Filmmuseum Potsdam

Wiedereröffnung FILMMUSEUM POTSDAM („Rundschau am Mittag/Abend“/09.07.1993)

Dr. Bärbel Dalichow ist seit 1990 Direktorin vom Filmmuseum Potsdam. Was sie vor der Wende nicht durfte, hat sie danach verwirklicht: Ein Filmhaus zu schaffen, in dem sich Historie und Gegenwart lebendig begegnen. Bevor im letzten Winter mit dem Umbau des verschachtelten und technisch veralteten Gebäudes begonnen wurde, kamen jährlich rund 70.000 Besucher. 100.000 hält sie künftig für durchaus realistisch. Aber noch ist es nicht soweit. Noch sind die umgestalteten hellen, großzügigen Räume sowie das dazugehörige Kino leer. Dennoch wirkt jetzt schon die imponierende Architektur des ehemals hochherrschaftlichen Hauses. Hell und luftig präsentieren sich im Innern der 130 Meter langen Marstall-Front prachtvolle, weiß gestrichene Hallen. Doch zunächst zur Geschichte.

1714 wurde auf Befehl von König Friedrich Wilhelm 1. aus dem Gebäude eine Pferdestall. Schließlich ließ Friedrich II. den Bau von Knobelsdorff erweitern und umgestalten. Diese äußere Form ist noch heute erhalten und ist das letzte Zeugnis des Anfang der 60er Jahre abgerissenen Schlosses. Nach dem Krieg lange brach gelegen, öffnete hier schließlich 1981 das Filmmuseum der DDR. Heute gehört das Marstall-Gebäude mit zu den prägenden Bauwerken der Stadt Potsdam. Morgen ist nun Wiedereröffnung. Vorerst noch ohne “Inhalt“, nur zum Anschauen. Die Leute sollen erstmal sehen, was für ihr Geld entstanden ist, lädt die Hausherrin ein. Deshalb heißt es auch am Wochenende: Eintritt frei. Danach aber geht‘s gleich los. In 2 Wochen soll die erste Ausstellung vorgestellt werden. Mit einer Kultfigur des DDR-Fernsehens: dem Sandmann.

Zeitgleich mit der Wiedereröffnung startet morgen auch das Kino im Filmmuseum mit seinem Programm. Es ist technisch modernisiert worden, hat 118 Plätze und demnächst auch eine restaurierte Kino-Orgel aus den
20er Jahren. Bevor Bergmann, Bunuel und die Monty Pythons zu ihrem Vorführrecht kommen, darf zu Anfang gelacht werden. Stichwort: Die klamottige DEFA-Komödie „Meine Freundin Sybille“ von 1967.

Das Filmmuseum Potsdam. Eine bedeutende Filminstitution für Ost und West betont die resolute Direktorin immer wieder im Gespräch. Und: Einwände, dass in Rezessions-Zeiten wie diesen Museen eher anachronistisch sind, weist sie vehement immer wieder zurück.

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