Marlon Brando

MARLON BRANDO zum 70. Geburtstag (vom 03.04.1994/ „RIAS-Rundschau am Mittag“)

„ER“ galt und gilt als „schwierig“, „neurotisch“, unangepasst. Ein Dauer-Rebell.
Er hat alle Höhen und Tiefen durchlebt: Sowohl beruflich wie auch privat.

MARLON BRANDO“, der Sohn einer irischen Familie aus Omaha im US-Bundesstaat Nebraska, ist zeit seines Lebens einen schlaglochreichen Weg gegangen. Schon seine Kindheit war verkorkst; Der Vater ein Biedermann, die Mutter eine Alkoholikerin. In der Schule bezeichnete ihn sein Direktor als „unzurechnungsfähig“. Kurz vor dem Abschluss flog er von der Militärakademie wegen „zu grober Streiche“. Im Herbst 1943 begann er in New York eine Ausbildung zum Schauspieler und wurde von solch berühmten Lehrern wie Lee Strasberg, Elia Kazan und Erwin Piscator geformt. Die ersten Bühnenauftritte folgten. Mit Tennessee Williams Drama „Endstation Sehnsucht“ feierte Marion Brando 1947 am Broadway einen sensationellen Erfolg. Hollywood wurde aufmerksam.
Die Männer“ war 1950 unter der Regie von Fred Zinnemann seine erste Filmrolle. Brando spielte einen querschnittsgelähmten Kriegsveteranen, der gegen sein Schicksal rebelliert. Fortan war er festgelegt auf die Rolle als eigenwilliger, unorthodoxer, aufrührerischer Typ: Ein Rebell eben. Zum Beispiel 1954: In „The Wild One“, deutscher Kinotitel: „Der Wilde“. Da war er der Anführer einer Motorrad-Gang, die in den Mief einer spießigen Kleinstadt hineinbrauste. Ein Film, der viele Nachfolger und Nachahmer fand und in England bis 1968 verboten war.

Obwohl er mit den mächtigen Studiobossen von Hollywood stets im Clinch lag, weil er sich nicht unterordnen wollte, weil er eigene künstlerische und politische Ansichten hatte und „das System“ nicht akzeptierte, fand er in der Folgezeit genügend Möglichkeiten, sein einzigartiges Talent vorzuführen. Im selben Jahr, 1954, bekam er für die Hauptrolle in dem berühmten Sozialdrama
Die Faust im Nacken“ seinen ersten „Oscar“. Es folgten Filme wie
Der Mann in der Schlangenhaut“, „Der Besessene“ und „Meuterei auf der Bounty“. Sein exzentrisches Wesen sorgte allerdings mehr und mehr dafür, dass sich immer weniger Produzenten bereit fanden, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er aber musste vor allem wegen privater Eskapaden Geld verdienen und akzeptierte auch „Planschfilme“, wie er es nannte. 1971 schließlich war er vom Image her am Ende, als er sich bei Francis Ford Coppola die Rolle des Mafiabosses in „Der Pate“ förmlich erbettelte. Weil er auch wusste, „seine“ Rolle gefunden zu haben. Die „Oscar“-Trophäe dafür aber lehnte er aus politischen Gründen ab. Er könne nicht in einem Land eine Auszeichnung annehmen, das noch immer die Indianer unterdrücke. Zwei weitere spektakuläre Auftritte danach gab es in den Filmen „Der letzte Tango in Paris“ von Bernardo Bertolucci und schließlich „Apocalypse Now“, wieder von Francis Ford Coppola.

Heute tritt Marlon Brando, der inzwischen 140 Kilo auf die Waage bringt, nur noch auf wenn er Geld braucht. Für seine zahlreichen Ex-Frauen ebenso wie für familiäre Problemfälle, „Aber die Filmleinwand“, so heißt es abschließend in einer Biographie über ihn, „aber die Filmleinwand wird ewig davon profitieren, einmal seine Seele besessen zu haben“.

Teilen mit: