EL BAR – FRÜHSTÜCK MIT LEICHE

PÖNIs: (3/5)

„EL BAR – FRÜHSTÜCK MIT LEICHE“ von Álex de la Iglesia (Co-B + R; Spanien/Argentinien 2016; Co-B: Jorge Guerricaechevarría; K: Ángel Amorós; M: Carlos Riera, Joan Valent; 102 Minuten; deutscher Heimkino-Start: 24.08.2017); schon der eigenwillige Vorspann signalisiert, hier passiert gleich etwas Ungewöhnliches; denn wir sehen fließende Bakterien, allerhand Mikroben und sonstig sich schleimig bewegendes Inneres. Aus Körpern. Dann der Blick auf lauter nervöse Menschen. Die mit ihren „Technik-Maschinen“ hantieren, angespannt durch die Gegend laufen, ihre Gesichter sind eher mürrisch denn entspannt. Dann geht es hinein. In ein kleines Bistro. Mitten in Madrid. Dort herrscht reger Betrieb: schnell mal: Espresso, einen Café, ein unverbindliches Gespräch, kaum geduldige Kunden, die Wirtin und ihr langjähriger Angestellter kennen das und können locker damit umgehen. Plötzlich Schüsse. Vor der Tür. Ein Kunde, der gerade die Bar verlassen hatte, ist getroffen. Als ein Müllmann ihm helfen will, wird dieser ebenfalls liquidiert. Von wem? Warum? Was überhaupt ist plötzlich – draußen – los? Wo keine Menschenseele mehr zu sehen ist? Die Verbliebenen in der Bar trauen sich nicht mehr vor die Tür. Beginnen zu rätseln. Zu spekulieren. Haben keinen Empfang auf ihren Handys. Was könnte DAS bedeuten? Die ersten Ausraster. Der einzelne Mensch, eben noch friedlich gestimmt, beginnt sich zu „entblättern“. Von wegen: Wie was zu tun ist; wer was mehr bestimmen kann; dann zeigt sich einer mit einer Pistole. Plötzlich tauchen draußen Uniformierte auf, die aber die Sich-Selbst-Eingeschlossenen völlig ignorieren. Verzweiflung macht sich hier-drinnen breit. Tendenz: zunehmend.

Das Rudel der üblichen Verdächtigen: Empfindsame Schwache, Angeber-Starke, Vollmundige, Ängstliche, Verunsicherte. Ein „cleverer“ Penner. Man einigt sich auf eine „Seuchen-Variante“, als ein übel aussehender Fast-Toter im Keller auftaucht. Dann beginnen die Aktionen von wegen: Ich will überleben, verdammt nochmal. Und wenn es sein muss, mit aller Gewalt. Es wird „pikant“.

Der am 4. Dezember 1965 in Bilbao geborene Drehbuch-Autor und Regisseur ÁLEX DE LA IGLESIA gilt als Großmeister von einheimischen Thriller- und Horror-Grotesken. Hat sich mit Spannungsfilmen etabliert wie „Perdita Durango“ (1997); „Allein unter Nachbarn“ (2000/drei „Goyas“); mit dem mit Elijah Wood und John Hurt hochkarätig besetzten Spitzen-Suspense-Drama „Oxford Murders“ (2009/s. Heimkino-KRITIK) sowie „Mad Circus – Eine Ballade von Liebe und Tod“ (2010/Regie-Preis beim Venedig-Festival) und dem Dokumentarfilm „Messi“ über den berühmten Fußballer (2014). Álex de la Iglesia besitzt einen hervorragenden, viel-geachteten internationalen Branchen-Namen. Mit „El Bar“, der im Frühjahr im Berlinale-Wettbewerb lief, schwächelt er ungewohnt; denn der „erfreulich dreckige Genre-Bastard“ („Tagesspiegel“) hinkt sich durch eine schablonenhaft zusammengefügte Charakter-Gemeinde; erreicht aber dennoch – abgemildert – weiterhin Reiz, Aufmerksamkeit und Thriller-Anspannung durch seine fortwährenden – überzeugend-gelungenen – grob-schwarz-komischen Pointen: bei diesen zunehmenden soziopathischen Auswüchsen durch das „wilde“ Rest-Personal.

„El Bar“ ist ein herbes Spektakel, das viel Spaß-Raum lässt für fetzige Horror-Interpretationen und listige gesellschaftliche Alp-Träume. Als Nacht-Happen-Schocker durchaus ansteckend (= 3 PÖNIs).

Anbieter: „Koch Media“.


Teilen mit: