FACK JU GÖHTE 3

PÖNIs: (2/5)

„FACK JU GÖHTE 3“ von Bora Dagtekin (D 2017; K: Markus Nestroy; M: Djorkaeff; Beatzarre; 120 Minuten; deutscher Kino-Start: 26.10.2017); Backe, backe Kuchen, der Lehrer hat nochmal gerufen: nach den beiden deutschen Hit-Komödien „Fack Ju Göhte“ vom November 2013 (s. Kino-KRITIK) und „Fack Ju Göhte 2“ vom September 2015 (s. Kino-KRITIK) – mit insgesamt mehr als 15 Millionen Kino-Besuchern –  nun also nochmal zurück zum Thema. Als Abschluss. Diesmal sollen die Gören genau selbigen, nämlich den Abschluss, sprich das Abitur, erreichen. Wie aber soll derartiges geschafft werden? Bei diesen ulkigen Dummbazis von grölenden Faulpelzen; bei einem solchen, also eigentlich lustlosen Alptraum-Lehrer; in einer solch chaotischen Umgebung wie an dieser Goethe-Gesamtschule. Nochmal in bunt, mit (zu) viel lärmender Musik und überlangem Endspurt: die krasse Show. Diesmal allerdings ohne Elisabeth „Lisi“ Schnabelstedt alias Karoline Herfurth als Zeki Müller-Freundin, stattdessen mit SANDRA HÜLLER („Toni Erdmann“) als feten-heiße Lehrerin Biggi Enzberger.

Mit Sketch-Einlagen, ohne stringente Handlung: Nochmal dürfen die bekannten Gesichter-hier loslegen. Vollschnauzig, deppert-beknackt-ulkig; sogar ernsthaft; locker-verbal angestrengt; denn die Geschichte ist eigentlich längst schon gegessen. Abgehakt. Doch bei solchem Erfolg wie nach diesen ersten beiden Streichen locken und rocken natürlich die weiteren zu erwartenden Kinokassen-Einnahmen. Also gibt es keine stringente Story, sondern das mehr oder eigentlich weniger originelle und nur noch begrenzt komische Abhaken von Themen: Wie wandle ich Schüler-Desinteresse in „Interesse“ um; kann man DIE tatsächlich zum Denken und Lernen und Tests-Bestehen umfunktionieren; ich verrate nichts, wenn ich sage: ja; oder: wie pinkel ich als Erwachsener (Lehrer) in ein niedrigeres Kindergarten-Pipi-Becken (= Lachen im Kino); wie entsteht Cyber-Sex zwischen einem total verklemmten Boy und der „angriffslustigen“ Chantal (= blöder Klamauk); sogar „Das fliegende Klassenzimmer“ von Erich Kästner wird zitiert, wo dort der kleine Uli als Mutprobe mit einem Regenschirm vom Dach springt und hier der pummelige, ewig gemobbte Justin (ANTON PETZOLD/der Rico aus den „Rico und Oskar“-Filmen) ebenfalls den Hilfeschrei- und Mut-Sprung wagt. Der Song dabei: „I believe I can fly“. Wenig komisch.

„Fack Ju Göhte 3“ wirkt inhaltlich „instabil“: Hier eine Prise Power-Rotz, dort das Bemühen um eine Handlungskonstruktion; sogar ernste Töne kommen plötzlich ans Licht, wenn die Mutter-Schlampe von Chantal angegangen wird oder wenn das Thema Mobbing plötzlich für ungewohnte Kinosaal-Ruhe sorgt. Eben noch politisch unkorrekt „mit Gewalt-Charme“, jetzt darf der Kloß im Hals plumpsen. Ein Hin-und-Her-Film, bei dem ich mich schließlich auf drei, vier Figuren konzentriert habe und dabei einigen Spaß hatte. Die 25-jährige JELLA HAASE, einmal mehr als herrliche Proleten-Chantal-le immer ein Augen- und vor allem Ohren-Fang, hat sich zu einer imposanten Schauspielerin entwickelt, die mit enormem ironischem Clowns-Vermögen zu punkten versteht. KATJA RIEMANN als Schulleiterin gelingt einmal mehr exzellent die Balance zwischen tumber Bürokraten-Tusse und menschlicher Führungskraft. Der stotternde MAX VON DER GROEBEN mimt den Problemschüler Daniel „Danger“ Becker mit imponierender Wut. Als angesagter „Künstler“ von morgen (= saukomisch). Und ER, natürlich, Zeki-ELYAS M’BAREK, ist sich seiner Star-Rolle bewusst und agiert dementsprechend. Mehr lau als pfiffig. Routiniert. Ich bin Aushängeschild, um in der Jargon-„Göhte“-Sprache zu bleiben. Von SANDRA HÜLLER dagegen, als Feten-Kracherin, hätte ich gerne mehr gesehen; sie darf hier lediglich „mitmachen“.

Und die Nebenbei-Geschichte um drei Suizid-bereite Girls aus dem Chat, darunter Chantal, die natürlich erst spät mitbekommt, was hier läuft, ist nur voll peinlich. Total überflüssig. In diesem sowieso überfüllten Umfeld. Zwei Stunden, was soll das? Mit einer knappen halben Stunde weniger wäre auch alles – und möglicherweise vorteilhafter – erzählt worden. Lassen wir es gut sein (= 2 PÖNIs).

 

 

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