BARFUSS IN PARIS

PÖNIs: (4/5)

„BARFUSS IN PARIS“ von und mit Abel und Gordon = Dominique Abel und Fiona Gordon (B + R; Fr/Belgien 2015; K: Claire Childeric, Jean-Christophe Leforestier; M: u.a. „Jazz Suite Nummer 1“ von Schostakowitsch; 83 Minuten; deutscher Kino-Start: 07.09.2017); mögen Sie das „Amélie“-Kino: warmherzig, charmant-spinnert, mit köstlichen Slapstick-Eskapaden und romantischem Flair, dann müssen Sie hier rein.

Die Macher: DOMINIQUE ABEL ist Belgier, FIONA GORDON Kanadierin, geboren in Australien. 1987 haben sie geheiratet. Mehr als 25 Jahre lang schufen die Beiden einen theatralischen Kosmos, geprägt von Poesie und Humor. In den 80er Jahren haben sie sich in einer alten Fabrik in Brüssel niedergelassen und ihre Compagnie, „Courage mon amour“, gegründet, mit der sie vier Stücke auf die Bühne brachten, die dann um die Welt gingen. Ohne ihr bevorzugtes Sujet aufzugeben, die Vertracktheiten des Mensch-Seins, begannen sie ab 1992 sich auch dem Kino zuzuwenden. Nach ersten Kurzfilmen realisierten sie 2006 mit „L’iceberg – Der Eisberg“ ihren ersten Langspielfilm. Zwei weitere folgten, „Rumba“ (2008) und „Die Fee“ (2011), in denen sie ihre slapstickhafte, physische Charme-Komik entwickelten, ganz im clownesken wie stoischem Stil von Pierre Étaix und Jacques Tati. Aber auch Charlie Chaplin- und Buster Keaton-Motive sind bei ihnen zu identifizieren. Besonders jetzt in und mit: „Paris pieds nus“, ihrem vierten Leinwand-Streich.

Story: SIE, rothaarig, bebrillt, knochig, eine verhuschte Bibliothekarin namens Fiona (FIONA), lebt „unerkannt“ in einem kanadischen Bergdorf, wo sie eines Tages einen Brief von ihrer betagten Tante Martha aus Paris (EMMANUELLE RIVA in ihrer letzten Rolle) erhält und um Hilfe gebeten wird, denn die 88-jährige Martha soll ins Altersheim, was diese keineswegs möchte. Die DAS als geradezu „lächerlich“ empfindet und vor der Pflegerin in ihren roten Pantoffeln abhaut. Natürlich macht sich die besorgte Fiona umgehend mit ihrem roten Wander-Rucksack auf den Weg, und „erlebt“ ab Ankunft: Paris. Ohne örtliche Kenntnisse zu besitzen oder die Sprache zu können, ist sie erst einmal völlig verzückt vom Eiffelturm. Beim ungeschickten Versuch, sich vor ihm fotografieren zu lassen, plumpst sie prompt wie „hinreißend“ in die Seine. Ein Dampfer fischt sie heraus, aber ihr Gepäck ist weg. Ganz zur Freude des Stadtstreichers Dom (ABEL), der seinen Fund in einem exklusiven Restaurant ausgiebig zu genießen beabsichtigt. Dort aber trifft er auf Fiona. Fortan sind sie ein – sehr-sehr ungleiches – Paar. Das mit und in ihren Kapriolen auch an das unsterbliche Laurel & Hardy-Duo grinsend erinnert und sich nun komisch-verzückt-verrückt auf die Suche nach der verschwundenen Martha macht. Und dabei PARIS supér hymnisiert.

Liebevoll, mit überschwänglich-emotionalen Paris-Details; aus der Sicht von Fiona, Dom und Martha in drei Kapiteln belichtet; einfach zum Mögen, mit viel schönen Komische-Käuze-Schwingungen, und mit einer wunderschönen Tanzszene zwischen der kürzlich verstorbenen Emmanuelle Riva („Liebe“) und der 83-jährigen Kult-Komiker-Ikone PIERRE RICHARD („Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“; neulich erst: „Monsieur Pierre geht online“), der hier einen feinen Gast-Auftritt absolviert.

Die Macht des Lachens und die Möglichkeit(en) der Mitmenschlichkeit: „Barfuss in Paris“ ist zum atmosphärischen Staunen-schön, zum charmanten Schmunzeln geeignet und zwinkernden Lachen-herrlich und zum intensiven KINO-Empfinden- formidabel (= 4 PÖNIs).


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