DER GROßE BUCK HOWARD

IHN in eine Art „feste Darsteller-Schublade“ zu stecken ist unmöglich. Denn ER zählt zu den immer spannenden, weil stets nie „greifbaren“ Schauspielern des amerikanischen wie des internationalen Kinos. Will sagen – wenn ein Film mit ihm annonciert wird, ist IMMER Neugier angesagt. Interesse. An-Spannung. Weil er so faszinierend wandelbar ist. Und sich bei ihm die charakterlichen Figuren-Grenzen zwischen Gut-Böse oft beeindruckend vermischen. Ein diabolischer Akteur: Mal in Blockbuster-Movies als Attentäter und Irrer auftauchend („In the Line of Fire – Die zweite Chance“ von Wolfgang Petersen; „Con Air“), mal als Feingeist in cineastischen Kunststücken („Der Unhold“ von Volker Schlöndorff; „Afterwards – Ein Engel im Winter“/s. DVD-Kritik).

ER wurde am 9. Dezember 1953 in Christopher, Illinois geboren. Der Vater ist kroatischer, die Mutter schottischer und deutscher Abstammung. Bevor es mit seiner Schauspieler-Karriere begann, war er u.a. als Busfahrer und Maler tätig. Heute gilt er als einer der profiliertesten Interpreten komplexer, problematischer Charaktere. Die mal abgründig, oft hochintelligent, aber auch intellektuell herablassend erscheinen. Die Rede ist natürlich von JOHN MALKOVICH. Dessen darstellerisches Gesamtwerk jetzt „gefüllt“ wird durch die deutsche DVD-Premiere eines amerikanischen Films von 2007, dessen Welturaufführung am 18. Januar 2008 auf dem renommierten „Sundance Festival“ stattfand:

DER GROSSE BUCK HOWARD“ von Sean McGinly (B+R; USA 2007; 86 Minuten; DVD-Veröffentlichung: 19.8.2011).

Der irisch stämmige Drehbuch-Autor und Regisseur SEAN McGINLEY, Jahrgang 1956, ist hierzulande weitgehend unbekannt. Sein 1997 entstandener Streifen „The Truth about Juliet“ kam bei uns damals unter dem Titel „Alle lieben Juliet“ auf Video heraus. Sein Film „Two Days“ stieß auf das Interesse von Tom Hanks und dessen Produktionsfirma „Playtone“. So kam es schließlich zu diesem Projekt, bei dem der Autoren-Regisseur eigene Erfahrungen verarbeitete. Denn die filmische Hauptfigur, Buck Howard, entspricht in weiten Teilen dem (zur Drehzeit) 72jährigen Mentalisten George Joseph Kresge, genannt „THE AMAZING KRESKIN“. Der im amerikanischen Fernsehen der 1970er Jahre bekannt und populär wurde. Sean McGinley war einige Zeit dessen Roadmanager und ließ Kreskins Biographie in sein Filmwerk mit einfließen. Im Bonusmaterial übrigens kann man sich über die Statements von KRESKIN über „seinen Film“ lächelnd amüsieren.

Troy Gable (COLIN HANKS) ist jung und neugierig. Stammt aus gutbürgerlichem Hause und will Jura studieren. Besser – SOLL Jura studieren. Findet aber schon bald kein Interesse daran. Bricht das Studium ab. Und verdingt sich als Assistent bei einem „berüchtigten“ Zauberer. Nein, Mentalisten. Wie es modisch genannt wird. Bei BUCK HOWARD (Malkovich). Einem ehemaligen DINO der Zunft. Einem „Überbleibsel“. Relikt. DER DAS aber nicht mitbekommt oder wahrhaben will. Sich immer noch „für den Größten“ hält und dies auch SO herausposaunt. Sich auch SO ständig (daneben-)benimmt. Als arroganter, selbstgefälliger Star, der stets und ständig auch auf solche „Sonderbehandlung“ beharrt. Ein menschlicher Kotzbrocken. Als Auslaufmodell im Showbusiness. DER in halbvollen Kleinstadt-Sälen herumtigert. Aber mit einigen Nummern immer noch gut ankommt. Zuschauer zu verblüffen vermag. Sein Klassiker: Buck Howard lässt seine Bar-Gage in Abwesenheit im Saal verstecken und muss sie dann aufspüren. Oder – er vermag es tatsächlich, gleich an die 300 anwesende Personen in Tiefschlaf zu versetzen. Nur mit seiner Imagination. Troy Gable ist ebenso treu wie bisweilen angewidert. Von diesem „Zauberer“. Dessen „Macken“ mitunter unerträglich sind. Werden. Vor allem, wenn es um seine neue Pressesprecherin Valerie (EMILY BLUNT) geht. DIE behandelt er mitunter wie Dreck. Also „kümmert“ sich Troy um so „intensiver“ um sie.Man kommt sich natürlich – und gerne – näher. Dann allerdings „patzt“ der große Buck Howard. Und auf einmal ist alles vorbei. Vorbei? Von wegen. Es fängt gerade erst „richtig“ an.

Es ist DIE JOHN MALKOVICH-PERFORMANCE. WIE es ihm gelingt, diesen in jeder Beziehung, also auch äußerlich, kleidungsmäßig, GESTRIGEN Typen immer wieder so lebendig-wuchtig wie exzentrisch in Gesten, Regungen, Bewegungen, Blicken auszubreiten, ist eine körpersprachliche Wonne. In dieser Posen-Balance zwischen Wahnsinnigem und Künstler-Genie. (Schon alleine sein „irres“ Händeschütteln ist prima „bekloppte Bühne“). Deshalb macht es auch nichts, wenn der Film mitunter zu altbacken, zu „muffelnd“, daherkommt. Malkovich & Ensemble walzen alle Steifbewegungen und übertrockenen Motive nieder und bieten eine prächtige Personality-Show. Die Regiseur Sean McGinly im Bonusmaterial übrigens als „Dramedy oder schwarze Komödie“ bezeichnet.

Wer diesen großartigen JOHN MALKOVICH mag, mal gerne überragend SOLO sehen möchte, ist hier auf dem richtigen Level. Auch, weil sich gute Darsteller wie der Tom Hanks-Sohn COLIN HANKS, die attraktive EMILY BLUNT (in „Der Teufel trägt Prada“ von Meryl Streep so toll heruntergebuttert), STEVE ZAHN als „provinzieller Fan-Fahrer“, GRIFFIN DUNNE und RICKY JAY als Bucks Agent sowie in einem kurzem Nebenpart Tom Hanks himself als Daddy von Troy als „passende“ Stichwortgeber beautiful-unterhaltsam mitmischen.
„DER GROSSE BUCK HOWARD“ ist was zum „normalen“ DVD-Entdecken.

Anbieter: „Capelight Pictures“

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