10 CLOVERFIELD LANE

FOUND FOOTAGE bedeutet „Gefundenes Filmmaterial“. Ist längst eine eigene, spezielle Film-Gattung und wird vermehrt in Horrorfilmen verbreitet. Es umschreibt Aufnahmematerial, das vermissten oder verstorbenen Personen zugeordnet und erst im Nachhinein, im aktuellen Film, gefunden wird. Das Genre wurde durch Filme wie „Blair Witch Projekt“ (1999), „Paranormal Activity“ (2007) oder „Cloverfield“ (2008) populär. In „Cloverfield“ von Matt Reeves, Co-Produzent J.J. Abrams, greift ein Monster New York City an, während ein paar junge Leute zu überleben versuchen. Der für 25 Millionen Dollar produzierte Streifen stieß auf viel Interesse und spielte weltweit über 170 Millionen Dollar ein. Seit Jahren wurde darüber spekuliert, ob es eine Fortsetzung geben würde. Jetzt ist ein Film herausgekommen, der als eine Art „Blutsverwandter“ des damaligen Films gilt, also keine direkte Fortführung ist. Er hatte sowohl in den USA wie auch bei uns im März dieses Jahres Kino-Uraufführung und ist jetzt hierzulande für das Heim-Kino herausgekommen:

10 CLOVERFIELD LANE“ von Dan Trachtenberg (USA 2014; B: Josh Campbell, Matt Stuecken, Damien Chazelle; Co-Produzent: J.J. Abrams; K: Jeff Cutter; M: Bear McCreary; 99 Minuten; Heimkino-Veröffentlichung: 18.08.2016).

Am Anfang die Trennung. Michelle (MARY ELIZABETH WINSTEAD) verlässt die Wohnung in New Orleans, nachdem sie ihren Ehemann darüber „informiert“ hat. Lässt die Wohnungsschlüssel zurück, nimmt dafür lieber die volle Flasche Whisky mit. Und ab geht die Luzie, pardon Michelle. Mit dem Auto. Plötzlich ein Unfall, Licht aus. Als das Licht wieder angeht, befindet sie sich in einem Kellerraum. Hängt am Tropf, ist mit dem verletzten Bein festgekettet. Howard (JOHN GOODMAN) stellt sich vor: Ein bulliger, grummelnder Typ, mit Pistole am Gürtel und der Mitteilung, sie sei nicht entführt, sondern im Gegenteil: in Sicherheit. Er habe ihren Unfall mitgekriegt, sie gerettet und in seinen Sicherheitsbunker gebracht. Denn „draußen“ habe ein nuklearer oder chemischer oder außerirdischer Angriff stattgefunden, die Luft sei verseucht, nur hier, in „seinem Bunker“, ist ein Überleben möglich. Ein weiter junger Mitbewohner-hier, Emmett (JOHN GALLAGHER Jr.), bestätigt Howards Version. Michelle bleibt misstrauisch. Und ihr Misstrauen überträgt sich auch auf Uns-Zusehende. Ist Howard wirklich der gütige Retter? Oder ist er nicht vielmehr ein wahnsinniger Kidnapper. Und was ist vor der Bunker-Tür tatsächlich passiert? Die Emotionen taumeln. Bewegen sich mal in diese skeptische, mal in jene übereinstimmende Richtung. Und wir taumeln gehörig angesteckt mit.

Ein außerordentlich dauer-spannender, virtuoser Thriller. Mit einer exzellent-bedrohlichen Klaustrophobie-Stimmung, pikanten Einfällen, die zu verblüffende Stimmungslenkungen führen, und ironischen Erinnerungen, wenn in dem hübsch eingerichteten (und toll ausgeleuchteten) Bunker-Wohnzimmer-hier alte Zeitschriften, VHS-Kassetten, Monopoly, Spaghetti und Jukebox-Musik an bessere Bürger-Zeiten erinnern. Bevor dann wieder diese „unruhige Gedanken“ das Geschehen übernehmen. Zum Beispiel: Was sind das für Geräusche, die manchmal über dem Bunker zu vernehmen sind? Michelle und wir wollen endlich Klarheit, was wirklich aus unserer schönen Welt und guten Luft geworden ist? Oder auch nicht?

Schon mal verraten: Am Ende macht der gedankliche wie handfeste Bezug zum Genre-Original von 2008 Sinn.

Überragend: JOHN GOODMAN (deutsche Stimme: Hartmut Neugebauer). Als sich nie in die Seelen-Karten blicken lassender Haus-, sprich Bunker-Herr Howard. In seiner enormen faszinierenden physischen Präsenz und dem furiosen Charisma. Was für ein herrlich bedrohlich-spannender Koloss! MARY ELIZABETH WINSTEAD hat schon bei Quentin Tarantino mitgemischt, in „Death Proof – Todsicher“ von 2007 spielte sie die „Lee“; im selben Jahr lernten wir sie auch als Tochter von Bruce „John McClane“ Willis in „Stirb langsam 4.0“ kennen, eine Rolle, die sie in „Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben“ 2013 wieder aufnahm; 2012 trat sie in „Abraham Lincoln Vampirjäger“ auf; 2014 in „Kill the Messenger“. Als verunsicherte, angespannte Michelle hat sie die Führungsrolle, denn der Film beschreibt sein Szenario ausschließlich aus ihrer Sicht. Und wie sie DIE an der Bunker-Rampe schultert, ist prächtig-taff. Riesig kerlig. John Gallagher Jr. schließlich, als „mitgehangener-mitgefangener“ Emmett, ist für die Stichworte und „Beruhigung“ zuständig ist; eine typische Opferrolle.

Der Debütfilm von Dan Trachtenberg kommt klasse ‚rüber. Foppt die Gemeinde lange Zeit bravourös, bevor er aufs „Genre-Eingemachte“ zielt. „10 Cloverfield Lane“ trifft ins Unterhaltungs-Volle! Ist ein Heimkino-HIT!!!!(= 4 PÖNIs).

Anbieter: „Paramount Pictures“

 

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