Arlington Road

Was haben beispielsweise die Attentate auf Martin Luther King und John F. Kennedy gemein? Antwort: Diese wurden jeweils von Einzeltätern verübt. Jedenfalls nach dem Ergebnis von ausführlichen amtlichen Untersuchungen, Doch das Misstrauen ist geblieben. Schließlich waren aus den offiziellen Abschlussberichten auch immer Zweifel an der Glaubwürdigkeit „der Papiere“ zu interpretieren. Die, wie gesagt, alle Täter-Schuld immer nur Einzelpersonen zuordnete.

Der neue amerikanische Film „ARLINGTON ROAD“ von Mark Pellington (USA 1998; B: Ehren Kruger; K: Bobby Bukowski; M: Angelo Badalamenti; 117 Minuten; Kino-Start: 1.4.1999); erzählt davon. Allerdings bezieht er s e i n e Geschichte nicht aus historischen Ereignissen, sondern auf verhältnismäßig aktuelle Vorkommnisse, so aus dem Jahr 1995. Damals starben bei der Explosion eines großen Verwaltungsgebäudes in Oklahoma City 168 Menschen. Wieder soll es sich um den Terroranschlag eines Einzelnen gehandelt haben, der in unserer modernen Industriegesellschaft eine Bedrohung für die Zivilisation sah. Davon ausgehend blickt der Film „Arlington Road“ auf den Geschichtsprofessor Michael Farady. Der mit seinem kleinen Sohn Grant in einem beschaulichen Vorort von Washington D. C. lebt.

Michael ist alleinerziehender Vater, seit seine Frau, eine Agentin beim FBI, bei einem Einsatz „versehentlich“ ums Leben kam. Diese private Erschütterung ist der Intellektuelle nie ganz losgeworden; Michael ist ein Einzelgänger, der gerne zurückgezogen lebt und dessen Spezialgebiet auf der Universität „die amerikanische Verfassung“ und ihre zunehmende Bedrohung durch „normalen Terrorismus“ ist. Ein Nachbarjunge verunglückt beim Hantieren mit Feuerwerkezeug. Michael hilft zufällig wie schnell und kommt dadurch mit seinen Nachbarn in Kontakt, der Familie Lang. Vater, Mutter, 3 Kinder. Scheinbar freundliche, dankbare Menschen. „Zu freundlich“ findet Michael und beginnt ein wenig zu recherchieren. Über den Werdegang von Nachbar Oliver, über seine Autobiographie. Irgendetwas macht ihn permanent stutzig und tatsächlich: Einiges stimmt hier wirklich nicht. Ein missglückter Bombenbau als vermeintliche „Jugendsünde“, eine Namensveränderung die „komischen Baupläne“ im Arbeitszimmer und dann auch die ständige Vereinnahmung von Michaels Sohn. Der inzwischen mehr in der Nachbarfamilie als Zuhause lebt. Doch Brooke, die neue Lebensgefährtin vom Grübler Michael, findet dessen „Ermittlungen“ eher unanständig.

Der Biedermann als Brandstifter? Oder doch nicht? Alles nur Spinnerei, Einbildung, eine blöde Anhäufung von Zufällen?!? Autor Ehren Kruger und Regisseur Mark Pellington verstehen es jedenfalls sehr geschickt und außerordentlich spannend, das Duell zweier ganz normaler amerikanischer Bürger von heute aufzubereiten. Dabei entwickeln sie. Gedanken und Aktionen, die teuflisch realitätsnah erscheinen, wenn es darum geht, den „normalen., schleichenden, Fanatismus“ und rechte Gewalt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten vorzuführen.

JEFF BRIDGES als geplagter Analytiker und TIM ROBBINS als sympathischer Verführer liefern sich ein packendes Duell. „Arlington Road“ ist ein ganz hervorragender, weil mit sehr vielen klugen Gedanken auftretender Hollywoodfilm, der sich übrigens auch nicht scheut, kein plumpes und verfälschendes Happy End vorzuführen, ganz im Gegenteil!

D i e s e s Filmende hier hallt noch lange nach…(= 4 ½ PÖNIs).

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