INDIANA JONES UND DAS KÖNIGREICH DES KRISTALLSCHÄDELS

PÖNIs: (2/5)

„INDIANA JONES UND DAS KÖNIGREICH DES KRISTALLSCHÄDELS“ von (natürlich) Steven Spieberg (USA 2007; B: George Lucas, Jeff Nathanson, David Koepp; K: Janusz Kaminski; M: John Williams; 122 Minuten; deutscher Kino-Start: 22.05.2008); dem 3-fachen “Oscar“-Preisträger (“Bester Film“/“Beste Regie“ für “Schindlers Liste“; „Bester Regisseur“ für “Der Soldat James Ryan“). Ist nach den insgesamt 6-fach “Oscar“ preisgekrönten 80er Jahre-Hits “JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES“ (1981/4 “Oscars“), “INDIANA JONES UND DER TEMPEL DES TODES“ (1984/“Oscar“ für die “Besten Spezialeffekte“) sowie “INDIANA JONES UND DER LETZTE KREUZZUG“ (1989/“Oscar“ für die “Besten Soundeffekte“; s. Kino-KRITIK) das nunmehr 4. Abenteuer mit dem legendären Leinwand-Abenteurer Dr. Henry Jones Jr. oder Indiana “lndy“ Jones. Die ersten 3 Indiana-Jones-Filme spielten weltweit fast 1,2 Milliarden Dollar ein; in Deutschland fanden diese 3 Filme mehr als 10 Millionen Kinobesucher.

INDIANA JONES ist eine fiktive Figur, erfunden von George Lucas (Produzent) und Steven Spielberg (Regie); als reales Vorbild und Inspiration diente das Leben des amerikanischen Archäologen + Forschungsreisenden HIRAM BINGHAM (*19.11.1875 – †06.06.1956), der am 24. Juli 1911 die alte Inka-Stadt Machu Picchu entdeckte und dadurch weltberühmt wurde. Also: INDIANA JONES, geboren am 1. Juli 1899 in New Jersey. Der promovierte Archäologe arbeitet nicht nur als “ruhiger Wissenschaftler“ an einer Universität, sondern reist – viel mehr – als Abenteurer um die Welt. Beschäftigt sich mit religiösen und okkulten Phänomenen und sucht nach legendären Reliquien (im 1. Film sucht er die biblische Bundeslade; im 2. Film landet er in einem heiligen Tempel; im 3. Film findet er den Heiligen Gral, die wichtigste Reliquie der Christenheit; jetzt, im 4. Film, geht es um einen “mächtigen“ Kristallschädel der Maya-Kultur). Da die ersten drei Abenteuer in den 30er Jahren angesiedelt sind, treten die Nationalsozialisten in zwei Filmen als Gegenspieler auf.

In allen Filmen wird “lndy“ Jones von einer Frau begleitet; im ersten war das die damals 30-jährige Schauspielerin KAREN ALLEN in der Rolle der MARION RAVENWOOD; sie ist nun auch im neuesten Spektakel wieder mit von der Abenteuer-Party/an der Seite des nunmehr 65-jährigen Hauptakteurs HARRISON FORD. Beim 3. Film, dem “letzten Kreuzzug“, ist sein Vater, Professor Dr. Henry Jones Sr., an seiner Seite, gespielt vom Ur-Bond-Darsteller SEAN CONNERY. Im neuen Abenteuer tritt erstmals sein Sohn Henry MUTT Williams mit-auf, gespielt vom 21-jährigen Kalifornier SHIA LaBEOUF. Typische Merkmale der Indiana-Jones-Figur sind im Übrigen der FEDORA-Hut und seine Peitschen-“Waffe“.

Die Produktionskosten für den neuesten lndiana-Jones-Film betrugen 185 Millionen Dollar; für die weltweite Veröffentlichung wurde der Film in 25 Sprachen synchronisiert. Produzent George Lucas bemühte sich bereits seit 1993 um eine Fortsetzung dieser Reihe. Namhafte Autoren wie Jeb Stuart, M. Night Shyamalan (“Sixth Sense“), Frank Darabont (“Die Verurteilten“; “The Green Mile“) oder Jeff Nathanson reichten Vorschläge ein, überzeugten damit aber Lucas & Spielberg nicht. DAVID KOEPP schließlich bekam den Zuschlag. Der heute 44-jährige Drehbuch-Autor hat die Skripts zu Blockbustern wie “Jurassic Park“/1993; “Mission: Impossible“/1996; “Spider-Man“/2002 und “Krieg der Welten“/2005 geschrieben. Mit seiner 4 Millionen-Dollar-Gage für den Jodie-Foster-Film “PANIC ROOM“ (2002) gehört Koepp zu den bestbezahlten Drehbuchschreibern überhaupt. Er entwickelt eine Vergnügungspark-Story, die im Kalten-Kriegs-Jahr von 1957 angesiedelt ist. Petticoats, Heckflossenautos und Elvis-Hits dominieren im Zeitbild.

