MORD IM ORIENT-EXPRESS

PÖNIs: (3/5)

„MORD IM ORIENT-EXPRESS“ von und mit Kenneth Branagh (= auch Co-Produzent; USA/GB 2016/2017; B: Michael Green; nach dem gleichn. Roman von Agatha Christie/1934; Co-Produzent: Ridley Scott; K: Haris Zambarloukos; M: Patrick Doyle; 114 Minuten; deutscher Kino-Start: 09.11.2017); viermal wurde der berühmte Stoff von AGATHA CHRISTIE bislang verfilmt, darunter befinden sich zwei TV-Produktionen: von 2001 (USA/Regie: Carl Schenkel) und von 2009 (GB/Regie: Philip Martin). Unübertroffen und ein Klassiker im besten Kriminalfilm-Sinne aber ist die britische Verfilmung von 1974. Unter der Regie von Sidney Lumet versammelte sich damals eine unglaubliche Anzahl hochkarätiger, berühmter Charakter-Asse in dem legendären Eisenbahnzug: Ingrid Bergman („Oscar“ für die „beste Nebenrolle“); Lauren Bacall; Michael York; Jacqueline Bisset; Jean-Pierre Cassel; Sean Connery; John Gielgud; Wendy Hiller; Anthony Perkins; Vanessa Redgrave; Martin Balsam; Rachel Roberts; Colin Blakely sowie Richard Widmark und Albert Finney als belgischer Meisterdetektiv HERCULE POIROT. Der sechsfach „Oscar“-nominierte Film zählt zu den besten „intimen“ Spannungsfilmen der Kino-Siebziger-Jahre.

In dem aktuellen Remake stellt sich das britische Genie KENNETH BRANAGH als „wahrscheinlich größter Detektiv der Welt“ Hercule Poirot und mit wahrhaft monströsem Moustache vor, zugleich ist er auch der verantwortliche Spielleiter für diesen Edel-Krimi. Um gleich zur Kritik-Sache zu kommen: Branagh, Jahrgang 1960, kann auf dieser Reise anno 1934 von Istanbul nach London seinem exzentrischen Vorgänger Albert Finney nicht ganz das Schauspieler-Wasser reichen. Er mimt den eitlen Star-Ermittler einige Temperaturen zu eitel, bis zur Karikatur-Näselei, und vor allem: wird den prominenten Nebenfiguren nur selten einmal nahe-gerecht, so dass diese ihre „speziellen“, exotischen Charaktere kaum einmal voll und deftig – wie beim Vorgänger von 1974 – entfalten dürfen; kann aber dafür vor allem mit optischen Delikatessen-Natur-Bildern seines großartigen zypriotischen Kameramanns HARIS ZAMBARLOUKOS („Cinderella“; „Eye in the Sky“) – aufgenommen in den Schweizer Alpen und über Neuseeland – Augen-riesig punkten. Wenn es temporeich über Berge, durch Wolken und riesige Hügel durch die Weiten hastet, triumphiert begeisternde Optik und stimmungsvolle Visualität. Und auch wenn diese „gigantische Maschine“, der Express-Zug, im Detail „vorgestellt“ wird, ist der schöne Dampf enorm.

Die Story ist bekannt, 13 verdächtige Personen in „einem Boot“: Auf dem Balkan gerät der luxuriöse Orient-Express in riesige Schneeverwehungen, muss unfreiwillig – und mitten auf einer „gebrechlich“ aussehenden Brücke – anhalten. Was Monsieur Poirot ziemlich gelegen kommt, denn inzwischen ist im Zug, während der stürmischen Nacht, ein Mord geschehen. Dabei hat es den zwielichtigen amerikanischen Geschäftsmann Edward Ratchett (JOHNNY DEPP) „erwischt“. Die „restliche“ illustre Mitfahrer-Gesellschaft darf sich nun im Rahmen eines Gipfeltreffens im Speisewagen treffen und dazu „äußern“. Und zu denen gehören immerhin namhafte Player wie Penélope Cruz; Willem Dafoe; die völlig unterforderte Judi Dench; Derek Jacobi; Michelle Pfeiffer; Daisy Ridley („Star Wars“) und Josh Gad („Die Schöne und das Biest“). Sie lügen, dass sich die kostbaren Balken beinahe verbiegen und Hercule seine genialen grauen Zellen ganz schön beanspruchen muss. Bis sich das Puzzle schließlich zusammenfügt.

Akzeptabel, aber nicht der riesige Wurf: Die neuerliche Verfilmung dieses – soeben auch wieder als Taschenbuch aufgelegten – köstlichen Spannungsstücks der begnadeten Agatha Christie (*15.09.1890 – †12.01.1976) läuft unterhaltsam gut durch, vermag aber nicht so zu fesseln wie die bessere = Anspannungs-leckerere Version von 1974 (= 3 PÖNIs).

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