PLANET DER AFFEN: SURVIVAL

PÖNIs: (4,5/5)

„PLANET DER AFFEN: SURVIVAL“ von Matt Reeves (Co-B + R; USA 2015/2016; Co-B: Mark Bomback; K: Michael Seresin; M: Michael Giacchino; 140 Minuten; auch in 3D; deutscher Kino-Start. 03.08.2017); es gibt wenige Fortsetzungs-Filme in der Filmgeschichte, die richtig gut funktionieren. „French Connection 1 + 2“ etwa war solch ein phantastisches Thriller-Duo. Dass aber gleich zwei Fortführungen großartig passen, als Trilogie zusammen-finden, ist äußerst ungewöhnlich. „Der Pate“ einst, gewiss, und nun aber auch die drei „Planet der Affen“-Neu-Filme. Nach „Planet der Affen: Prevolution“ (s. Kino-KRITIK), für mich der beste Kino-Jahresfilm von 2011, sowie „Planet der Affen: Revolution“ aus dem Jahr 2014 (s. Kino-KRITIK) ist nun auch der Abschluss dieser Geschichte und Fiction-Ära – „Planet der Affen: Survival“ von grandiosem Schau-Wert und faszinierender Denk-Wucht. Original-Titel übrigens: „War for the Planet of the Apes“.

Zur Erinnerung und thematischen Auffrischung: Vor 15 Jahren lief ein wissenschaftliches Experiment aus dem Ruder. Im Labor eines großen US-Pharma-Unternehmens wird nach einem Mittel gegen Alzheimer geforscht. Versuchsprobanten dafür sind Primaten. Eingefangen im afrikanischen Urwald. Doch es ergibt sich ein besonderes Problem: Die Affen werden infolge ihrer Mitwirkung als „Versuchskaninchen“ intelligent. SEHR intelligenter sogar. Einer von ihnen, Caesar, beim Menschen aufgewachsen und dann in ein übles Primaten-Tierheim gesteckt, führt schließlich seine Meute an im Kampf gegen ihre menschlichen Unterdrücker. Eine Revolution, eine Konfrontation, ein Krieg, der den Planeten für immer verändert. Zehn Jahre danach setzt der zweite Film ein. Die Menschheit hat sich weitgehend selbst ausgerottet durch den von ihr einst im Labor geschaffenen aggressiven Virus, genannt „Affengrippe“, der sich freisetzte und 90% der Weltbevölkerung hinraffte. Die resistenten Primaten haben sich in die jahrtausendalten Wälder von „Muir Woods“ bei San Francisco zurückgezogen und eine Kolonie gegründet. Anführer ist Caesar (ANDY SERKIS), der mit den letzten überlebenden Menschen friedlich zusammenleben möchte, obwohl auf beiden Seiten „Hasser“ wühlen. Stänkern. Als einer der Affen, Koba, ganz bewusst den friedlichen Kodex missachtet und die Rache-Konfrontation gegenüber den Menschen auslöst, beginnt das Gemetzel.

„Survival“/“Überleben“: Immer noch ist der ewige Zwist zwischen Menschen und Affen im Gange. „Mensch“ kann und will es einfach nicht akzeptieren, dass Primaten auf der Erde mindestens „gleichrangig“ sind. Also „macht“ er das, was er am besten kann und will: jagen und töten. „Das Problem“ gewalttätig lösen. Vernichtung lautet das Angriffs-Motto der Stunde, als Teil 3 startet. Schließlich geht es um die Herrschaft auf der Erde, und diese Alleinführung will der seit tausenden von Jahren auf dem Planeten „anwesende“ beziehungsweise herrschende Homo sapiens nicht abgeben. Schon gar nicht – intelligenteren – Affen überlassen. Die sich natürlich den Attacken widersetzen. Hüben wie drüben gibt es viele Opfer. Als seine Frau und sein ältestes Kind getötet werden, beschließt Caesar, seine humane Haltung aufzugeben und den „Chef“ der Angreifer, den Colonel (WOODY HARRELSON), zu verfolgen, um ihn zu töten. Aus dem sonst stets auf die friedliche Koexistenz zwischen beiden Seiten setzenden Primaten-Anführer („Wir sind keine Wilden!“) ist endgültig ein Rache-Wesen geworden. Der seine Sippe allein auf den Flucht-Weg zu einem besseren Überlebensraum in die Wüste (hinter dem Wald) schickt, um sich selbst mit drei weiteren Getreuen auf den Weg „zum bösen Menschen“ zu machen. Dieser scheut sich nicht, so ist zu erleben, kooperative Affen-Verräter als brutale Söldner „einzustellen“. Um sie für sich zu benutzen. Als „Zuständige“ für die schmutzige Gewalt-Handarbeit.

