischen Gangster-Epen der 70er Jahre von Melville & Co., in denen Stars wie Jean-Paul Belmondo, Jean Gabin, Alain Delon oder Lino Ventura dominierten. Ihr Nachfolger ist heute der 42jährige VINCENT CASSEL. Ihn kennen wir auch hierzulande durch Filme wie „Hass“ (1995) und „Elizabeth“ (1998) und Populär-Movies wie „Die purpurnen Flüsse“ (2000), „Pakt der Wölfe“ (2001) oder „“Ocean´s Thirteen“ (2007).

Seine neue Rolle: Ein Killer als Medienstar: Er gestand 40 Morde, diverse Bankeinbrüche und Entführungen. Türmte viermal aus Hochsicherheitsgefängnissen und schrieb 1977 seine Memoiren im Gefängnis („Der Todestrieb“), die zum Bestseller avancierten. 20 Jahre lang war er „Staatsfeind Nr.1“, die Leserschaft eines französischen Wochenmagazins wählte ihn 1978 „zur Persönlichkeit des Jahres“ (noch vor der Prinzessin von Monaco). Mit der zweiteiligen Verfilmung der Lebensgeschichte von JACQUES MESRINE (1936-1979) wird ein charismatischer französischer Schwerverbrecher porträtiert, der bei uns nahezu unbekannt ist. Der erste Teil läuft in dieser Woche an, der zweite – „Todestrieb“ – folgt dann am 21. Mai. Ein außerordentlich zeit-atmosphärischer, spannender und vor allem darstellerisch großartiger Gangsterfilm, der weder mit Gewaltszenen überfrachtet ist noch in die simplen Klischees von Gut und Böse verfällt. Vielmehr skizziert er, persönlichkeits- wie seelennah, einen größenwahnsinnigen, gespaltenen Psychopathen, dessen kriminelle Veranlagung und Energie durch die äußeren Umstände immer wieder zum Ausbruch kommen. Eine Dr. Jekyll/Mr.Hyde-Persönlichkeit, die clever-hingebungsvoll wie sehr eindringlich-dicht von Vincent Cassel vorgeführt wird.

Die Auszeichnung als „Bester Darsteller“ mit dem „Cesar“, dem französischen „Oscar“, ist vollauf gerechtfertigt. Er ist fast in jeder Szene mit-dabei, wirkt dabei nie überfrachtet oder langweilig, ganz im Gegenteil, Cassel befindet sich auf dem Olymp seiner Karriere, der Film ist „SEINE BÜHNE“. Eine brillante darstellerische Superleistung. Dabei vereint das Ensemble-hier sowie schon die Créme de la Créme der französischen Darsteller-Spitzengarde mit Gérard Depardieu, Cécile der France und Ludovine Sagnier. Eines steht jetzt schon fest: „Public Enemy Nr.1“, also „Staatsfeind Nr.1“, ist in die großen cineastischen Spannungs-Epen der Filmgeschichte einzuordnen; ist ein exzellenter Gangster-Thriller (= 4 PÖNIs).

 

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