Abschied vom falschen Paradies Kritik

ABSCHIED VOM FALSCHEN PARADIES“ von Tevfik Baser (D 1989; 92 Minuten; Start D: 11.05.1989).

Es ist der zweite Kino-Spielfilm des in Hamburg lebenden und arbeitenden türkischen Filmemachers. Der wurde bei uns vor zwei Jahren durch sein beachtliches Debüt “40m² Deutschland“ bekannt, in dem er das Leid einer türkischen Frau mitten im Ehe- und Wohn-Ghetto des Hamburger Kiezes beschrieb. Sein neuer Film könnte eine Art Fortsetzung sein.

Eine junge Türkin hat ihren Ehemann umgebracht. Der hat sie geschlagen und misshandelt. Im Gefängnis beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt. Fernab ihrer einengenden, unmenschlichen Heimatkultur und weg von den Blutrachedrohungen der Familie ihres Mannes findet sie, erstmals wohl, so etwas wie eine eigene Identität. Die Frauen um sie herum sind zumeist freundlich und helfen ihr, die physischen und psychischen Strapazen zu überwinden. Sogar eine erste, zarte Liebe zu einem männlichen Insassen deutet sich an. Elif hofft auf den Start in ein neues Leben, da droht die Abschiebung nach Strafverbüßung. Und die damit verbundene neue Strafverfolgung durch die türkische Justiz. Und auch ihr Schwager erklärt ihr unmissverständlich, was sie “draußen“ erwartet. Ihre Amts-Helferin wird im entscheidenden Moment krank und eine Vertretung gibt es offensichtlich nicht. Die Gefängnisleitung bekommt diesen inneren Zwiespalt der Frau nicht mit und wundert sich nur, warum Elif, nach Straferlass wegen guter Führung, gar nicht raus will. Ein Selbsttötungsversuch misslingt, am Ende geht die junge Frau langsam und ängstlich hinaus in die feindliche Welt.

“Abschied vom falschen Paradies“ ist ein bemühter, aber trostloser und vielfach unglaubwürdiger Film. Die Szenerie im Gefängnis ähnelt eher einem Familien-Bild. Schwierigkeiten werden ausgesehen anstatt angepackt. Die Dramaturgie entspricht einem Fernsehspiel und nicht einem Kino-Anliegen. Vorzüglich allerdings in der Hauptrolle: Zuhal Olcay. Aber auch: Viel zu schön, um wahr zu sein Ich will hier nicht der Kopftuch-Türkin nachpredigen, aber diese Frau hebt sich engelsgleich zu stark von den anderen herben Knast-Frauen ab. “Abschied vom Paradies“ ist ein braver, trauriger, wenig Wirkung hinterlassender Film (= 2 PÖNIs).

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