OSS 117 – ER SELBST IST SICH GENUG

PÖNIs: (4/5)

In Frankreich ist er KINO-KULT, bei uns tauchte er Ende September 2009 auf dem DVD-Markt auf: die französische Blöd-Blöd-Ausgabe von 007 James Bond – der Agent OSS 117. Bürgerlicher Name: Hubert Bonisseur de la Bath. In „OSS 117 – DER SPION, DER SICH LIEBTE“ (O-Titel: „Oss 117: Le Caire nid d´espions“; s. Kino-KRITIK) war er im Nahen Osten unterwegs und beleidigte ununterbrochen Araber und Moslems. Als politisch VÖLLIG unkorrekter, desolater und äußerst erfolgreicher Leinwand-Staatsschnüffler fand er in Frankreich ein amüsiertes Millionenpublikum. Was über ihn, seinen literarischen Efinder und sonst überhaupt zu sagen ist, kann man in meiner damaligen DVD-Rezension nachlesen.

Jetzt taucht dieser Typ schon wieder auf. In einer Art Fortführung seines idiotischen, aberwitzigen Tuns. Im französischen Kino waren im Vorjahr über 2 1/2 Millionen Kinobesucher mehr oder weniger verzückt, bei uns lief er als Abschlußfilm auf dem vorjährigen Fantasy-Filmfest und hatte gerade DVD-Start. O-Titel dieser 22 Millionen EURO teuren Produktion: „Rio Ne Répond Plus“. Deutscher DVD-Titel:

„OSS 117 – ER SELBST IST SICH GENUG“ von (erneut) Michel Hazanavicius (Co-B + R; Fr 2008; Co-B: Jean-Francois Halin; K: Guillaume Schiffman; M: Ludovic Bource; 107 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 11.07.2010).

Der 36-jährige französische Comedian und Schauspieler (mit dem schönen „Schnaps“namen) JEAN DUJARDIN schlüpft wieder in die Rolle des unterbelichteten, gut-aussehenden, RICHTIG dussligen, rassistischen, sexistischen, behämmerten und deshalb so außerordentlich erfolgreichen Gaga-Agenten aus Paris. Wir schreiben das „gemütliche“ Jahr 1967. Nachdem Charme-Bolzen OSS 117 gerade in Gstaad/Schweiz lässig-grinsend eine Überzahl von Gegnerschaft ausgelöscht hat und selbstverständlich unverletzt geblieben ist, bekommt er einen neuen „heiklen“ Auftrag. Für ihn aber ist dieser neue Job natürlich überhaupt nicht heikel, sondern „irgendwas Normales“. Locker zu erledigen. Wie stets. OSS 117, dessen Vater Hilfsmaurer oder Diplomat war, wird nach Rio de Janeiro geschickt, um dort einem deutschen Alt-Nazi (RÜDIGER VOGLER in einer Brillant-Karikatur als Führer des 5. Reichs) eine Liste mit den Namen ehemaliger Nazi-Kollaborateure abzukaufen.

Als sich israelische Mossad-Agenten mit ihm vor Ort verbünden, tritt der erfolgreichste Tölpel-Agent Frankreichs erst einmal in jedes verbale Vorurteil-Fettnäpfchen gegenüber Juden, die es überhaupt gibt. Unglaublich doof, naiv, mackig. Die mit ihm zusammen arbeitende attraktive Mossad-Agentin Dolorès (LOUISE MONOT) ist (zunächst) ebenso entsetzt wie abgestoßen. Was der schöne Hubert natürlich überhaupt nicht versteht. Dafür macht er sich auf den Weg in die Deutsche Botschaft. Um nach einem „Verein“ für Alt-Nazis … oder vielleicht einem „Club?“ nachzufragen. Vielleicht aber weiß man hier auch etwas von einem „Verband der Nazifreunde?“ Wo es „solche Listen“ auch gibt? Nix da, bekehrt man ihn: „Deutschland besteht nicht nur aus Nazis“. Woraufhin ER: „Ja, ich kenne diese Theorie“.

Von dieser Art „freundlicher Geschmacklosigkeiten“ ist die bissige, exzentrische Komödie ständig schön zusammengesetzt, zusammengefügt. Wie schon beim ersten Film: Für sensible Cineasten und filmische Kunstsachverständige ist DAS HIER ganz und gar nichts, die kulturelle „Geruchswarnung“ gilt auch hier. Denn was danach geschieht, läuft nach dem schönen OSS 117-Motto ab: „ICH DENKE NICHT NACH, ICH HANDLE“ (aus der Sammlung „Geschnittene Szenen“ vom Bonusmaterial). Bzw.: „ANDERE HABEN ABENTEUER, ICH BIN EIN ABENTEUER“. Also schlendert der Spinner, Angeber, Macho, Blödian, die Inkarnation einer lachenden Dumpfbacke durch die bunte Szenerie, kriegt kaum was „normal“ mit und macht alles falsch-richtig. Zwischendurch wird auch wieder ausdauernd und eklig-wiehernd gelacht. Völlig bekloppt, aber fein irre. Fazit, Original-Ton: „Aus dem Kontext gerissen, kann ein Finger im Po falsch verstanden werden“ (zur Erinnerung – man nähert sich dem Hippie-Jahr 1968).

Womit wir bei der Synchronisation sind: Einer unserer Besten in Sachen durchtriebener Frech-Ton mit Spaß-Niveau hat wieder, gemeinsam mit Co-Synchronbuch-Autor und Synchronregisseur Frank Schaff, zugeschlagen: Spitzen-Clowndolli OLIVER KALKOFE („Kalkofes Mattscheibe“). Er spricht den OSS-Hubert eben nicht mit seinen sonst so bösen, durchtriebenen Eigen-Scherzen, etwa als Kalkofe-Spezi-Show, sondern bemüht sich erneut erfolgreich, sich dem originalen Monsieur Fuzzi-117 deutsch-stimmlich zu nähern, anzufügen. Was erneut exzellent gelingt. Denn: Dieser „spezielle französische Verbal-Humor“ funktioniert wieder einmal ebenso gemein-schräg wie amüsant. Also wunderbar peinlich.

„OSS 117 – Er selbst ist sich genug“ winkt mit vielen 60er/70er-Jahre Anspielungen in Sachen Ausstattung, also Kostüme, Mobiliar, Architektur, Farben, wie auch mit den Pop-Klischees von damals (Männer-Frauen; Klamotten, Vorurteile, Agenten-Parodien, Sex-Appeal, Musikalität). Das Film-Ding hier besitzt Hippie-Hippie-Shake-Schmackes, was immer das auch ist; bietet dazu herrliche Rio-Postkartenmotive und lässt auf beste geschmackloseste Weise Prima-U-Dampf (= Unterhaltungsdampf) ab: Eine tolle Performance-Gaga Marke – unkorrekter geht‘s kaum. Köstlich. Prima (= 4 PÖNIs).

Anbieter: „Koch Media“.

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