Alle Jahre wieder Kritik

ALLE JAHRE WIEDER – WEIHNACHTEN MIT DEN COOPERS“ von Jessie Nelson (USA 2014/2015; B: Steven Rogers; K: Eliot Davis; M: Nick Urata; T Bone Burnett; 107 Minuten; Start D: 03.12.2015); das alljährliche Ritual, genannt Weihnachten. Motto: Blut sorgt für Freude. Und häuslichen Frieden. Jedenfalls soll(te) es so sein. Doch warum eigentlich soll man sich zu diesem Fest zusammenfinden und Gute-Laune heucheln, wenn man sich die restliche Zeit des Jahres kaum etwas oder wenig zu sagen hat? Zumindest wenig Gutes? Weil man sich „eigentlich“ gar nicht so mag? Und sich überhaupt nur kennt und akzeptiert, weil eben das gemeinsame Verwandtschaftsblut vorhanden ist?

Die ritualisierten Emotionen. Zu Halleluja-Zeiten. Bei Family Cooper nicht anders als anderswo. Wir lernen die verschiedenen Familienmitglieder kennen. Schon bei den Oberhäuptern, den Eltern Charlotte & Sam (DIANE KEATON & JOHN GOODMAN), stimmen die Empfindungen gar nicht mehr. Man kabbelt sich andauernd, wegen Irgendwas, vor allem Belanglosem, die nachweihnachtliche Trennung ist beschlossen. Obwohl sie sich „eigentlich“ mögen. Aber irgendwie ist in der jahrzehntelangen Partnerschaft der Streit-Wurm drin. Solo-Tochter Eleanor (OLIVIA WILDE) vertreibt sich die Zeit am Flughafen, um ja nicht so früh „dort“ anzukommen und trifft auf den gestrandeten Soldaten Joe (JAKE LACY), den sie schließlich als Beziehungs-Mitbringsel für das Familien-Treffen „verpflichtet“. Dass die Beiden sich dabei sympathischer werden, ist klar.

Drumherum dann das ganze nette, wehleidige, wehmütige, tückische Generationen-Programm. Bei dem auch der nette Opa (ALAN ARKIN) mitmischt, ein pensionierter Witwer, der sich der jungen Bedienung in seinem Lieblings-Diner (AMANDA SEYFRIED als Ruby) näher fühlt als seiner eigenen Mischpoke. Währenddessen hat Charlottes Schwester Emma (MARISA TOMEI) gerade was im Kaufhaus stibitzt, was sie mit einem jungen schwarzen Polizisten konfrontiert, der so seine Psycho-Probleme hat. Im Polizei-Auto offenbart. Weitere und weiteres erspare ich mir bis auf den hübschen Einfall, dass uns der fröhliche wie reichlich verfressene Haus-Labrador Rags die ganze Spaß-Chose aus dem Off heraus begleitend-detailliert erzählt. Mit der originalen Stimme von Steve Martin übrigens.

Natürlich vorhersehbar und dennoch zum Lächeln. Natürlich Kitsch as Christmas-Kitsch-Can, aber erträglich. Sogar deutlich unterhaltsam. Weil die zahlreichen Promis hier überzeugend wie offensichtlich quietschvergnügt-selbstironisch mitmischen. „Denen“ zuzuschauen bzw. zuzuhören, ist vielfach witzig. Dank vollmundiger Pointen-Hiebe. „Love the Coopers“ wird demnächst zum festen Repertoire des weihnachtlichen TV-Angebots bei uns zählen: als Hollywood-Pendant zum köstlichen britischen Superschmalz-Movie „Tatsächlich…Liebe“.

Ein schön-sentimentaler Humor-Reigen ist Regisseurin Jessie Nelson („Corinna, Corinna“/1994; „I am Sam“/2001) gelungen; mit durchaus delikaten, geschmackvollen Gefühls-Süßigkeiten (= 3 PÖNIs).

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