Jeanne Moreau

Zum 65. Geburtstag von JEANNE MOREAU (“Rundschau/Mittag“ am 23.01.1993)

“Gleichzeitig gefährlich, rein, unmoralisch und poetisch, grausam und zärtlich, voller Liebe und Hass“: Was Jeanne Moreau über das Werk des Dichters Jean Genet sagt, kennzeichnet auch vorzüglich ihre eigenen Emotionen. Denn Jeanne Moreau versteht es nicht nur, so das amerikanische Nachrichtenmagazin “Time“, “wie jede Frau auszusehen, sie ist auch personifiziert jede Frau“. “Es gibt keine andere Filmpersönlichkeit“, so das Magazin weiter, “die dem langanhaltenden Blick der modernen Kamera besser standhalten kann. Und es gibt niemanden, der sonst durch ‘bloßes Vorhandensein‘ eine solche Vielfältigkeit von Stimmungen hervorrufen kann wie Jeanne Moreau“. Sie ist nicht nur ein Star, sondern auch ein Mythos: Intelligent, voller Leben, sinnlich.

Geboren wurde Jeanne Moreau am 23. Januar 1928 in Paris. Ihr Vater war Franzose und Landwirt, ihre Mutter eine englische Tänzerin. Als Kind wollte sie Nonne, Geigerin oder Tänzerin werden. Gegen den Widerstand des Vaters, aber mit Unterstützung der Mutter studierte sie am Pariser Konservatorium: Sie wollte unbedingt zur Bühne. Mit 20 Jahren wurde sie zum jüngsten Mitglied der ehrwürdigen „Comédie-Française“ gewählt. Dort begegnete sie Kultur-Größen wie Jean Cocteau und Jean Genet. Es folgte der mühevolle Weg der Nebenrollen, sowohl auf der Bühne wie auch vor der Kamera. Im Kino fällt sie erstmals 1954 auf: Als Gangster-Braut in dem Kriminalfilm “Wenn es Nacht wird in Paris“ von Jacques Becker. Ihre Partner: Jean Gabin und Lino Ventura. Es dauert weitere 3 Jahre, bis sie zum umjubelten Star wird. In “Fahrstuhl zum Schafott“ von Louis Malle sucht sie auf den nächtlichen Straßen von Paris verzweifelt ihren Geliebten, der ihren Ehemann umgebracht hat. “Die Moreau“ wird fortan zur Muse der “Neuen Welle“ des französischen Kinos. Und zur selbstbewussten, erotischen Diva. Sie wird in und mit ihren Rollen in “Die Liebenden“, “Gefährliche Liebschaften“ oder “Moderato Cantabile“ zum Innbegriff einer freien, provokanten, sinnlichen Frau.

1961 wird sie in “Jules und Jim“ von François Truffaut Kultfigur. Oskar Werner, ihr österreichischer Partner, sagt über sie: “Wer sie anschaut, lernt etwas von ihr“. Nach “Jules und Jim“ stehen der Moreau in Europa und später auch in Hollywood die Türen und die Rollen offen. Sie dreht mit den berühmtesten Regisseuren der Welt wie Orson Welles, Tony Richardson oder Joseph Losey. Gastiert auf den Bühnen der europäischen Theater-Metropolen, bezaubert mit vielen Chanson-Abenden. Sie heiratet zweimal, beide Ehen, mit den Regisseuren Jean-Louis Richard und William Friedkin, gehen schief. “Ich bin ja nicht aus Porzellan“, antwortet sie auf die Frage nach ihrer “unberechenbaren“ Auswahl ihrer vielen Filmrollen. Ihre letzte spielte sie vor 2 Jahren. Als alte, exzentrische “Lady M“ war sie in “Die Dame, die im Meer spazierte“ eine ordinäre Wucht.

