Kenny Kritik

Den nächsten Film anzukündigen und zu empfehlen, fällt nicht leicht. Denn wenn ich Ihnen sage, worum und mit wem es geht, werden sich viele doch abwenden. Weil eben filmische Schubladen wie ‚Kinderfilm‘ oder ‚Familienfilm‘ als nicht sehr attraktiv gelten. Zudem: Der junge Hauptakteur ist 12 und – hat keine Beine. Es ist ein Junge ohne Unterleib, der dennoch vergnügt und selbstbewusst durchs Leben ackert. Entweder auf seinen beiden Händen, auf seinem heißgeliebten Skateboard oder im kleinen Rollstuhl.

KENNY“ von Claude Gagnon (B+R; USA/Kanada/Japan 1989; 95 Minuten; Start D: 08.12.1989); gewann schon viele Festivalpreise. Es ist keine graue, mitleidheischende Dokumentation, sondern ein Spielfilm mit dem „echten“ Kenny Easterday in der Hauptrolle. Der hat es in einer Zeit schwer, in der die Gesellschaft vor allem auf Äußerlichkeiten sehr viel Wert legt. Doch Kenny lässt sich nicht unterkriegen, hat sich eine stabile Position in seiner Umgebung und Familie erkämpft und legt überhaupt keinen Wert auf mechanische Alibi-Beine.

„Kenny“ ist ein Film-im-Film=Film. Eine französische Produktion dreht einen Film über und mit dem Jungen, was seinen arbeitslosen Eltern mal wieder ein kleines Einkommen sichert. Dabei lernt das Filmteam und der Zuschauer einen jungen Burschen kennen und schätzen, der den Begriff ‚Behinderter‘ auf eine neue Qualitätsstufe setzt. „Kenny“ ist ein interessanter, im Sinne von unterhaltsamer, glaubwürdiger und unsentimentaler Film, der auf ganz normale Weise berührt.

Unbedingt sehenswert: „Kenny“ von Claude Gagnon und mit Kenny Easterday (= 4 PÖNIs).

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