Der Mensch ist in „Survival“ endgültig zum widerwärtigen, blind-gehorsamen anonymen Etwas verkommen. Ist nur noch Abschaum. Ist nur noch in der Lage, dank der ausgefeilten Waffen-Technik, sich stumpfsinnig über „Krieg“ zu definieren. Zudem, das alte Moral-Lied: Eine Masse folgt einer Führer-Bestie. Dafür hat Regisseur MATT REEVES, 51, der auch den Vorläufer „Revolution“ gedreht hat, eine prominente üble Figur aus der Filmgeschichte verwandt, denn sein widerwärtiger Colonel alias Woody Harrelson ist die Figur-Adaption des Colonel Walter E. Kurtz-Dschungel-Diktators alias Marlon Brando aus dem Francis Ford Coppola-Meisterwerk „Apocalypse Now“ von 1979. Damals wie heute: Ein Wahnsinn mit Methode: WIR killen und siegen. Basta. Dass ihn sogar die eigenen Leute wegen seines offensichtlichen Wahnsinns schließlich in seiner Burg angreifen, nimmt er in Kauf. Am Ende jedenfalls wird es biblisch, wenn die „gerechte Natur“ schließlich dem kriegerischen Gemetzel ein verdientes Ende setzt. Und „das Paradies“ winkt. Allerdings…

Was haben wir? Einen erneut cleveren, überaus hintergründigen, gedanklich-klugen – gemeinen Kriegsfilm, einen spannenden Thriller, als ebenso fantastischen Science Fiction-Hammer mit hervorragendem Real-Geschmack plus: ein fesselndes Epos von Leidens-Western: Caesar taucht auf wie einst der opferbereite Jesus-Outlaw „Keoma“ in dem gleichnamigen überragenden Italo-Western von 1976 (s. Kino-KRITIK), um die Erde endgültig vom Abschaum zu befreien. Was damals Franco Nero körperlich-wütend leistete, wird heute erneut (= er war auch schon in den beiden Vorgängern „in dieser Figur“) vom brillanten britischen Artisten-Akteur ANDY SERKIS in der Rolle des sensiblen, mutigen, cleveren und charismatischen Schimpansen-Chefs Caesar überragend vollbracht. Eine phänomenale körpersprachliche Leistung des 51-Jährigen, der ja einst Berühmtheit erlangte durch seine Darstellung des „Gollum/Sméagol“ in der Filmreihe „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ von Peter Jackson. Und die absolut – in der „Affen“-Gesamtheit betrachtet – „Oscar“-würdig ist.

Matt Reeves spart nicht mit aufreizender (aktueller) brisanter Zivilisationskritik und liefert uns ein düsteres Zivilisations-Fiction-Panorama, dessen Potenzial in Sachen Unterhaltung mit Sinn und Spaß und Warnung prickelnd ausgereizt wird. Einmal mehr dabei beeindruckend: Die immer vollkommener werdenden gigantischen wie spektakulären (Motion-Capture-)Tricks, die inzwischen eine sagenhafte Echt-Atmosphäre herstellen.

Ganz großes Blockbuster-Kino, für jeden ist viel dabei; nach „Wonder Woman“ der zweite phänomenal-überzeugende Spitzenfilm in diesem Sommer (= 4 1/2 PÖNIs; damit hat dieser filmische Dreiteiler insgesamt 14 von 15 möglichen PÖNIs eingefahren).

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