Mario Adorf

Mario Adorf zum 75. Geburtstag „DeutschlandRadio Kultur“ vom 08.09.2005

Nach der Erhebung eines Münchner Meinungsforschungsinstituts ist MARIO ADORF nach wie vor Deutschlands beliebtester Schauspieler. Noch vor Loriot und Armin Mueller-Stahl. Adorf ist ein internationaler Star, der in fast 200 Filmen mitwirkte. Er hält es heute für einen Fehler, eine Rolle in Billy-Wilders-Kultfilm „Eins, zwei, drei“ abgelehnt zu haben (er wollte den „ersten Russen“ spielen, der um Lilo Pulver buhlt, und nicht „den dritten“). Später hat er dann bekanntlich auch die Nachfolge von Götz George als „Tatort“-Kommissar ausgeschlagen, aber dies hält er auch heute immer noch für richtig. Heute ist Mario Adorf 75 Jahre alt geworden. Eine „rührende Fernsehgala“ zu diesem Anlass hat er abgelehnt (,‚Ich mag keine Leichenfeiern“). Stattdessen geht er mit dem musikalischen Theater-Abend „Da Capo, Mario“, der gleichzeitig auch sein 50jähriges Bühnenjubiläum markiert, auf eine sechs Spiel- und Städte-Orte umfassende Deutschlandtournee: Heute Abend ist Premiere in München, danach folgen Hamburg (11.09.), Frankfurt (14.09.), Köln (17.09.), Berlin (19.09.) und Mainz (24. 09.). Zugleich erscheinen heute ein neues Buch und ein Bildband über ihn. Und: Das Filmmuseum Düsseldorf würdigt Mario Adorf ab dem 15. Oktober schließlich mit einer Ausstellung unter dem Titel „Schauen Sie mal böse“.

MARIO ADORF – geboren am 8. September 1930 in Zürich. Der Vater: Ein süditalienischer Chirurg; die Mutter: Eine deutsche Röntgenassistentin. Kindheit und Jugend verbringt Mario bei der Mutter in der Eifel. In Mainz studiert er Philosophie, Psychologie, Kriminologie, Literatur, Musikgeschichte und Theaterwissenschaft. Gleichzeitig beginnt er, sich Sprachkenntnisse in Englisch, Französisch und Italienisch anzueignen. Außerdem boxt er „nebenbei“ in einer Studentenstaffel. Für die Studentenbühne betätigt sich Mario Adorf als Bühnenmaler, Kostümbildner und Schauspieler. Er engagiert sich beim Caritas-Verband als Sozialarbeiter und jobbt u.a. in der Bimssteinindustrie. Nach dem 4. Semester wechselt er an die Universität Zürich. Am dortigen Schauspielhaus wird er Statist und Regieassistent. Kurz darauf bricht er das Studium ab. Und geht nach München, wo er 1953 auf der Schauspielschule aufgenommen wird. Er nimmt Gesangsunterricht und profiliert sich ab 1954 in kleineren Rollen an den Kammerspielen. Nebenbei arbeitet er auf dem Bau. 1955 wird Mario Adorf in das Ensemble der Münchner Kammerspiele übernommen. Parallel arbeitet er vor der Kamera: Sein Leinwand-Debüt hat er in der Kommiss-Trilogie
08/15“. Schon 1958 kommt sein Kino- Durchbruch: Für die Darstellung des debilen Massenmörders Bruno Lüdke in „Nachts, wenn der Teufel kam“ erhält er den Bundesfilmpreis. Allerdings: Durch diese düstere Rolle ist er hierzulande fortan auf die filmische SCHURKEN-Rolle festgelegt. Auch deshalb arbeitet er in den 60er Kino-Jahren verstärkt in Italien.

1964 ruft Hollywood: Regisseur Sam Peckinpah besetzt ihn als Mexikaner in dem Western „Sierra Charriba“. Mario Adorf gilt jetzt als Star. Dessen Vitalität und Professionalität weltweit Anerkennung finden. Er spielt bei Regisseuren wie Damiano Damiani, Billy Wilder und Claude Chabrol. In den 70er Jahren „entdeckt“ der Junge Deutsche Film den Kosmopoliten. Volker Schlöndorff engagiert ihn für seine Meisterwerke „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ und „Die Blechtrommel“. Bei Rainer Werner Fassbinder verkörpert er in „Lola“ einen Baulöwen. In den 80er Jahren beginnt für Adorf das „Silberschläfenfach“ und er begeistert in der TV-Serie „Kir Royal“ von Helmut Dietl als reicher Provinz-Fabrikant. Anfang der 90er Jahre hat Mario Adorf einen grandiosen Auftritt als Kaufhaus-Besitzer in dem ZDF-Mehrteiler „Der große Bellheim“ von Dieter Wedel. Und: Seit 1982 ist Mario Adorf auch als Schriftsteller erfolgreich. Sein neues Buch wird „Mit einer Nadel bloß?“ heißen und eine Fortsetzung seiner Biographie „Himmel und Erde“ sein.

Wir gratulieren einem Star, der diesen Namen verdient hat.

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