Charles Bronson

CHARLES BRONSON zum 70. Geburtstag (“Rundschau am Morgen“/05.11.1992)

Charles Dennis Buchinsky wird am 3. November 1922 in der Bergwerksstadt Ehrenfeld in Pennsylvania geboren. Sein Vater ist russischer Emigrant und war Deserteur der Zaren-Armee. Seine Mutter Mary stammt aus Litauen. Charles ist das 5. Kind der Familie, später wird er insgesamt 14 Geschwister haben. Schon als 10jähriger muss er im Bergwerk arbeiten, da sein Vater an der gefürchteten “Staublunge“ stirbt. Er hasst den Schmutz und leidet an Klaustrophobie. 3 Jahre schuftet er unter Tage, 16 Stunden täglich. Als er 13 ist, verscherbelt ihn seine Mutter an einen Farmer, der Billig-Arbeiter sucht. Charles hat die Schnauze voll und haut ab.

Er trampt kreuz und quer durchs Land und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Er wandert mehrmals wegen Diebstahls, Landstreicherei und Schlägereien ins Gefängnis. Schließlich bleibt er in Philadelphia hängen. Dort besucht er zum ersten Mal ein Theater. Doch ehe er sein Interesse vertiefen kann, muss er zum Militärdienst. Im Zweiten Weltkrieg wird Charles Buchinsky Bordkanonier bei der Luftwaffe. Nach dem Krieg zunächst dasselbe Bild wie vorher: Bäckergehilfe, Imbiss-Koch, LKW-Fahrer und Ausrufer beim Bingo-Spiel. Bei einer Reise nach Atlantic City lernt er einen Schauspieler kennen, der ihn für seinen Beruf interessiert. “75 Dollar in einer Woche für 2 Stunden Arbeit am Abend!“: Dieser erstaunte Spruch, den der 28jährige 1950 tat, ist heute überliefert. Diese 75 Dollar nämlich brachten den Burschen damals auf die Idee, nach Hollywood zu gehen. Er, der nie Schauspielunterricht hatte, spricht dort vor und wird engagiert.

Henry Hathaway, später einer der großen Western-Regisseure, verpflichtet ihn für eine Mini-Rolle in der Marine-Klamotte “Schrecken der 2. Kompanie“. In den Hauptrollen: Henry Fonda und Lee Marvin. Um den Schergen des Senators und Kommunistenjägers McCarthy aus dem Weg zu gehen, ändert er seinen Namen und nennt sich fortan Charles Bronson. Er wird zu einem der meistbeschäftigten Nebendarsteller in Hollywood. Denn sein pockennarbiges Gesicht spricht Bände… von Gewalt, Furcht, Rache. 1960 ist er einer der berühmten “glorreichen 7“, neben Horst Buchholz, Steve McQueen und Yul Brynner. Das Fernsehen wird auf ihn aufmerksam, und Bronson bekommt die Hauptrolle eines herumschnüffelnden Hau-Drauf-Typen in der Serie “Der Mann mit der Kamera“.

1964 will ihn Sergio Leone in Spanien für den Western “Für eine Handvoll Dollar“ engagieren, aber Bronson lehnt ab. Leone nimmt daraufhin den unbekannten “Cowboy“ Clint Eastwood, der daraufhin zum Weltstar avanciert. 1967 ist er einer der “dreckigen Dutzend“ in dem gleichnamiger Abenteuerfilm. 1968 setzt Sergio Leone gegen den Willen seiner Geldgeber, die lieber Eastwood haben wollen, Bronson für seine Western-Oper “Spiel mir das Lied vom Tod“ durch. Der Rest ist Legende.

Charles Bronson wird zum hochdotierten Weltstar. Der aber auch fortan auf das Image des harten, schweigsamen Fighters festgelegt bleibt. Ganz selten einmal, und wenn, dann in europäischen Produktionen wie “Der aus dem Regem kam“ oder “Bei Bullen singen Freunde nicht“, darf er charakterähnliche Figuren spielen. Meistens ist er “Das Gesicht“ bzw. “Der Typ“. Filme wie “Ein Mann sieht rot“, “Kalter Hauch“, “Telefon“ oder “Der Mann ohne Gnade“ entstehen. Aber Bronson hat nie geleugnet, dass das Geld für ihn die Motivation jeglichen Schaffens war und ist. Deshalb haben ihn die Intellektuellen und Kunst-Kritiker jahrzehntelang gehasst und missachtet. Heute jedoch ist der auch cineastische Stellenwert dieses außergewöhnlichen Schauspielers unbestritten.

Charles Bronson, d e r Rache-Engel des Kinos, ist heute 70 Jahre alt geworden.

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