Jeanne Moreau: Angesprochen auf die vielen Rollen aus über 40 Jahren Filmgeschichte sagt sie heute: “Diese Frauen existieren nicht mehr. Es gibt aber e i n e neue, die aus all den anderen hervorgegangen ist“. Ihr Name: Jeanne Moreau.

Zum 75. Geburtstag von JEANNE MOREAU („DeutschlandRadio Berlin“ – „Ortszeit am 23. 01.2003)

Die Bewunderung für die französische Schauspielerin JEANNE MOREAU beschränkt sich nicht nur auf ihre Heimat: 1993 bekam sie in Venedig den „Silbernen Löwen“ für ihre Karriere. Das New Yorker „Museum für Moderne Kunst“ ehrte sie 1994 mit einer mehrwöchigen Filmretrospektive. Die britische „Akademie der Film- und Fernsehkunst“ würdigte sie 1996 für ihr Lebenswerk. Und vor 3 Jahren erhielt sie bei der 50. Berlinale den „Goldenen Bären“, ebenfalls für ihr Lebenswerk. Heute ist Jeanne Moreau 75 Jahre alt geworden. Ein Porträt von HUP:

Paris, 1957: Eine Frau sucht im Neonlicht der Straßen ihren Geliebten. Der gerade ihren Ehemann umgebracht hat. MILES DAVIS stimmt mit seiner unverwechselbaren Trompete ein Klagelied an. Während JEANNE MOREAU verzweifelt durch die nächtliche Szenerie hechelt: Von „Fahrstuhl zum Schafott“, dem Erstlingswerk von Louis Malle. D e m Film, der Jeanne Moreau zum Star macht und zur umjubelten im französischen Kino werden lässt.

JEANNE MOREAU: Die Wiege der Tochter eines französischen Hotelbesitzers und einer englischen Revuetänzerin steht am Place Pigalle in Paris. Als Kind will sie Nonne, Geigerin oder Tänzerin werden. Gegen den Widerstand des Vaters, aber mit Unterstützung der Mutter studiert sie am Pariser Konservatorium: Sie will UNBEDINGT zur Bühne. Mit 20 Jahren wird Jeanne Moreau zum jüngsten Mitglied der ehrwürdigen „Comedie Francaise“ gewählt. Dort begegnet sie Kulturgrößen wie Jean Cocteau und Jean Genet. Es folgt der mühevolle Weg der Nebenrollen; sowohl auf der Bühne wie auch vor der Kamera.

Im Kino fällt Jeanne Moreau erstmals 1954 auf: Als Gangsterbraut in dem Kriminalfilm„Wenn es Nacht wird in Paris“ von Jean Becker. Ihre Partner sind Jean Gabin und Lino Ventura. Nach „Fahrstuhl zum Schafott“ kann sie sich ihre Rollen aussuchen. Entwickelt sich zur selbstbewussten, erotischen Diva. Mit und in ihren Rollen in „Die Liebenden“ oder „Gefährliche Liebschaften“, wird sie zum Inbegriff einer modernen, provokanten, sinnlichen Frau. 1961: Als Catherine in dem Francois-Truffaut-Epos „Jules und Jim“ wird Jeanne Moreau zur KULT-Figur. Die nun auch mit ihren Chansons auffällt. Nun stehen ihr in Europa und später auch in Hollywood Türen und Rollen offen.

Jeanne Moreau dreht mit den berühmtesten Regisseuren der Welt wie Orson Welles, Tony Richardson und Joseph Losey. Gastiert auf den Bühnen der europäischen Theater-Metropolen. Be- und verzaubert mit vielen Chansonabenden. Mit über 100 großen Filmrollen zählt Jeanne Moreau zu den meistbeschäftigten Schauspielerinnen Frankreichs. Vor ein paar Wochen erst konnte man sie, auch bei uns, in dem neuen Film „Diese Liebe“ als exzentrisch-faszinierende Marguerite Duras bewundern.

JEANNE MOREAU: Ein STAR, der die Kunst und das Leben bis zum Exzess, wie es heißt, auskostet.

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