GET ON UP

„GET ON UP“ von Tate Taylor (USA 2013/2014; B: Jez Butterworth, John-Henry Butterworth; Produktion: u.a. Mick Jagger, Victoria Pearman/„Shine A Light“, Brian Grazer/„8 Mile“; K: Stephen Goldblatt; M: Thomas Newman; 138 Minuten; deutscher Kino-Start: 09.10.2014); es ist immer wieder höchst erstaunlich, wie die Amis ihre Biopics filmisch so grandios und dann umjubelt hinkriegen. Jamie Foxx war als Ray Charles in dem Film „Ray“ von Taylor Hackford 2004 sensationell und bekam völlig zu Recht den Hauptdarsteller-„Oscar“. Joaquin Phoenix hätte ihn 2005 für die wahnsinnig überzeugende Interpretation von Johnny Cash in dem Film „Walk the Line“ ebenso verdient gehabt, musste sich aber Philip Seymour Hoffman für seine ebenfalls überragende Leistung in und als „Capote“ beugen. Dafür erhielt Reese Witherspoon als „June Carter“ die Trophäe als „Beste Hauptdarstellerin“.

Der nächste heiße „Oscar“-Kandidat heißt CHADWICK BOSEMAN, der vor geraumer Zeit als Baseball-Ikone Jackie Robinson in „42 – Die wahre Geschichte einer Sportlegende“ von Brian Helgeland hierzulande kurz auffiel. Nun aber ist er „richtig da“. Erstmals mit seinem feurigen Self-Made-Talent. Als „Godfather of Soul“ & „Mr. Dynamite“ & “Mr. Sex Machine” JAMES BROWN (*3. Mai 1933 – †25. Dezember 2006). Eine der bekanntesten Ikonen des 20. Musik-Jahrhunderts. Vorbild für tänzerische Superstars und Konzert-Legenden wie Mick Jagger (hier Co-Produzent) oder Michael Jackson (mit seinem „Moonwalk“). Die mit unzähligen Hits (wie „It’s A Man’s World“/1966; meinem Single-Dauer-Favoriten) den Rhythm-, Blues und Soul maßgeblich beeinflusste und dessen neuen Stil, den „Funk“, in eigenwillige, hitzige Stimmungshöhen beförderte.

Am Anfang sehen wir einen selbstbewussten Gladiatoren. Wie er lässig den langen Gang einer Konzerthalle in voller Bühnen-Montur im beißenden Licht siegesgewiss entlang schreitet. Während das Publikum im Saal nach ihm bereits rhythmisch brüllt. Da ist „jemand“ ganz, ganz oben. Schnitt. Die Kindheit war hässlich. Voller Armut und Dreck. In der Nähe von Barnwell, South Carolina. Der Vater ein Alkoholiker und Schläger, die Mutter eine Prostituierte. Schließlich geben ihn die Eltern weg. Als ihn seine Tante aufnimmt, bestärkt sie ihn: Du wirst einmal ein ganz Großer. Der Einstieg ist Gospel. Erst im Chor, dann in einer R&B-Gesangsgruppe. In den 60er Jahren entwickelt er seine ganz eigene Vorstellung von Stil, Musikalität und Performance. Wir wissen es: Ein Star ist auf dem Weg.

Als Einzelkämpfer. Als tyrannischer Boss. Als gnadenloser Perfektionist. Als jähzorniger Ehemann. Als begnadeter Sänger. Und sagenhaft „fightender“, fiebriger Show-Artist. Der Film folgt den wilden Lebensspuren des James Brown nicht chronologisch, sondern zeitlich hin- und herpendelnd. Viel Bühne, das Dahinter und Rundherum vergleichsweise eher rüde „gestreichelt“. So dass die Emotionen sich vollends auf DIE AUFTRITTE stürzen. Die Konzert-Szenen sind heiße Klasse. Mit diesem ungeheuerlichem Temperaments-Talent CHADWICK BOSEMAN (37). Von Original-Aufnahmen des Meisters immer wieder begleitet, wirbelt er im Glitzeranzug und mit den „speziellen“ Haar-Teilen von ihm über die hitzigen Bühnen. Lebt sich „röhrend“ voll aus, zeigt breite Spagate, fällt in ekstatische Zuckungen und steuert seine Trippelschritte, bevor er mit dem Mikrofon triumphiert. Mit seinem charismatischen Killer-Lächeln besitzt er eine Wahnsinns-Ausstrahlung, eben voll und ganz „The Player“, eben DER James Brown. Chadwick Boseman mimt ihn als jungen Mann und dann bis ins hohe Alter. Was für eine darstellerische Höchst-Leistung, was für eine sensationelle Performance, Browns großspurige wie gespaltene Persönlichkeit und seine raue Stimme dermaßen umzusetzen. Auch übrigens über die beeindruckende deutsche Synchron-Stimme und –Arbeit von ASAD SCHWARZ-MSESILAMBA, dessen Sprach-Sound für Chadwick Boseman „Funk“ ist.

Kein „richtiges“, aber ein fetziges Biopic-Movie. Regisseur TATE TAYLOR, der 2011 mit dem vierfach „Oscar“-nominierten Rassismus-Drama „The Help“ einen Welterfolg feierte („Oscar“ für die Nebendarstellerin OCTAVIA SPENCER, die hier als Tante „Honey“ den jungen James Brown aufzieht), lässt stimmungsvoll erinnern – an einen Musiker, dessen „Explodieren“ legendär war. Und der nun „bebend“-soulig, also mit vollem krachendem Rhythmus-Saft, im Kino als rockige „Dr. Jekyll & Mr. Hyde“-Lebens-Variante des 20. Jahrhunderts gelungen wieder auflebt (= 4 PÖNIs).

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