LOUISE HIRES A CONTRACT KILLER

LOUISE HIRES A CONTRACT KILLER“ von Benoit Deléphine und Gustave Kervern (Fr 2008; 94 Minuten; Start D: 24.09.2009); O-Titel: „Louise-Michel“. Der französische Originaltitel ist doppelbödig zu verstehen und erinnert – bewußt – an die französische Revolutionärin und Sozialreformerin LOUISE MICHEL, die 1871er Kommunardin, der der Film auch gewidmet ist. Der deutsche englischsprachige Filmtitel lehnt sich (bewußt) an den Film „I hired a Contract Killer“ des finnischen Drehbuch-Autors und Regisseurs AKI KAURISMÄKI aus dem Jahr 1990 (mit Jean-Pierre Léaud) an. Denn wie schon bei den Kaurismäki-„Späßen“ ist auch dieser französische Film politisch VÖLLIG UNKORREKT, bitterböse und voller lakonischem Schwarzhumor. Und thematisch BRAND- bzw. WUT-aktuell.

Der Ort: Irgendwo in der französischen Provinz. Dort steht eine Textilfabrik. Eben gab es noch vom Boss Geschenke für die Mitarbeiterinnen, jetzt steht die Fabrikhalle plötzlich leer. Die Maschinen wurden klammheimlich wie blitzschnell nach Asien verschifft, die Jobs sind weg, die Chefs auch. Die wackere Frauengruppe fühlt sich arg verschaukelt. Zwar gibt es „ein bisschen Abfindung“, doch DIE vermag die Empörung und Wut nicht wegzuwischen, ganz im Gegenteil. Die ehemalige Mörderin Louise (formidabel: YOLANDE MOREAU/“Seraphine“) hat die Resozialisierung in die Gesellschaft endlich geschafft, und nun dies. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen überlegt sie, was mit der lächerlichen Abfindung „anzustellen“ ist. Und kommt auf eine „grandiose“ Idee: „DIE REICHT DOCH FÜR ´NEN PROFI – LASST UNS DEN BOSS ABKNALLEN!“ Gedacht, geplant. Allerdings erweist es sich als „gar nicht so einfach“, einen geeigneten Killer-Kandidaten aufzutreiben. Was also für ein Glück, als Louise auf Michel (ganz fein-dümpelig: BOULI LANNERS/“Eldorado“) trifft, dem zufällig eine Knarre aus der Hosentasche plumpst. Der tollpatschige Softie-Wachmann eines Wohnwagencampingplatzes und Waffennarr wird sofort engagiert. „Leider“ zeigt sich DER als ungeeignet, woraufhin ein „Subunternehmer“ benötigt und gefunden wird…..in Gestalt einer todkranken Cousine. Die stolpert sich, kahlköpfig und von der Chemotherapie ziemlich geschwächt, erfolgreich zur blutigen Tat. Um sich danach „in die ewigen Jagdgründe“ zu befördern. Doch was stellt sich dann heraus?: Der Auftrag zur Fabrikschließung kam gar nicht vom Chef, sondern vom Firmenhauptquartier in Brüssel. Es gibt also noch mehr Verantwortliche „da draußen“, folglich gibt es also „noch einiges“ mehr „zu tun“…..zum Beispiel für weitere todkranke Killer-Kandidaten…..

Ein ätzend böser Film. Nicht für jeden Geschmack, aber für Tabubrüche-Fans ein definitives Muss. Weil in dieser Konsequenz ziemlich surreal und „schwungvoll“-zynisch. Ein prächtiger „Mordsspaß“. Der daran erinnert, wie vor einiger Zeit französische Arbeiter ihre Fabrik besetzten und Bosse (vorübergehend) als Geisel nahmen. Nun, in der Wirklichkeit ging es noch vergleichsweise „simpel“ ab, im Film dagegen wird „fröhlich“ geballert. Es lebe die subversive Anarchie! „Louise hires a Contract Killer“ erinnert bisweilen an „kuriose“, figuren-kauzige britische Gangsterthriller, stampft aber hier stoisch-korrektlos wie definitiv-konsequent in einer Eigendynamik durch seinen Urschwarz-Humor, daß einem das Lachen im Halse steckenbleibt, während der Kopf „hinterhältig jubiliert“. Ein Düster-Vergnügen der ganz besonderen Filmstart. Übrigens auch bis zum völligen Abspann, den man sich UNBEDINGT bis zum gemeinen Ende antun sollte. Beim renommierten „Sundance-Festival“ erhielt der Film im Januar 2009 den „Spezialpreis der Jury“. „Selbstverwirklichung ist Anarchie / Die Rache des Proletariats“, so die „Süddeutsche Zeitung“ einst in ihrem Titel bzw. Untertitel zur Kritik, oder – der passende Film z.B. für das nächste Gewerkschaftsseminar oder den angemessenen Betriebsratskurs. Und überhaupt: WAS FÜR EIN Bravissimo-KRACHER VON exzellenter Unterhaltungs-ANARCHIE (= 5 PÖNIs)!!!!!

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