13 SINS: SPIEL DES TODES

„Der letzte Exorzismus“ war 2010 ein Horrorfilm, der an mir vorbeilief. Dabei war es der erste Ami-Film des Hamburgers DANIEL STAMM, Jahrgang 1976. Stamm wuchs in Langenhorn auf, besuchte das Gymnasium, studierte vier Jahre Drehbuch an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Ging dann nach Los Angeles, um am „American Film Institute“ Regie zu studieren. Danach blieb er dort. Sein Erstlingslangfilm war die Pseudo-Dokumentation „A Necessary Death“ (als Autor und Regisseur). Sein neuester Film, der uns jetzt fürs Heim-Kino erreicht, ist ein Remake einer thailändischen Horror-Komödie von 2006: „13: Game of Death“. Der Film von Matthew Chookiat Sakveerakul gewann mehrere Preise in Thailand und auf Festivals. Die US-Zweitauflage tauchte neulich im Programm vom hiesigen „Fantasy Filmfest“ auf. Im Original heißt sie „13 Sins“, hierzulande erscheint sie unter dem Titel:

13 SINS: SPIEL DES TODES“ von Daniel Stamm (Co-B + R; USA 2013; Co-B: David Birke; K: Zoltan Hont; M: Michael Wandmacher; 93 Minuten; Heimkino-Veröffentlichung: 09.10.2014).

Es ist die Geschichte einer lieben, aber armen, weil viel zu netten Sau. Mit Namen Elliot Brindle (MARK WEBBER). Ein sanftmütiger, aber erfolgreicher Verkäufer. Dennoch wird er entlassen. Anstatt erhoffter Beförderung – Rausschmiss. Ein Dreckskerl von Chef. Dabei hat Elliot ganz schön an monatlichen Zahlungen zu knabbern. Da ist einmal sein behinderter, autistischer Bruder Michael (DEVON GRAYE), um den er sich liebevoll kümmert, und da ist auch sein ekliger Rassisten-Dad (TOM BOWER), der zum Pflegefall geworden ist und den er jetzt auch Zuhause an der Backe hat. Zudem, Elliot wird bald heiraten, und seine Braut Shelby (RUTINA WESLEY) ist schwanger. Wie soll er das alles unter einen Finanz-Hut kriegen? Künftig? Ohne sein regelmäßiges festes Einkommen?

An einer Ampel erreicht ihn der Handy-Anruf. Ein Unbekannter „lädt“ ihn zu einem vermeintlich lukrativen Spiel ein. Es gilt, innerhalb von 36 Stunden 13 vorgegebene „Aufgaben“ zu erfüllen, dann würden insgesamt über 6 Millionen Dollar Gewinn winken. Natürlich hält Elliot DAS zunächst für einen üblen Scherz, aber nachdem er allein für das Totschlagen einer Fliege im Auto gleich mal 1.000 Dollar online überwiesen bekommt und daran anschließend für das Herunterschlucken der toten Fliege nochmal 3.622 Dollar, womit seine Kreditkarten-Schulden beglichen sind, findet er „misstrauisches Gefallen“ an der Möglichkeit, endlich seine Finanz-, also Existenznot abstreifen zu können. Einzig – dass DIE ihn offensichtlich ständig bei allem beobachten (können), hinterlässt bei ihm ein ungutes Gefühl. Und da der Anrufer schon mal von „WIR“ spricht, ahnt er, so etwas wie ein livehaftiger Teilnehmer/Kandidat einer „öffentlichen Show“ zu sein. Weil DIE offensichtlich nicht nur ALLES von ihm wissen, sondern auch sofort – 1:1 – sehen und entsprechende aktuelle Anweisungen geben. Können.

Nun aber ist er mitten drin in diesem makaberen Spiel, dessen „Bedingungen“ immer obskurer werden. Für 5.000 Dollar innerhalb der nächsten fünf Minuten ein Kind zum Weinen zu bringen oder für 10 Mille kurz mal die Holz-Krippe aus der Kirche bringen und abfackeln. Ab Aufgabe 8 geht es ans Eingemachte, wenn für 100.000 Dollar einem offensichtlichen „Mit-Spieler“ ein Teil des Arms amputiert werden soll. (Und der ihn auch noch dazu heftig „auffordert“). Danach hinterlässt der biedere Elliot Brindle eine Schneise der Verwüstung und Verbrechen. In Los Angeles. Sollte er jetzt aufgeben, wartet für lange Zeit der Knast auf ihn. Denn die Polizei hechelt nun hinter ihm her. Federführend Detective Chilcoat (RON PERLMAN), der dabei aber eine merkwürdige, fast besonnene Ruhe an den Tag legt. Während das Spektakel der Transformation immer hitziger – und für Elliot „ertragreicher“ – wird. Und er sich zunehmend als Marionette eines unsichtbaren Systems und Publikums nun seiner dunklen Ich-Seite stellen muss. Im Kampf um den begehrten Jackpot. Zu dem sich nun aber auch unerwartet weitere Spiel-Teilnehmer einfinden. Die Macher haben offensichtlich an alles gedacht. Sind äußerst geschickte Manipulatoren. Wollen WAS und immer MEHR „sehen“ für ihr Geld.

– Was sich übrigens schon in der packenden mysteriösen Eröffnungssequenz zeigt. Wo es bereits ganz fein ganz folge-richtig schmutzig dampft. –

Die Abgründe. Der eigenen Seele. Und der Geschäftemacherei. Moral = GELD. „Jeder kann sich in ein Monster verwandeln“, wenn es um extrem hohen Profit geht. Heißt es an einer Film-Stelle. Seine Anständigkeit verscherbeln. Auf der Lebensstrecke verrotten lassen. „13 Sins“ ist eine spannende, mit harten (Blut-)Bandagen ausgestattete Thriller-Farce. Pechschwarz, aber mit auch klaren Horror-Gedanken: Ist es künftig wirklich völlig unvorstellbar, dass eine lüsterne, gelangweilte, reiche Clique sich für solch eine widerliche wie offenbar ertragreiche Extremunterhaltung des Primitiv-Fernsehens einkauft? Sorgt? Grausamkeit kennt keine Scham-Grenzen. Mehr. Wenn es um „unterhaltsamen Gewinn“ geht. Und „Interessenten“, Kandidaten, gibt es zuhauf. Überall. Jederzeit. Zu ALLEM bereit. Signalisiert dieser heiße Spannungsstoff.

Das Darsteller-Personal stammt aus der zweiten Hollywood-Schicht. An der „Front-Rampe“ bewegt sich der sympathische Naivling MARK WEBBER („Just Like The Son“) mit Bedacht und Jekyll/Hyde-Charme, während „Hellboy“ RON PERLMAN seinen markanten Routine-Schädel brummig durch die düstere Szenerie lenkt. „13 Sins: Spiel des Todes“ zielt gut auf den Bauch und kloppt mächtig an die Birne. Ein faszinierender Film-Gewinn für die hiesige Heim-Kino-Unterhaltung (= 4 PÖNIs).

Anbieter: „Koch Media“

 

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