Powder Blue

Ich habe heute bewußt im Titel „DVD-Kritik“ anstatt, wie gewohnt, „DVD-Empfehlung“ benutzt. Denn ausnahmslos „empfehlen“ wie sonst, kann ich meinen heutigen DVD-Film nicht. Er ist vor allem alleine deshalb interessant und verdient Aufmerksamkeit, weil seine prominente Besetzung Neugier hervorruft und es außerdem der letzten Film ist, in dem der kürzlich im Alter von 56 Jahren verstorbene PATRICK SWAYZE („Dirty Dancing“; „Ghost“) mitspielt.

Der amerikanische Film, um den es hier geht, ist eine Independent-Produktion aus dem Vorjahr und heißt

POWDER BLUE“ von Timothy Linh Bui (B+, Co-Prod.+R; USA 2008; 106 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 23.10.2009).

Der hierzulande unbekannte Filmemacher TIMOTHY LINH BUI wurde am 13. April 1970 in Saigon/Süd-Vietnam geboren und siedelte 1975 mit seiner Familie in die USA über. Bekannt ist, daß er einen Abschluß am „Columbia College Hollywood“ gemacht hat und mit dem Streifen „Duong tinh yeu“ 1995 debüttierte. Im Jahr 2001 folgte der ebenfalls bei uns unbekannt gebliebene Streifen „Green Dragon“. Für sein neues Werk sicherte er sich „Oscar“-Preisträger FOREST WHITAKER („Der letzte König von Schottland“) als Co-Produzenten und für eine der Hauptrollen. „Powder Blue“ ist – ähnlich angelegt wie der vielfach „Oscar“-belobigte Film „L.A. CRASH“ von Paul Higgis aus dem Jahr 2005 – ein episodenhafter Schicksalfilm um 5 Grroßstadt-Menschen, die in den Weihnachtstagen von Los Angeles auf persönliche Identitätssuche gehen (müssen) und deren Schicksale sich dabei kreuzen. Als da wären:

1) Der massige Schwarze Mann mit Namen Charlie (FOREST WHITAKER), der, wie sich herausstellt, Priester ist, den Tod seiner geliebten Frau nicht verwinden kann und jedem 50.000 Dollar bietet, wenn er ihn nur mit der vorhandenen Pistole erschießt;

2) da ist Jack (RAY LIOTTA/“Good Fellas“)), der sterbenskrank nach 25 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird und sich auf die Suche nach seiner „verlorenen Tochter“ macht und dabei
3) bei der Stripperin Rose (JESSICA BIEL/“The Illusionist“) landet, deren kleiner Sohn im Krankenhaus im Koma liegt und die
4) mit ihrem Nachtclub-Chef Velvet Larry (PATRICK SWAYZE; mit blonder Perücke anfangs schwer auszumachen) Streß kriegt, weil DER darauf besteht, daß sie auch und vor allem am Heiligabend live-auftritt, während Rose viel lieber bei ihrem Sohn im Krankenhaus sein möchte;
5) währenddessen sie zufällig den jungen, introvertierten Bestatter Eddie kennen- und liebenlernt (Nachwuchs-Talent EDDIE REDMAYNE/“Die Schwester der Königin“; „Der gute Hirte“).

Und ein KRIS KRISTOFFERSON sich für einen Kurz-Auftrit im Bus nicht zu schade ist. Wo er Ray Liotta-Jack einen Geld-Koffer übergibt. Für offensichtlich unschuldige 25 „Dienst“-Jahre im Knast. Während LISA KUDROW („Romy und Michele“) sich für die Stelle der „Freundin“ vom FOREST WHITAKER-Charlie bewirbt.
Großstadt-Melancholie um Einsamkeit, Schroffheit, Coolness, Suche, also die ganze, mehr oder weniger schöne Emotions-Palette ´rauf und ´runter. Im Pressetext heißt es: „Ihre Sünde ist Liebe. Ihre Rettung: Hoffnung, die selbst an dunkelsten Plätzen gedeien kann“. Na ja.

Dieser Crash der Gefühle wirkt ziemlich über-konstruiert. Mit schwächelnden Gedanken, wuseligen philosophischen Ideen, manchmal ganz reizvollen, manchmal ziemlich spannungsarmen Handlungsfäden, aber einem immerhin hörenswerten Nacht-Score (von Didier Lean Rachou) und atmosphärischen Neon-Bildern von L.A. (Kamera: Jonathan Sela). Und einem sagenhaften Star-Ensemble, dessen Mitwirken allein der triviale Sauerstoff bei diesem B-Movie ist.
Ich denke, aufgrund der großartigen Promi-Akteure lohnt das Hinsehen schon, schließlich will man ja INSGESAMT wissen, was so der Eine/die Eine „außerdem“ macht bzw. dreht. Kein Muß-Film, sondern ein Kann-Movie. Solide Unterhaltung, mit gebremstem Tiefgang. Bewertung in der 1 – 5=Skala: 3 1/2.
Anbieter: „Sunfilm Entertainment“/München.

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