FACK JU GÖHTE

PÖNIs: (3,5/5)

„FACK JU GÖHTE“ von Bora Dagtekin (B + R; D 2013; K: Christof Wahl; M: Beckmann, Djorkaeff, Beatzarre; 105 Minuten; deutscher Kino-Start: 07.11.2013); ich seh‘ Bilder und muss schmunzeln. Ich sehe Ausschnitte und kann noch mehr lächeln. BORA DAGTEKIN, Hannoveraner des Jahrgangs 1978, hat’s wirklich drauf. Nicht zu langweilen. Im Deutschen Kino. Sondern schmucke Proll-Pointen zu setzen und scharfe Unterhaltungskost anzurichten. Wie bei seinem urigen Hit-Debüt: „Türkisch für Anfänger“ (s. Kino-KRITIK). Wo es schon porentief komisch abging. „Die Feuerzangenbowle“ war vor-vor-vorgestern, die gag-staubigen „Lümmel-Dummheiten“ der 70er sind längst vergessen, dafür riecht es jetzt nach frech-fröhlichen Unverschämtheiten. An der Penne von heute. Wo Zeki auftaucht. Zeki Müller. Ein Kleinkrimineller, gerade aus dem Knast entlassen, dessen Beute sich ausgerechnet unter der neuen Turnhalle einer Schule befindet. Also „bewirbt“ er sich dort als Hausmeister und wird sogleich zum Aushilfslehrer befördert. Weil sich Frau Leimbach-Knorr (USCHI GLAS) soeben mal wieder aus dem Hochparterre-Fenster ihrer Chaoten-Klasse 10b befördert hat. Klar, dass Zeki genau der Richtige für diese „Spezis“ ist. Als Alptraum-Lehrer. Einen noch viel härteren Ton als DIE anschlägt. Dessen „pädagogische Manieren“ voll „die Sau“ sind. Der diese „Gar keinen Bock“-Typen „überbietet“. Alles wäre also für Zeki bald paletti, wenn es da nicht diese krasse, also völlig überforderte, aber total idealistische Referendarin mit passendem Namen Lisi Schnabelstedt gäbe. Die immer wieder auf und dann auch an Zeki ihre „hehren Absichten“ probiert. Doch gegen diese Dauerrevolte drumherum, mit diesem genüsslichen Psychoterror, hat sie einen schweren Stand. Solange jedenfalls, bis Assi Zeki von immer mehr Emotionen „geplagt“ wird. Und diese Gören-Rowdys irgendwie einen Draht zu ihm kriegen. Beziehungsweise umgekehrt.

Die schärfste Szene gibt es mit der absolut bildungsfernen Chantal (toll: JELLA HAASE). Um DIE endlich mal „ruhig zu stellen“, erklärt „Lehrer“ Zeki sie zur definitiven Intelligenzbestie. Vermittelt sie an schulische Nerds, die gerade an „Jugend forscht“ hantieren. Und lässt sie dort „mitwirken“. Einfach köstlich. Wie saukomisch. Das klappt. Wie überhaupt diese köstlich grob gestrickte und verbal herrlich deutliche Komödien-Hemmungslosigkeit („Achtet auf eure Ausdrucksweise, ihr Wichser“) pointiert ausfällt: „Sind Sie vollkommen geborderlined, oder was?“ Ein Spaß mit politischer Volldampf-Unkorrektheit. Mitunter spannend-tiefer schauend: von wegen seelenloser Lehrer-Bürokratie & lebensfernen Lehrplänen. Nicht immer szenisch überzeugend, aber immer öfter. Gefallend. Ankommend. Weil Klasse-Darsteller ihr tolles Unbehagen-Vergnügen prächtig vermitteln: KATJA RIEMANN als pragmatische Direktorin kann unkonventionell-pfiffig austeilen; KAROLINE HERFURTH („Das Parfüm“) kriegt die penetrante Balance zwischen Naivität und Gutgläubigkeit charme-überzeugend wie glaubhaft-empfindsam hin; und ER, der beeindruckende Kotzbrocken, ELYAS M’BAREK, 30, seit „Türkisch für Anfänger“ im Kino ulkig-ernst zu nehmen, ist ein Zeki-Volltreffer. In Ansprache, Bewegung, Frechheit. Elyas M’Barek turnt durch die beknackte Szenerie wie ein Mix aus wütendem Jerry Lewis und zynisch-melancholischem Bogart-Pädagogen. Der Typ ist ein darstellerischer Volltreffer. Der als Zeki auch schon mal Shakespeares „Romeo und Julia“ modern freundlich verwursten lässt: „Romeo, hast du meine SMS nicht bekommen?“ Ach so ja, und wenn wir schon bei dem spiellaunigen Ensemble sind: Auch JANA PALLASKE als taffe Nutte vom Dienst weiß sich deftig-cool klasse zu behaupten. Auch eine souveräne darstellerische Mehr-Begabung.

„Fack Ju Göhte“, was für ein origineller Treffer von Titel, hat’s. Drauf. Vermag Sprüche gut zu setzen, Typen urig zu platzieren. Eine Geschichte prima deftig zu stemmen. Hat furiose Gags drauf, weiß mit krassem, doppelbödigem Humor umzugehen. Unterhält launig-supi an der ganzen schulischen Front (= 3 ½ PÖNIs).

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