In der Wüste von Nevada wird eine Atombombe getestet, INDY mittendrin (= in einem Kühlschrank überlebt er). Die Bösen sprechen natürlich RUSSISCH, und ihr Anführer ist eine Anführerin, CATE BLANCHETT gibt eine – darstellerisch völlig unterforderte – Bolschewiki-Agentin von Stalins Gnaden ab, Irina Spalko, die wie die kleine Schwester von Javier Bardems Perücken-Bösewicht in “No Country For Old Men“ ausschaut. Dabei geht es um die “ewige Manipulations-Macht“ oder so, vereint in einem – s. Titel – Kristallschädel, der über “spezielle Kräfte“ verfügt. Weil sich die USA in aufgeheizter Kommunistenhysterie befinden, wird auch der umtriebige lndy verdächtigt, verliert sogar seinen Hochschuljob. Also gibt es fortan genügend Zeit für Abenteuer, und die führen ihn in den Dschungel gen Südamerika, nach Peru. Dort wartet der gewohnte lndy-Krimskrams auf ihn: Dschungel, Killer-Ameisen, aggressive Affenhorden, Treibsand, Schlangen (= die er ja bekanntlich überhaupt nicht mag), lebende Skelette, finstere Höhlen, Schatzkammern voller Spinngewebe, wunderschöne wie lebens-bedrohliche Wasserfälle, Inka-Jünger mit Alien-Appeal. Verfolgungsjagden per Auto, Fecht-Duelle, Faustkämpfe, Schießereien. Das ganze ALTE Programm. Bei dem allerdings viel zu viele fremdsprachliche Texte zu entschlüsseln, andauernd irgendwelche mysteriösen Bilderrätsel zu lösen sind.

Manchmal FUNKT es schön selbstironisch, wenn der Blick auf staunende Erdmännchen gerichtet ist oder dieser Marlon-Brando-Bübchen-Sohn-Verschnitt an seiner Seite auf das vorgerückte Alter des Senior-Abenteurers anspielt. Aber irgendwie fehlt vieles zum großen Spaß; man WÜRGT sich hier angestrengt wie konstruiert durchs Gelände, ohne den schönen Schwung, ohne diese speziellen INDY-lronie-Gags, ohne jene vielen spannenden Duell- wie Verbal-Motive von einst. Der Spaß ist begrenzt, besonders im Mittelteil ist das große Gähnen/die dauerhafte Langeweile angesagt, “steht“ der Film gedanklich wie emotional “nur herum“, fehlen Schwung, Show-Vergnügen, pointierte Überraschungen, Wendungen, aufheiternde Zwischentöne. Stattdessen wird viel zu viel herumgequatscht, erklärt (bevor es dann gezeigt wird), also eine Art läppisches Hörspiel-Kino fabriziert. Weder an der ungeschickt erdachten wie ausgebreiteten Story, noch an den blassen Figuren oder den exotischen (Höhlen-)Orten besteht ein dauerhaftes Interesse, entstehen Nähe & Neugier oder kommen wenigstens spannende Typen zum Vorschein.

Der neue lndiana-Jones-Film bringt einfach kaum diesen Schmunzel-Dauer-Spaß zustande. Eine eher “trockene“ 08/15-Fortsetzung, der man dennoch ständig zuversichtlich gegenübersteht, weil man UNBEDINGT diesen Film GUT finden möchte. Und hofft, dass er doch irgendwie endlich mal “in die Spur“ kommt, weil man doch “mit den anderen“ groß geworden ist und sooo viel Vergnügen hatte. Diese Erwartungen werden jedoch leider enttäuscht. Wenngleich sich HARRISON FORD nochmal kräftig nett-aufplustert, positioniert und bisweilen schönen Action-Dampf bietet (= ist nur blöd, wenn er ziemlich viel Prügel einzustecken hat, etwas blutet, um ein paar Minuten später wieder völlig unramponiert-fesch in die Kamera zu schauen) und auch manchmal hübsch mit seiner Figuren-Legende wie mit seinem Alter kokettiert. Er ERFÜLLT die Erwartungen als Oldie-Abenteurer ordentlich. Fightet noch ganz schön mit. Ist immer noch gut-beweglich. Um ihn herum allerdings sieht es schon viel blasser und reizloser aus: “Oscar“-Lady CATE BLANCHETT als Ost-Schurkin wirkt genauso statisch-öde wie vor allem SHIA LaBEOUF als lndy Junior; der nun überhaupt kein Charisma hat, völlig charmlos daherstolziert, ohne jedweden (Humor-)Schalk im Nacken; DER ist nur ein grottig-langweiliger (Mit-)Läufer; fällt darstellerisch völlig ab. Die weiteren Stichwortgeber wie Karen Allen als neue-alte Alters-Flamme, Ray Winstone als gieriger Doppel-Agent oder John Hurt als mal unterbelichteter, mal heller Mit-Forscher wirken ebenfalls nur-routiniert mit.

Nööö, der neue lndiana-Jones-Film enttäuscht mehr, als dass er den erwarteten, erhofften Rummel-Spaß bietet (= 2 PÖNIs).

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