DER EID

DER EID“ von Baltasar Kormákur (Co-B, Co-Produzent + R; Island 2016; Co-B: Ólafur Egill Egilsson; K: Óttar Gudnason; M: Hildur Gudnadottir; 102 Minuten; Start D: 09.02.2017); ER ist als Schauspieler, Drehbuch-Autor, Produzent und Regisseur sowohl in Island wie auch international erfolgreich unterwegs: der am 27. Februar 1966 in Reykjavik als Sohn des in Island populären Malers Baltasar Samper geborene BALTASAR KORMÁKUR. Genre-Filme wie „101 Reykjavik“ (2000); „A Little Trip to Heaven“ (2005) und „White Night Wedding“ (2008) waren in seiner Heimat und dann auch international so erfolgreich, dass Hollywood auf ihn aufmerksam wurde. Dort entstanden so unterschiedliche Spannungsfilme wie 2012 „2 Guns“ (s. Kino-KRITIK) und 2014 „Everest“ (s. Kino-KRITIK). Jetzt ist Kormákur wieder nach Island zurückgekehrt, um diesen kleinen, harten Thriller zu drehen. Schwarz-ironisches Titel-Thema: Der berühmte Eid des Hippokrates, der einen Arzt verpflichtet, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln.

Er selbst spielt Finnur, einen renommierten Herz-Chirurgen und liebevollen Familienvater, dessen älteste Tochter Anna gerade volljährig geworden ist. Anna hat die Schule wegen ihrer großen Liebe Ottar, einem Drogendealer, verlassen. Der Vater ist besorgt um den Zustand und die Zukunft seiner Tochter, die sich aber nichts mehr sagen lassen will. Vater Finnur will das nicht hinnehmen und schon gar nicht akzeptieren. Als alle „normalen“ Überredungskünste nichts ändern, greift er eigenmächtig ein. Es wird schmutzig und schließlich blutig.

Die bewusste, kitzlige Moral-Frage: Wann ist Unmoral „erlaubt“? Wirklich nie? Auch nicht, wenn ich sehe und erlebe, wie meine geliebte Tochter abdriftet? Wenn ich ahne, dass sie in absehbarer Zeit „kaputt“, „zerstört“, sein wird? Darf ich dann nicht doch illegal eingreifen, obwohl die erwachsene Tochter dies ausdrücklich nicht wünscht? Finnur, der clevere und nun isolierte Arzt, trifft eine Entscheidung, die auch zeigt, wie hinter einer gutbürgerlichen Fassade ein enormes Gewaltpotenzial stecken und zum Ausbruch kommen kann.

Atmosphärisch, in dieser „doppelt“-eisigen Landschaft, cool und sehr spannend. Kormákurs Reißer um den verzweifelten Amoklauf eines „anständigen Menschen“ ist spannend und durch seine immense darstellerische Präsenz an der Rampe die packende Härte. Ein hervorragendes B-Movie (= 4 PÖNIs).

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