FLUCH DER KARIBIK 4: PIRATES OF THE CARIBBEAN – FREMDE GEZEITEN

„FLUCH DER KARIBIK 4: PIRATES OF THE CARIBBEAN – FREMDE GEZEITEN“ von Rob Marshall (USA 2010; B: Ted Elliott, Terry Rossio; K: Dariusz Wolski; M: Hans Zimmer; 141 Minuten; deutscher Kino-Start: 19.05.2011); ist nichts anderes als die Fortsetzung jener Piraten-Trilogie, die weltweit rd. 2,7 Milliarden Dollar einspielte. Wobei Teil 3 mit rd. 300 Millionen Dollar Produktionskosten als bislang teuerster Film aller Zeiten gilt.

Die vierte Ausgabe hat rd. 100 Millionen Dollar weniger gekostet. Wobei alleine der „James Bond der Meere“, der in Frankreich lebende Kentucky-Boy JOHNNY DEPP, der demnächst, am 9. Juni 2011, 48 Jahre jung wird, ein Honorar von 50 Millionen Dollar bekommen haben soll. Deshalb mussten wohl die beliebten Mit-Stars der Trilogie, Keira Knightley und Orlando Bloom (als Elizabeth Swann + William „Will“ Turner), abdanken. Denn beide Stars hatten Verträge für „nur“ drei Piratenfilme und wären jetzt teurer gewesen. Zudem wurde ein neuer Regisseur besetzt; anstatt Erfolgskapitän Gore Verbinski nun der 50-jährige Regisseur und Choreograph Rob Marshall. Der hatte seinen Durchbruch 2002 mit seinem ersten Kinofilm, der Musical-Verfilmung „Chicago“, die mit 6 „Oscars“ ausgezeichnet wurde.

Danach schuf er den wenig beachteten Film „Die Geisha“ (2005) und setzte zuletzt die prominent besetzte Fellini-Musical-Kopie „Nine“ völlig in den (Unterhaltungs-)Sand. Für den 4. Piraten-Auflauf konnte er auf das bewährte Piraten-erprobte Drehbuch-Paar Ted Elliott & Terry Rossio setzen, die auch schon für die ersten drei Szenarien den Text lieferten. Diesmal allerdings lieferten sie kein originales Manuskript ab, sondern benutzten Motive aus dem im November 1988 veröffentlichten historischen Fantasy-Roman „IN FREMDEREN GEZEITEN“ von Tim Powers. Einem 58-jährigen amerikanischen Science-Fiction-Autor, der 1983 für seinen Zeitreise-Roman „Die Tore zu Anubis Reich“ mit dem „Philip K. Dick Award“ bedacht wurde. Apropos: Mit seinem Nachbar Philip K. Dick („Blade Runner“) verband ihn bis zu dessen Tod (am 02.03.1982) eine langjährige Freundschaft.

Nun also die „gebremste“ Fortsetzung dieses Jahrmarkt-Spektakels. In dem die faszinierenden, skurrilen Phantasie-Figuren der ersten drei Teile (wie der krakige Captain Davy Jones/Bill Nighy) weitgehend verschwunden sind. Stattdessen dürfen jetzt markige Kerle mit vielen, lauten Worten herum grummeln und die überschaubare Story mehr oder weniger erklärend vorantreiben. Will sagen: Eindruck 1, die Außen-Ansichten – gedreht wurde auf Hawaii – sind zwar weiterhin landschaftlich nett, aber auch nicht mehr allzu besonders „doll“. Schöner-Zeigen, etwa in dieser Art. Dazu, als mondänes weibliches Vorzeigeschild, die attraktive 36-jährige spanische Piraten-Braut PENÉLOPE CRUZ, die als Angelica zwar schön anzusehen ist, wie sie da gut geschminkt durch den Urwald robbt, aber wenig „inspiriert“ (mit-)wirkt. Eine hübsche, aber spannungslose Begleitung. Für – natürlich – den ständig torkelnden, nuschelnden, versoffenen Captain Johnny-Jack Sparrow, der natürlich wieder den tuntigen Kostüm-Narren gibt.

Ein charmanter großer Bubi, der wie ein bunter, sich ständig aufplusternder Papagei lässig herumstolziert, und dessen „Rolling Stone“-Papa Keith Richards diesmal für drei Minuten auftaucht. Ach so ja, dieser lustige tierische Papagei von einst ist diesmal auch nicht mit von der unlustigen Seemanns-Party. In der manchmal geschmunzelt, aber kaum einmal herzhaft gelacht werden kann. Und in der es um die „Quelle des ewigen Lebens“ geht. Den „ewigen Jungbrunnen“ sozusagen. DER ist irgendwo versteckt, und DEN wollen nun Spanier, Briten, der arrogante Oberschurke Captain Hector „Freibeuter“ Barbossa (wieder: GEOFFREY RUSH) plus wenig wirklich furchterregende Standard-Fieslinge wie Captain Blackbeard (routiniert: IAN McSHANE) aufspüren. In Besitz nehmen. Forever young. Natürlich werden dafür diverse Fechtszenen (wie gehabt) und Schlachtmotive (wie gehabt) reaktiviert. Mit gigantischen Schiffen (wie gehabt). Und diesmal wird auch SEHR viel mehr geplappert. Hörspiel-Kino in 3D. Wobei dieses „3D“ einmal mehr für nur wenige Momente ganz urig ausschaut (wenn sich ein Schwert zu uns hin bewegt; wie gehabt), aber letztlich für keinerlei optischen Mehrwert sorgt. Nebenbei wurde noch ein naiver britischer Philip-Missionar „eingebaut“ (wer ist Sam Claflin?), der sich in eine niedliche vampirische Meerjungfrau verguckt (Model Àstrid Bergés-Frisbey/mit diesem Namen und dieser Schnute ist die Karriere fortan gesichert). Sozusagen der Casting-Sieger-Ersatz für Keira Knightley + Orlando Bloom. Und nun holen sie tief Luft und machen und tun und behaupten, bzw. umgekehrt, doch mehr als viel heiße Luft will nicht herauskommen.

Der funkelnde, spannende, atmosphärische Show-Atem von neulich ist hier zur Fortsetzungs-Routine, sprich –Ruine erstarrt. Ordentliche Spezialeffekte und ein bekannter Johnny Depp-Kakadu, der hier seinem Nachnamen alle Ehre macht, sorgen für einen marktschreierischen sowie äußerlich pompösen Piraten-Streich 4, der aber weitgehend abgenutzt erscheint und für nur Langeweile-Laune sorgt. Man sammelt jetzt halt das viele Themen-Geld ein. Für das die exzellenten ersten drei Disney-Zirkusteile hinlänglich gesorgt haben. „Fluch der Karibik 4“ ist halt ein Fortsetzungsfilm. Dünn. Und laut. Wie gehabt (= 2 PÖNIs).

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